Mühleberg: vorgezogene Abschaltung für zusätzliche Sicherheitsmassnahmen

Die BKW FMB Energie AG (BKW) nimmt das Kernkraftwerk Mühleberg (KKM) gut fünf Wochen früher als für die Jahresrevision geplant vom Netz. In dieser Zeit sollen Massnahmen zur Sicherstellung der Kühlwasserzufuhr im Falle eines extremen Hochwassers realisiert werden. Dem vom Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) geforderten Nachweis für die Bewältigung eines 10'000-jährlichen Hochwassers kommt die BKW fristgerecht nach. Die zusätzlichen Massnahmen trifft die BKW aus eigener Initiative.

29. Juni 2011

Statt wie geplant am 7. August 2011 schaltet die BKW das KKM bereits am 29. Juni ab, um zusätzliche Sicherheitsmassnahmen zu realisieren. Der Reaktor des KKM wird also rund fünf Wochen vor der ordentlichen Jahresrevision heruntergefahren und vom Netz genommen. Im Anschluss an die Jahresrevision wird der Reaktor im September wieder angefahren. Grund für die vorgezogene Abschaltung sind laut BKW «neue Erkenntnisse im Bereich der auf Extremsituationen ausgelegten Hochwasserszenarien». Eigene Berechnungen der BKW zur Geschiebesituation in der Aare bei einem starken Hochwasser hatten keine eindeutigen Resultate erbracht, weshalb die BKW zusammen mit einem Forschungsinstitut der ETH Zürich zusätzliche Modellierungen durchführte. Diese haben ergeben, «dass bei bestimmten Ausnahmesituationen eine Verstopfung des Einlaufbauwerks des SUSAN-Notstandsgebäudes durch das in der Aare erwartete Geschiebe nicht ausgeschlossen werden kann».

Höherer Hochwasserschutz, zusätzliche Pumpen und ein Kompaktkühler

Aufgrund dieser Erkenntnis will die BKW in einem ersten Schritt die schon heute redundante Kühlwasserversorgung weiter ausbauen. Dazu wird laut Hermann Ineichen, Leiter Energie Schweiz, der Hochwasserschutz im Pumpenhaus der konventionellen Kühlwassersysteme mit einer zusätzlichen Wand erhöht. Daneben werden zusätzliche Pumpen installiert, die im Falle einer Verstopfung der Wasserentnahme im SUSAN-Notstandsystem Wasser aus der Aare herbeiführen können. In einem zweiten, längerfristigen Schritt soll eine diversitäre – sprich von der Aare unabhängige – Kühlwasserzufuhr sichergestellt werden. Dafür hat die BKW laut Ineichen drei Varianten erarbeitet, von denen heute der Einsatz eines Kompaktkühlers im Vordergrund steht. Dieses System bestünde aus einem Grundwasserbrunnen, der zur Abführung der Nachzerfallswärme genutzt würde, sollte die Wasserzufuhr aus der Aare verstopft sein.

Wirtschaftlichkeit weiter gewährleistet

Die baulichen Massnahmen der nächsten Wochen machen laut Kurt Rohrbach, Vorsitzender der Unternehmensleitung, Investitionen in der Höhe von rund CHF 10 Mio. nötig. Dazu kommen wirtschaftliche Einbussen von rund CHF 20 Mio. unter anderem für den Ersatz der ausfallenden Stromproduktion. Rohrbach räumte ein, dass deswegen und wegen schon früher verkündeten Kürzung der Kosten im Netzbetrieb sowie wegen der Abschreibung der Projektkosten für die Ersatzkernkraftwerke der bisherige finanzielle Ausblick der BKW für 2011 nicht mehr bestätigt werden kann. Jedoch ist der wirtschaftliche Langfristbetrieb laut Rohrbach auch mit den nun anfallenden Zusatzinvestitionen weiter gewährleistet. Ineichen bekräftigte, dass sich sowohl die unmittelbar anstehenden Veränderungen und der geplante Kompaktkühler sowie weitere Investitionen für die BKW lohnen würden.

Anforderungen des Ensi werden erfüllt

Bis zum 30. Juni 2011 verlangte das Ensi von den Betreibern der Schweizer Kernkraftwerke die Einreichung der überarbeiteten Hochwassersicherheitsnachweise. Diesen reicht die BKW fristgerecht ein und kann laut Rohrbach den Anforderungen auch entsprechen. Der Nachweis beinhaltet auch die Erarbeitung von Hochwasserszenarien unter Berücksichtigung von Extremsituationen sowie Angaben zum möglichen Geschiebe der Aare in einer solchen Situation. Das hat die BKW zu den zusätzlichen Modellversuchen mit der ETH sowie zu den erwähnten Massnahmen veranlasst. Bis zum 31. August 2011 sind dem Ensi ausserdem Nachrüstkonzepte einzureichen, wie Erkenntnisse aus Fukushima nötig umzusetzen sind.

Das Ensi begrüsste in einer Mitteilung «diesen sicherheitsgerichteten Schritt der BKW.» Es werde die zugrunde liegenden Sicherheitsnachweise und zusätzlichen Sicherheitsmassnahmen der BKW prüfen.

Quelle

M.Re. nach BKW, Medienkonferenz und Medienmitteilung, und Ensi, Mitteilung, 29. Juni 2011

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