ElCom: Jahresrückblick 2015

Die Stromversorgungssicherheit in der Schweiz ist – trotz der angespannten Lage im vergangenen Winter – gut und mittelfristig gewährleistet. Zu diesem Schluss kommt die Eidgenössische Elektrizitätskommission (ElCom). Sie sieht indes Handlungsbedarf – insbesondere bei den Netzen und in der Stromproduktion.

20. Juni 2016

Beim Schweizer Stromnetz müsste gemäss ElCom die Ausbauarbeiten beim Übertragungsnetz – speziell bei den Projekten mit hoher Relevanz für die Versorgungssicherheit – weiterhin kritisch beobachtet werden. Mit Blick auf Stromimporte sei insbesondere das Winterhalbjahr zu beachten, erklärte die ElCom an der Vorstellung des Berichts zur Stromversorgungssicherheit der Schweiz 2016 und des Sonderberichts zur Versorgungssicherheit im Winter 2015/16. Nähern sich die Pegelstände der Speicher im Frühling ihrem jährlichen Minimum, sei die Verfügbarkeit der Importoption besonders relevant. Da ein Grossteil des importieren Stroms über das 380-kV-Netz in die Schweiz fliesse, sei eine ausreichende Transformatorenkapazität unabdingbar, um den Strom von der 380-kV-Netzebene auf die tieferen Spannungsebenen herunterzutransformieren und für die inländische Versorgung bereitzustellen. Die voraussichtlichen Engpässe beim Import könnten durch den Ausbau an den Knoten Laufenburg und Beznau am effizientesten reduziert werden, erklärte die ElCom. Zentral sei auch der Kuppeltransformator Mühleberg mit der Anschlussleitung Bassecourt-Mühleberg. Die Realisierung dieses Projekts ist für die ElCom kritisch, da die Transformierung von der Spannungsumstellung der Leitung von Bassecourt nach Mühleberg auf 380 kV abhängt. Verzögerungen bei diesem Projekt erhöhten deshalb die Risiken der tendenziell wachsenden Importabhängigkeit.

Vorsicht vor zunehmenden Importen

Bei der Stromproduktion sprach sich die ElCom für den Erhalt einer angemessenen Eigenproduktionsquote aus. Sollte sich die Importabhängigkeit der Schweiz in den nächsten Winterhalbjahren aufgrund von Stilllegungen der Kernkraftwerke merklich erhöhen, wäre laut ElCom zu prüfen, wie die Zusammensetzung des Schweizer Kraftwerkparks im Sinne einer hohen Versorgungssicherheit auszusehen hätte. Die Kommission ist der Auffassung, die hohe Versorgungssicherheit in der Schweiz stelle eine wichtige Grundvoraussetzung unserer Lebensqualität dar und trage in erheblichem Masse dazu bei, die Schweiz als attraktiven Wirtschaftsstandort hochzuhalten. Diese Qualität dürfe langfristig nicht einzig durch die Option Stromimport garantiert sein.

Importzunahme wahrscheinlich

Laut Bericht des Pentalateral Energy Forum (PLEF) zum «Generation Adequacy Assessment» soll die Versorgungssicherheit der Schweiz aufgrund der guten Anbindung an das europäische Stromnetz trotz Stilllegung des Kernkraftwerks Mühleberg bis zum Winter 2020/21 gewährleistet sein. Für die ElCom ist es heute schwer abzuschätzen, ob die erneuerbaren Energien die Kernkraftwerke ersetzen können, die derzeit zusammen eine jährliche Produktionsmenge von rund 25 TWh produzieren und eine Grundlastleistung von rund 3,3 GW bereitstellen. Da sich aufgrund der aktuellen Grosshandelspreise neue fossile Kraftwerke auch in der Schweiz nicht rentabel betreiben liessen und die Realisierbarkeit von Fördermodellen im grossen Massstab fraglich sei, dürfte sich die Importabhängigkeit in der Stromversorgung der Schweiz erhöhen, folgerte die ElCom.

Rückblick auf den Winter 2015/16 …

Die Situation im Winter 2015/16 führte vor Augen, dass die Abhängigkeit vom Stromimport in Kombination mit weiteren Faktoren zu kritischen Versorgungssituationen führen können: Der gleichzeitige Ausfall der Kernkraftwerkseinheiten Beznau-1 und -2 zusammen mit reduzierter Inlandproduktion wegen tiefer Pegel der Flüsse und sowie einer limitierten Transformatorenkapazität 380/220 kV waren die Hauptgründe für die angespannte Versorgungssituation im Winter 2015/16. Um diese zu entschärfen, ergriff die ElCom zusammen mit Swissgrid und Branchenvertretern technische und marktseitige Massnahmen. Dazu gehörte in technischer Hinsicht insbesondere die kurzfristige Erhöhung der Transformatorenkapazität am Standort Laufenburg durch die Inbetriebnahme eines Provisoriums. Marktseitig wurden Massnahmen im Bereich von Systemdienstleistungen angeordnet sowie eine temporäre Anpassung der Auktionen für Exportkapazität vorgenommen. Um Anreize für die Ausgeglichenheit der Versorgungsbilanzgruppen zu schaffen, wurde zudem die Preisobergrenze für Ausgleichsenergie aufgehoben.

Diese Massnahmen, die Wiederinbetriebnahme von Beznau 2 Ende Dezember sowie die vergleichsweise warme und regenreiche Winterwitterung führten zu einer Entspannung der Lage Anfang 2016.

… und daraus folgende Optimierungsmassnahmen

Aufgrund der Analysen in ihrem Sonderbericht zur Versorgungssicherheit Winter 2015/16 sieht die ElCom auf Gesetzesebene zwar keinen akuten Handlungsbedarf. Die rechtlichen Rahmenbedingungen genügen und die Aufgaben und Verantwortlichkeiten seien definiert. Die Kommission stellt jedoch Optimierungspotenzial bei der risikogerechten Bereitstellung von Regelenergie, der Sicherstellung einer hinreichenden Importkapazität, transparenten Netzinformationen für die Marktteilnehmende sowie bei der Überprüfung vertraglicher Beziehungen für ausserordentliche Situationen fest.

Zur ElCom

Die ElCom beobachtet und überwacht die Entwicklung der Elektrizitätsmärkte im Hinblick auf eine sichere und erschwingliche Versorgung in allen Landesteilen. Zu diesem Zweck betreibt sie ein regelmässiges Monitoring wichtiger Beobachtungsgrössen und Einflussfaktoren. Die Resultate ihrer Analysen publiziert die ElCom im Bericht zur Stromversorgungssicherheit der Schweiz, der alle zwei Jahre erscheint.

Quelle

M.B. nach ElCom, Medienmitteilung und Presserohstoff zur Jahresmedienkonferenz, 9. Juni 2016

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