Den Wanderfalken gefällt's am Kühlturm

Ende April sind in einem eigens montierten Nistkasten an der Südwand des Kühlturms des Kernkraftwerks Leibstadt wiederum vier junge Wanderfalken geschlüpft. Während der Aufzuchtphase kann das Wachsen und Gedeihen der Jungvögel dank einer gegenüber dem Brutplatz montierten Videokamera auf einem Bildschirm im Besucherpavillon mitverfolgt werden. Es wird erwartet, dass die Falken Mitte Juni flügge werden.

14. Mai 1999

Normalerweise brüten die Wanderfalken in Nischen an hohen, unzugänglichen Felswänden, nehmen aber auch geeignete Ersatzstandorte wie Autobahnbrücken, Industriekamine oder eben Kühltürme an. Auch bei natürlichen Felswänden ohne geeignete Nischen wird durch das Anbringen von geeigneten Nisthilfen die Brut ermöglicht. Am Kühlturm des Kernkraftwerks Leibstadt wurde auf Anregung eines Spezialisten vom Institut für Umweltnaturwissenschaften der Universität Zürich ein Nistkasten beim Positionslicht in 100 m Höhe angebracht. Dieser wurde erstmals 1997 bezogen. Letztes Jahr wurde gegenüber dem Brutplatz eine Videokamera installiert, die das Geschehen im Falkennest live auf einen Bildschirm im Besucherpavillon überträgt. Letztes Jahr konnte so die Aufzucht und das flügge Werden von vier Jungfalken beobachtet werden. Auch dieses Jahr sind wieder vier Jungvögel geschlüpft, die von ihren Eltern mehrmals täglich mit erbeuteten Tieren gefüttert werden. Waren es in den Vorjahren meist Tauben, so ist der Speiseplan dieses Jahr vielfältiger. Aufgrund gefundener Überreste wird vermutet, dass unter anderem auch Krähen dabei sind, ebenfalls Mäuse.
Erstmals ist dieses Jahr geplant, die Jungvögel zu beringen. Durch das Anbringen von nummerierten Aluminiumringen am Fuss kann bei einem Wiederfund auf die Mobilität und das Alter der Vögel geschlossen werden. Die Methode wird von den Wissenschaftern schon seit langer Zeit zur Erforschung der Vogelzüge eingesetzt. Bei den Mahlzeitresten der Falken wurden ebenfalls Ringe aus der Schweiz, aus Deutschland und Frankreich gefunden, die auf die Herkunft der erbeuteten Vögel schliessen lassen.
Aufgrund des DDT-Einsatzes brach in den 60er Jahren der Bestand des Wanderfalken und anderer Greifvögel stark ein. Aufgrund der Akkumulation von Pestiziden durch die am Ende der Nahrungskette stehenden Greife wurden die Eierschalen so dünn, dass sie während der Brut zerbrachen. Zusätzliche Verfolgungen durch Taubenzüchter und der Raub von Eiern und Jungvögeln für die Falknerei brachten den Wanderfalken beinahe zum Aussterben. Durch das Verbot des DDT sowie dank strengen Schutzmassnahmen erholte sich der Bestand wieder und beträgt heute nach Schätzung von Fachleuten etwa 250 bis 350 Brutpaare in der Schweiz, vergleichbar mit dem Steinadler. Die Tendenz ist immer noch steigend. Limitierender Faktor scheint primär das knappe Angebot an geeigneten Nistmöglichkeiten zu sein, vor allem im Mittelland. Daher ist es durchaus möglich, durch das Anbieten geeigneter Nistgelegenheiten den Wanderfalken an weiteren Standorten anzusiedeln.

Quelle

M.E.

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