Cern: neues Teilchen beobachtet

Zwei internationale Forscherteams der Teilchenphysik-Experimente Atlas und CMS haben am 4. Juli 2012 am Europäischen Kernforschungszentrum Cern in Genf ihre neuesten Ergebnisse zur Suche nach dem Higgs-Teilchen – einem elementaren Boson – vorgestellt. Beide Experimente beobachteten ein bisher nicht bekanntes Teilchen, dessen Eigenschaften mit den erwarteten Eigenschaften des Higgs-Teilchens übereinstimmen.

5. Juli 2012
«Wir haben einen Meilenstein erreicht in unserem Verständnis der Natur», kommentiert Cern-Direktor Rolf-Dieter Heuer die neuen Resultate.
«Wir haben einen Meilenstein erreicht in unserem Verständnis der Natur», kommentiert Cern-Direktor Rolf-Dieter Heuer die neuen Resultate.
Quelle: Cern

Als Auftakt zur International Conference on High Energy Physics (ICHEP) im australischen Melbourne gaben Wissenschafter am Cern bekannt, dass die Atlas- und CMS-Experimente ein Teilchen beobachtet haben, das eine Masse im Bereich von 125 bis 126 Giga-Elektronenvolt (GeV) hat. Sie liegt in einem Bereich, der mit dem Higgs-Teilchen des Standard-Modells übereinstimmt. «Das ist tatsächlich ein neues Teilchen. Wir wissen, dass es ein Boson ist und dass es das bisher schwerste beobachtete Boson ist», erklärte Joe Incandela, Sprecher des CMS-Experimentes. Die statistische Aussagekraft ihrer Ergebnisse beziffern die Forscher auf «5 Sigma», was einer Fehlerwahrscheinlichkeit von 0,00006% entspricht. Ab einer Signifikanz von «5 Sigma» sprechen Physiker von einer «Entdeckung».

Die Forscher bezeichnen die vorgestellten Ergebnisse noch als vorläufig. Sie basieren auf einer Auswertung von Messdaten der beiden Teilchendetektoren Atlas und CMS der Jahre 2011 und 2012. Allerdings sind die Analysen der diesjährigen Daten noch nicht abgeschlossen. Eine Veröffentlichung der vorgestellten Ergebnisse ist für Ende Monat geplant. Ein vollständigeres Bild wird später im Jahr erwartet, nachdem weitere Daten ausgewertet worden sind.

Higgs-Boson-Hinweise auch am Tevatron

Zwei Tage vor dem Cern stellten die Wissenschafter des Fermi National Accelerator Laboratory (Fermilab) des amerikanischen Department of Energy (DOE) im Bundesstaat Illinois ihre Resultate vor. Die abschliessende Auswertung der 500 Billionen Protonen-Antiprotonen-Kollisionen, die von März 2001 bis September 2011 am Tevatron erzeugt worden waren, brachte zwar keine Lösung der Frage, ob es das Higgs-Teilchen tatsächlich gebe, aber es nähere sich der Antwort, schrieb das Fermilab in einer Medienmitteilung. «Unsere Daten deuten stark auf die Existenz des Higgs-Boson hin», erklärte Rob Roser, Co-Sprecher des Fermilab. Laut Auswertungen sollte das Higgs-Boson in einem Bereich zwischen 115 und 135 GeV zu finden sein, was das Cern bereits letztes Jahr beobachtet hatte. Die Signifikanz der Resultate gab das Fermilab mit 2,9 Sigma an.

Der britische Physiker Peter Higgs, der in den 1960er-Jahren die theoretischen Grundlagen für das nach ihm benannte Teilchen legte, war am Cern-Seminar anwesend.
Der britische Physiker Peter Higgs, der in den 1960er-Jahren die theoretischen Grundlagen für das nach ihm benannte Teilchen legte, war am Cern-Seminar anwesend.
Quelle: Cern

Quelle

M.A. nach Fermilab, Pressemitteilung, 2. Juli, Cern und Desy, Medienmitteilungen, sowie ETH life, 4. Juli 2012

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