NEA fordert Vollkostenrechnung für Versorgungsnetze

Die Kernkraftwerke werden künftig zunehmend nicht nur für die Grundlastdeckung, sondern auch für den Lastfolgebetrieb in einem Stromversorgungssystem herbeigezogen. Dies stellt die Kernenergieagentur (NEA) der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in einem jüngst veröffentlichten Bericht fest. Damit sich diese Dienstleistung auch für die Kernkraftwerksbetreiber lohnt, schlägt die NEA eine Gesamtkostenrechnung vor.

14. Jan. 2013

Die NEA-Studie «Nuclear Energy and Renewables: System Effects in Low-carbon Electricity Systems» untersuchte die immer wichtiger werdenden Wechselwirkungen zwischen den neuen erneuerbaren und den vorhaltbaren Stromerzeugungstechnologien – wie der Kernenergie – bezüglich ihrer Kosten. Sie analysierte schwerpunktmässig die Kosten von sechs Stromerzeugungsarten: Kernenergie, Kohle, Erdgas, Onshore- und Offshore-Windkraft sowie Sonnenergie.

Die NEA-Experten empfehlen, dass die Entscheidungsträger bei der Wahl von Energieträgern die Gesamtkosten in Betracht ziehen und dass die Stromerzeuger diese Kosten gemäss dem Verursacherprinzip selbst übernehmen. Die Kosten wurden unterteilt nach Produktionskosten und Netzkosten. Letztere entstehen, um den Strom mit einer gewissen Last und Zuteilung ins Versorgungssystem einzuspeisen.

Die Studie kommt zum Schluss, dass die Kosten zahlreicher neuer Erneuerbarer auf der Netzebene die Gesamtkosten der Stromversorgung um bis zu einem Drittel erhöhen können. Die Netzkosten der vorhaltbaren – das heisst der auf Abruf dem Dispatching zur Verfügung stehenden und von ihm regelbaren – Stromquellen liegen laut Studie unter USD 3 je MWh (CHF 2,7 je MWh). Bei der Einspeisung von Erneuerbaren würden diese auf mehr als das Zehnfache ansteigen. So kämen sie beim Onshore-Windstrom auf USD 40 (CHF 37) je MWh zu liegen, beim Offshore-Windstrom auf USD 45 je MWh und beim Solarstrom gar auf USD 80 je MWh. Je höher der Anteil der neuen Erneuerbaren an der Stromversorgung sei, desto stärker wirkten sich deren Netzkosten aus, schliessen die NEA-Experten. Gegenwärtig bezahlten die Stromkonsumenten diese Kosten unbemerkt mit höheren Netzgebühren. Aber auch die Hersteller der vorhaltbaren Energien trügen einen Teil der Kosten, indem sie einen tieferen Ausnutzungsgrad ihrer Anlage in Kauf nähmen, führt die Studie aus.

Damit würden die neuen erneuerbaren Energien nicht nur mit den bereits grossen expliziten Subventionen unterstützt, sondern auch mit den genannten stillgeschwiegenen Netzkosten, geben die NEA-Experten zu bedenken. Soll die hohe Stromversorgungssicherheit in einem entkarbonisierten Versorgungssystem mit einem grossen Anteil an neuen Erneuerbaren beibehalten werden, so müssten diese Netzkosten internalisiert und ein Marktsystem eingeführt werden, das auch die vorhaltbaren Stromversorgungsformen angemessen entschädigt, so die Studie weiter.

Quelle

D.S. nach NEA, Studie «Nuclear Energy and Renewables: System Effects in Low-carbon Electricity Systems», 29. November 2012

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