EU-Referenzszenario: Kohle geht zurück, Kernenergie bleibt

Die Europäische Kommission rechnet in der jüngsten Aktualisierung ihres Referenzszenarios für die künftige Stromproduktion mit einer gebremsten Neubaurate von Kernkraftwerken. Trotzdem würde bei diesem Szenario in der EU im Jahr 2050 ungefähr gleich viel Nuklearstrom erzeugt wie 2010.

15. Apr. 2014

Das überarbeitete und Ende 2013 fertiggestellte «Referenzszenario 2013» dient als Planungsgrundlage der Europäischen Kommission. Erstellt wurde es auf der Grundlage der gegenwärtigen Entwicklung und unter der Annahme, dass die in der EU und in den Mitgliedstaaten beschlossen Politiken umgesetzt werden. Gegenüber dem vorhergegangen Referenzszenario 2009 wurden die Erwartungen an die CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS) bei fossil befeuerten Kraftwerken zurückgeschraubt, ebenso die Prognose für weit vor der Küste liegende Off-Shore-Windparks. Umgekehrt sind die Erwartungen beim Solarstrom gestiegen, auch wenn diese Quelle 2050 immer noch von untergeordneter Bedeutung sein dürfte (siehe Grafik).

Kernenergie: Rückgang, dann wieder Zubau

Bei der Kernenergie führen der Reaktorunfall in Fukushima-Daiichi, die Ausstiegspolitik in Belgien und Deutschland und die durch höhere Sicherheitsanforderungen gestiegenen Erzeugungskosten gemäss dem Referenzszenario zu einem vorübergehenden Produktionsrückgang. Nach 2025 werden jedoch die Neubauten und Modernisierungen die Stilllegungen übertreffen, sodass 2050 die Stromerzeugung aus Kernenergie wieder etwa das Niveau von 2010 erreichen dürfte. Der Anteil der Kernenergie an der Stromversorgung in der EU-28 ginge jedoch wegen der grösseren Gesamtproduktion von 27% (2010) auf 21% (2050) zurück.

Da die Möglichkeiten von CCS als gering eingeschätzt werden, vermindert sich die Kohleverstromung mit der Erhöhung der CO2-Emissionszertikatspreise ab 2030 deutlich, Obwohl die in Gaskraftwerken installierte Leistung stark zunimmt, stagniert die Stromproduktion aus Erdgas. Dies liegt daran, dass Gaskraftwerke immer stärker als Back-up für die schwankende Stromerzeugung aus Wind und Sonne herhalten müssen.

Stark steigende Stromproduktionspreise

Gemäss dem «Referenzszenario 2013» werden die Entwicklungen im Stromsektor bedeutende Auswirkungen auf die Strompreise haben. So wird erwartet, dass 2020 die Stromproduktionskosten massiv höher sein werden als 2010 – dies wegen der hohen Investitionen in die Erneuerung des Kraftwerkparks, der Kapitalkosten und der steigenden Kosten für fossile Brennstoffe. Ebenfalls steigen werden die Kosten für den Netzausbau.

Quelle

M.S. nach Europäischer Kommission, EU Energy, Transport and GHG Emissions Trends to 2050, Reference Scenario 2013, manuscript completed 16 December 2013

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