Franzosen haben weniger Vertrauen in Kernenergie-Zukunft

Deutlich weniger Vertrauen in die Zukunft der Kernenergie als noch vor einem oder zwei Jahren verzeichnet eine im Dezember 1998 durchgeführte repräsentative Meinungsumfrage unter den Wählern in Frankreich, während bei Fragen zur Wirtschaftlichkeit der Kernenergie, Radioaktivität und Abfallbeseitigung die Ergebnisse im wesentlichen unverändert sind.

8. Feb. 1999

Die Verunsicherung über die Rolle der Kernenergie in zehn und zwanzig Jahren erklärt sich laut einem von der Société française d'énergie nucléaire (SFEN) verbreiteten Kommentar durch die Berichte über den im Umfragemonat von der deutschen Regierung scheinbar erreichten Kompromiss für einen raschen Ausstieg aus der Kernenergie. In den Augen der Öffentlichkeit könnte eine solche Entwicklung auch westlich des Rheins nicht ohne politische Folgen bleiben. Das Meinungsbild vom Dezember 1998 gleicht demjenigen vom April 1996: Zehn Jahre nach dem Tschernobyl-Unfall und kurz nach der Wiederaufnahme von französischen Bombenversuchen im Pazifik zeigte sich die Öffentlichkeit ähnlich verunsichert.
Seit 1992 lassen das Commissariat à l'Energie Atomique, die Cogema, die Electricité de France und die Framatome mindestens einmal jährlich die gleichen rund 30 Fragen stellen. Gemäss Umfrage vom Dezember 1998 hat das Vertrauen in die Zukunft der Kernenergie gelitten: Nur noch 47% der Befragten statt 62% wie 1997 glaubten, die Kernenergie werde in zehn Jahren noch die wichtigste Rolle bei der Energieversorgung spielen, und gar nur 30% sehen die Kernenergie in 20 Jahren in dieser Rolle. Aber die Beurteilung des technischen und wirtschaftlichen Image sowie der Sicherheit der Kernenergie war unverändert. Auch nahm das Vertrauen in die anderen Energieformen nicht zu. Vier von fünf Befragten fühlten sich nach wie vor über die Kernenergie schlecht oder gar nicht informiert. Dass dieses Gefühl nicht unberechtigt ist, zeigt die Antwort etwa auf die Frage, welche Energien zum Treibhauseffekt beitragen. Hier nannten 51% die Kernenergie, gleich viele wie das Gas (mehrere Antworten möglich). Auf der Rangliste der Risiken wurden ebenfalls kaum Verschiebungen beobachtet: Die Lagerung radioaktiver Abfälle steht nach wie vor auf Platz vier hinter Strassenverkehrsunfällen, Delinquenz und Luftverschmutzung, das heisst auf dem gleichen Rang wie die Angst vor den Risiken von Chemieabfalllagern und Aids. Die Kernanlagen selber werden als weniger gefährlich empfunden und rangieren etwa gleich wie Chemiewerke, Asbest oder genetisch veränderte Pflanzen. Weit unten in der Liste findet sich das Radon. Nachdem in der politischen Entscheidungsfindung Meinungen ein ungleich grösseres Gewicht zukommt als Tatsachen, sind die Befunde nicht ohne Bedeutung. Die Umfrage soll daher weiterhin regelmässig wiederholt werden.

Quelle

P.B. nach La correspondance nucléaire de SFEN, 9. Februar 1999

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