Australien: Task Force klärt nukleare Optionen ab

Der australische Premierminister John Howard hat eine Task Force eingesetzt, die bis Ende Jahr eine wissenschaftlich fundierte Übersicht über die langfristigen Aussichten für eine gesteigerte Uranproduktion, den Aufbau von Anlagen des Kernbrennstoffkreislaufs sowie den Einstieg in die nukleare Stromproduktion erarbeiten soll.

5. Juni 2006

«Australien verfügt über 40% der weltweit nachgewiesenen und wirtschaftlich günstig abbaubaren Uranreserven», erklärte Howard am 6. Juni 2006 an einer Medienkonferenz in Canberra. Es sei «töricht», zu den weltweit grössten Natururanexporteuren zu zählen und selbst auf die Wertschöpfung im Brennstoffkreislauf, etwa bei der Urananreicherung, zu verzichten. Zudem habe er mit Überraschung festgestellt, dass eine steigende Zahl von Umweltschützern in Australien angesichts der Klimaproblematik und des steigenden weltweiten Energiebedarfs die Kernenergie mit neuen Augen betrachte. Die Task Force hat deshalb auch abzuklären, in welchem Umfang die Kernenergie in den australischen Energiemix einbezogen werden könnte.

Wirtschaftlichkeitsstudie zu Atomstrom

Zu diesem Thema hat die staatliche Australian Nuclear Science and Technology Organisation (Ansto) Ende Mai 2006 eine Untersuchung des britischen Energiespezialisten Prof. John Gittus über die mutmasslichen Kosten beim Einstieg Australiens in die Kernenergie publiziert. Die Studie «Introducing Nuclear Power to Australia - an Economie Comparison» kommt wie zuvor eine Untersuchung der Universität Melbourne zum Schluss, dass unter bestimmten Bedingungen ein erstes Kernkraftwerk in Australien mit Gas- oder Kohlekraftwerken wettbewerbsfähig ist und nicht zwingend vom Staat subventioniert werden muss. Die Studie kommt zu folgenden Ergebnissen:

  • Die Stromproduktion eines Kernkraftwerks vom Typ des AP1000 von Westinghouse ist - einschliesslich der Stilllegungs- und Entsorgungskosten - billiger als die Stromproduktion aus Kohle oder Erdgas (Combined-cycle-Gasturbine, CCGT). Dies gilt aber nur, falls dieser AP1000 erst gebaut wird, nachdem bereits eine grössere Zahl von Kernkraftwerken desselben Typs den Betrieb aufgenommen hat (der Druckwasserreaktor AP1000 gehört zur fortgeschrittenen dritten Generation und ist noch nicht gebaut worden). Ein solches Projekt kann ohne Staatshilfen verwirklicht werden.
  • Falls in Australien jedoch der weltweit fünfte bis neunte AP1000 gebaut und vollständig privat finanziert würde, lägen die Produktionskosten wegen des höheren Risikos von unerwarteten Kostensteigerungen etwas höher als bei Kohle und Erdgas. Das Risiko solcher «First-of-a-kind»-Kosten könnte für den Betreiber auf ein akzeptables Niveau gesenkt werden, wenn der Staat rund 14% an die Investitionskosten beisteuert und in den ersten zwölf Betriebsjahren eine Subvention von rund 21 % der Stromproduktionskosten gewährt.
  • Falls in Australien gar der weltweit erste AP1000 gebaut würde, wäre dieses Kernkraftwerk mit den fossilen Konkurrenten nicht wettbewerbsfähig, wenn der Betreiber die «First-of-a-kind»-Risiken alleine zu tragen hat. Der Staat müsste in diesem Fall rund 53% der Investitionskosten übernehmen und in den ersten zwölf Betriebsjahren ebenfalls eine Subvention von rund 21 % der Stromproduktionskosten gewähren.

Klimaschutz verbessert Wettbewerbsposition der Kernenergie

In diesen Berechnungen sind allerdings bei Kohle und Erdgas keine CO2-Kosten enthalten. Wenn sich Australien jedoch der Treibhausgasbörse der EU (Emission Trading Scheme, ETS) anschliessen würde, kommt die Studie zu anderen Ergebnissen: Atomstrom wäre dann in Australien in allen oben geschilderten Fällen billiger als Kohlestrom. Auch im Vergleich zu CCGT-Kraftwerken schneidet unter Einbezug der CO2-Kosten die Kernenergie besser ab, ausser im Fall des Baus des weltweit ersten AP1000, wenn der Betreiber die gesamten «First-of-a-kind»-Risiken übernehmen müsste.

Quelle

M.S. nach Büro des australischen Premierministers, Medienmitteilung, 6. Juni 2006, und Ansto, Studie «Introducing Nuclear Power to Australia - an Economie Comparison», März 2006

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