Energiemix 2020: Studie für Deutschland

In Deutschland fällt bis 2020 fast die Hälfte der bestehenden Kraftwerkskapazität weg – ein erheblicher Teil davon wegen des Atomausstiegs – und es entsteht eine Lücke von rund 60'000 MW. Um diese Lücke zu füllen, werden Investitionen von mindestens EUR 86 Mrd. nötig sein. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse einer Szenarienstudie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young AG, Stuttgart (E&Y).

3. Sep. 2006

Wenn jedoch - so die Studie - die Politik auf den Atomausstieg verzichtet und Hand bietet, die heute geltende maximale Lebensdauer von 32 Jahren auf technisch-wirtschaftlich mögliche 60 Jahre auszudehnen, und wenn die Energieversorgung zudem weiter europäisch wird, reicht eine Investitionssumme von EUR 68 Mrd. aus. Richtet das Land hingegen die Investitionspolitik konsequent am Klimaschutz aus, ohne auf den Atomausstiegsbeschluss zurückzukommen, würden bis 2020 Investitionen von EUR 100 Mrd. fällig, um die Stromversorgung zu sichern.
Wie die E &Y in ihrem zusammenfassenden Kommentar schreibt, zeigt die Studie dass die Wirtschaftlichkeit neuer Kraftwerksprojekte von viel mehr Faktoren abhängt als früher und damit mit deutlich höheren Risiken behaftet ist.
Für die Studie untersuchte die E &Y vier Szenarien, die sich aus unterschiedlichen politischen Rahmenbedingungen ergeben und teilweise zu gewaltigen Unterschieden in den Ergebnissen führen.

Szenario 1 : Business as usual

Im Business-as-usual-Szenario (BAU) mit Weiterführung der bisherigen Energiepolitik stagniert der Strombedarf bei den heutigen rund 615 Mrd. kWh. Doch wird im Szenarienvergleich am meisten Erdgas zu importieren sein: Es wird 23% des Strombedarfs decken und die Erneuerbaren 20%. Die Kernkraftwerke werden praktisch verschwunden sein und die Kohle ihren Anteil in etwa halten. Investitionen von EUR 92 Mrd. sind zu tätigen, um die Versorgung zu sichern. Die Treibhausgasemissionen des Stromsektors von heute 340 Mio. t CO2 bleiben praktisch konstant.

Szenario 2: Bekämpfung des Klimawandels

Gibt die Politik der Bekämpfung des Klimawandels Priorität, ohne den Atomausstiegsbe-schluss umzustossen, sinkt die Stromnachfrage jährlich um 0,5% auf rund 570 Mrd. kWh. Der Erdgasanteil steigt auf 23% und derjenige der Erneuerbaren auf 25%. Der Kernenergieanteil verschwindet fast und die Kohle kann ihren Prozentanteil praktisch halten. Jedoch geht wegen forcierter Sparmassnahmen die Erzeugung aus fossilen Quellen in absoluten Zahlen zurück. Die Investitionen sind in diesem Szenario mit EUR 100 Mio. am höchsten und die Treibhausgasemissionen sinken am meisten, nämlich um 14% auf 292 Mio. t im Jahr

Szenario 3: freies Spiel der Kräfte

Wird der Markt zunehmend dem freien Spiel der Kräfte überlassen, kommt es zu einem heftigen Auf und Ab bei den Investitionen. Die Stromnachfrage wird wie im BAU-Szenario auf einem praktisch konstanten Wert verharren. Doch der Anteil der Erneuerbaren bei der Erzeugung steigt nur auf 17%. Da auch in diesem Szenario die Kernenergie praktisch wegbricht, müssen die fossilen Quellen eine grössere Lücke decken. Entsprechend steigen - trotz hohen Investitionen von EUR 86 Mrd. - die Treibhausgasemissionen um 9% auf 372 Mrd. Jahrestonnen CO2.

Szenario 4: Internationalisierung

Das vierte Szenario geht von einer zunehmenden Globalisierung und einem steigenden Ein-fluss der EU auf die Energiepolitik aus. Auf den Atomausstieg wird verzichtet, die Kernkraftwerke bleiben 60 Jahre am Netz und der Strom wird günstiger zu haben sein als in den anderen Szenarien. Entsprechend steigt die Nachfrage um 0,5% jährlich auf 660 Mrd. kWh. Der Anteil der Gaskraftwerke an der Deckung wächst bloss um 1% auf 18% und derjenige der Erneuerbaren auf 15%. Investiert wird in Erneuerbare, Nachrüstungen in Kernkraftwerke, den Ersatz von fossilen Kraftwerken sowie die Verstärkung des Leitungsnetzes für einen verbesserten länderübergreifenden Stromaustausch. Der Investitionsbedarf liegt in diesem Szenario mit EUR 68 Mrd. am tiefsten. Trotzdem fallen die Treibhausgasemissionen des Kraftwerksektors um 12% auf 299 Mio. t CO2 im Jahr 2020.

Quelle

P.B. nach E&Y, Pressemitteilung, 4. September 2006

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