Biblis-Rückbauarbeiten offiziell begonnen

Mit der symbolischen Demontage einer Pumpe haben die hessische Umweltministerin Priska Hinz und Kraftwerksleiter Horst Kemmeter am 19. Juli 2017 offiziell den Startschuss für den Rückbau der beiden Druckwasserreaktorblöcke des Kernkraftwerks Biblis gegeben.

26. Juli 2017

Die Doppelblockanlage Biblis liegt 13 km nordöstlich der Stadt Worms auf der hessischen Rheinseite. Die nun offiziell begonnenen Rückbauarbeiten sollen rund 15 Jahre in Anspruch nehmen. Block A ist bereits Brennelement frei. Im November 2016 wurde der letzte von 24 Castor-Behältern abgefertigt. Die ausgedienten Brennelemente werden im Standortzwischenlager (SZL) auf dem Kraftwerksgelände gelagert. Aus Block A wurde damit mehr als 99% des radioaktiven Inventars entfernt. Block B soll ab Mitte 2018 Brennelement frei sein.

Die beiden Biblis-Einheiten waren 1974 und 1976 in Betrieb gegangen. Sie stellten gemeinsam eine elektrische Leistung von rund 2400 MW bereit. Im Zuge des beschleunigten Kernenergieausstiegs Deutschlands musste die RWE Power AG die Blöcke bereits 2011 endgültig vom Netz nehmen. Das Unternehmen stellte ein Jahr darauf beim hessischen Umweltministerium Anträge auf Stilllegung und Abbau des Kraftwerks. Diesen Anträgen wurde mit der Erteilung einer Stilllegungs- und Abbaugenehmigung am 30. März 2017 stattgegeben.

Die nächsten Schritte

Die RWE konzentriert sich in diesem Jahr auf die technische Stillsetzung und der Abbau von Systemen, in deren Bereichen künftig die für die Bearbeitung und Behandlung der Abbaumaterialien notwendigen Einrichtungen aufgebaut werden sollen. Um Komponenten und Rohrleitungen für den Abbau vorzubereiten, werden diese in einem ersten Schritt abisoliert. Weiter muss die elektrische Eigenbedarfsanlage umgebaut werden. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Abbau von Systemen, die im Restbetrieb nicht mehr benötigt werden. Von den ursprünglich in Biblis rund 700 RWE-Mitarbeitern ist derzeit noch gut die Hälfte am Standort tätig. Diese werden bei einigen Abbauprojekten von Partnerfirmen unterstützt.

Der Abbau eines Kernkraftwerks findet von innen nach aussen statt. Von den umfangreichen Arbeiten wird folglich von aussen in den kommenden Jahren wenig zu sehen sein. Vor diesem Hintergrund hat RWE Power Anfang 2015 die Informations-Initiative «KW Biblis transparent» ins Leben gerufen. Diese wird mit gezielten Dialogangeboten die verschiedenen Interessensgruppen informieren.

RWE Power hat bereits Erfahrungen beim Abbau kerntechnischer Einrichtungen. Das Unternehmen nennt hierfür die Druckwasserreaktoreinheit Mülheim-Kärlich in der Nähe von Koblenz, die sich seit 2004 im Abbau befindet, und den Umbau von Block A des Kernkraftwerks Gundremmingen zum Technologiezentrum zur Behandlung von Abbauabfällen.

Rechtliches Nachspiel der angeordneten Abschaltung

Die RWE wie auch die E.On Kernkraft GmbH und die Vattenfall AB hatten gegen den 2011 politisch beschlossenen, beschleunigten Atomaussteig geklagt. Das deutsche Bundesverfassungsgericht urteilte am 6. Dezember 2016, dass der von der Regierung nach Fukushima-Daiichi beschlossene Atomausstieg zwar keiner Enteignung entspreche. Das Gericht stellte aber eine Verfassungswidrigkeit in Bezug auf einige Sachverhalte der gesetzlichen Regelungen fest.

Quelle

M.B. nach Hessischem Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Medienmitteilung, 19. Juli 2017, sowie RWE, Medienmitteilungen, 22. November 2016 und 30. März 2017

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