Herkulesaufgabe Grossbritanniens

Der nationale Rechnungshof Grossbritanniens – das National Audit Office (NAO) – warnt vor hohen Kosten beim Bau eines neuen Kernkraftwerks im Land. Das Land ist nichtsdestotrotz auf jede emissionsarme Stromproduktionsmethode angewiesen.

15. Aug. 2016

Der Bau von Kernkraftwerken sei in Grossbritannien im Vergleich zu anderen Ländern teuer und langsam. Dies liege unter anderem daran, dass Grossbritannien letztmals 1995 ein Kernkraftwerk ans Netz nahm (Sizewell-B) und folglich Fachwissen verloren habe, führt das NAO in einem Mitte Juli 2016 veröffentlichten Bericht aus. Infrastrukturkosten seien in Grossbritannien indes schon früher generell höher gewesen, ist im Bericht weiter zu lesen.

Die Autoren schätzen, dass der Bau einer neuen Kernkraftwerkseinheit in Grossbritannien zwischen USD 60 und 140 je MWh kostet. Zum Vergleich: für Südkorea nimmt das NAO Kosten von USD 30–55 je MWh an, für Frankreich USD 50–120 je MWh, für Finnland USD 45–125 je MWh und für die USA USD 58–100 je MWh.

Kernenergie in Grossbritannien Teil der Lösung

Die Climate Change Act 2008 gibt vor, die Treibhausgasemissionen bis 2050 gegenüber 1990 um 80% zu verringern. Heute sind Kohle- und Gaskraftwerke für rund einen Viertel der Treibhausgasemissionen des Landes verantwortlich. Um die Klimaschutzziele zu erreichen, setzt die Regierung auf eine emissionsarme Stromproduktion mit Wind, Sonne und Kernenergie. Damit Investitionen in die Infrastruktur auch dann gemacht werden, wenn die Marktsituation für die Stromanbieter schwierig ist, hat sie Anreize für Investitionen in Kernkraftwerke und erneuerbare Energien geschaffen.

Die Preisgarantie durch den sogenannten Strike Price ist eine solche Massnahme. Ohne diesen Mechanismus würde heute niemand in CO2-arme Kraftwerke investieren, so das NOA. Das zentrale Element der Strommarktreform sind die «Contracts for Difference» (CfD), ein Strompreismechanismus für die sauberen Energiequellen, zu denen in Grossbritannien auch die Kernenergie zählt. Nach Angaben des NAO hat das damalige britische Department of Energy & Climate Change (DECC) solche Verträge zu Gunsten von insgesamt 35 Wind- Solar-, Biomasse- und Kehrichtverbrennungsprojekte abgeschlossen, mit denen bis 2021 rund 6,6 GW zugebaut werden sollen.

Bis 2035 Zubau von 95 GW

Der Kraftwerkspark Grossbritanniens verfügt derzeit über eine installierte Leistung von 106 GW. Laut NAO-Analyse gehen die DECC-Projektionen davon aus, dass die Kapazität bis 2035 um mindestens 31 GW erhöht werden muss. Zudem sind 64 GW des heutigen Kraftwerkparks aus Altersgründen in den nächsten Jahren zu ersetzen. Das heisst, dass in Grossbritannien bis 2035 mindestens 95 GW zugebaut werden müssen. 14 GW sollen neue Kernkraftwerke erbringen und Stromleitungen mit dem Ausland den Zugriff auf rund 17 GW elektrischer Leistung erlauben.

Quelle

M.B. nach NAO, «Nuclear Power in the UK», 13. Juli, NucNet, 14. Juli 2016, sowie EIA

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