Ensi: Optimierungen im Licht von Fukushima

Eine vertiefte Analyse des Reaktorunfalls im japanischen Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi hat keine signifikanten Sicherheitsdefizite in den schweizerischen Kernkraftwerken aufgedeckt. Dennoch gibt es Raum für Optimierungen. Dies geht aus dem dritten Bericht des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats (Ensi) über die «Lessons Learned» hervor.

1. Nov. 2011

An einem Mediengespräch am 31. Oktober 2011 in Brugg fasste Ensi-Direktor Hans Wanner den aktuellen Stand der Erkenntnisse aus der Analyse des Unfalls in Japan zusammen: «Fukushima-Daiichi hat die Sensibilität der Öffentlichkeit für das Restrisiko erhöht. Dieser Unfall hat aber nichts mit Restrisiko zu tun.» Vielmehr sei er die Konsequenz eklatanter Auslegungsfehler, betonte Wanner.

Sicherheit als Daueraufgabe

Wanner legte dar, dass dieser Unfall bei den schweizerischen Kernkraftwerken so nicht passiert wäre. Die Analysen des Ensi bestätigen vielmehr das sehr hohe Sicherheitsniveau in der Schweiz, das seinerseits die Folge der gelebten Sicherheitskultur ist. Anders als in Japan schreibe hierzulande der Gesetzgeber vor, dass die Sicherheit einer Anlage laufend überprüft werde und allenfalls im Licht neuer Erkenntnisse nachgerüstet werden muss. Das sei in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten auch tatsächlich gemacht worden. Aber, so Wanner: «Sicherheit ist kein Zustand, sondern ein Prozess, der laufend weitergeführt wird.»

Kritisches Hinterfragen in 37 Prüfpunkten

Das zentrale Element dieser Sicherheitskultur sei das kritische Hinterfragen des jeweils Erreichten. Im Rahmen dieses Ansatzes habe das «Japan-Analyseteam» des Ensi untersucht, ob der Unfall in Japan Ansatzpunkte gebe, um die bereits hohen Sicherheitsreserven der schweizerischen Kernkraftwerke weiter zu erhöhen. In ihrem jetzt vorgestellten dritten Fukushima-Bericht «Lessons Learned und Prüfpunkte aus den kerntechnischen Unfällen in Fukushima» listet die Behörde insgesamt 37 Punkte auf, die bis 2015 durchgearbeitet und umgesetzt werden sollen. Viele dieser Überprüfungen gehören auch zum EU-Stresstest, an dem die Schweiz teilnimmt.

Die Prüfpunkte umfassen Auslegung, Notfallmanagement, Erfahrungsrückfluss, Aufsicht, Strahlenschutz sowie die Sicherheitskultur insgesamt. Von den 37 Punkten sind zwei bereits abgeschlossen, sechs werden ohnehin im Rahmen der Ensi-Aufsicht berücksichtigt, 13 Punkte sind bereits im Rahmen der Verfügungen nach dem Unfall in Japan umgesetzt oder initiiert worden, vier Punkte sind noch zu initiieren und zwölf Punkte werden auf Bundesebene im Rahmen der Interdepartementalen Arbeitsgruppe zur Überprüfung der Notfallschutzmassnahmen bei Extremereignissen in der Schweiz (IDA Nomex) weiterverfolgt.

Identifikation des Optimierungspotenzials

Im Zentrum der Prüfungen steht laut Wanner die Frage: «Sind wir noch up to date?» Die Prüfung eines Punktes bedeute nicht, dass ein Versäumnis vorhanden sie sei, sondern sie sei Teil des laufenden kritischen Hinterfragens, eben der hierzulande herrschenden Sicherheitskultur, die in Japan versagt habe. So hätten sich Fachleute aus Japan kürzlich bei einem Besuch des Ensi überrascht gezeigt, dass in der Schweiz eine Behörde sicherheitstechnische Nachrüstungen verlangen kann, das auch getan hat und weiterhin tut.

Quelle

M.S. nach Ensi, Medienkonferenz, 31. Oktober 2011

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