Preistrends für Uran ohne Bocksprünge

Die Preise für Uran sind derzeit äusserst stabil. Weil das Recycling von atomaren Sprengköpfen sich dem Ende zuneigt, ist mittelfristig mit einem Preisanstieg zu rechnen.

17. Aug. 2012

Sie sind unspektakulär – die Preistrends, wie sie beim Uran seit einem Jahr zu beobachten sind. Das Pfund Uranoxyd (U3O8) pendelt am Spotmarkt zwischen USD 50 und 55 (CHF 49 und 54 oder für ein Kilo metallisches Uran zwischen CHF 127 und 140). Geht man etwas weiter zurück, so sind durchaus grössere Preisschwankungen festzustellen. Im Zuge des Rohstoffbooms kletterte der Rohstoff für die Kernkraftwerke Mitte 2007 auf USD 138. Diese Preisexplosion war wie im übrigen Sektor zu einem guten Teil von spekulativ orientierten Investoren getrieben. Die Finanzkrise liess die Rohstoffblase platzen. Der Preis sank bis auf USD 40. Es folgte eine Erholung bis USD 68 Anfang 2011. Danach schwächte sich der Rohstoff auf das eingangs erwähnte Niveau ab.

Die gegenüber anderen Rohstoffen relativ stabile Entwicklung hängt von verschiedenen Faktoren ab: Zum einen glätten die grossen Abnehmer China, Russland und USA mit ihrer eigenen Lagerhaltung die Preise. Zum anderen führt das Recycling aus militärischen Beständen zu einem kontinuierlichen Nachschub. Schliesslich ist der Bedarf bei Kernbrennstoffen viel besser planbar als etwa bei Erdölprodukten.

Künftig rechnen die Experten mit tendenziell steigenden Preisen. «Die Stimmung hat sich verbessert», meint Haris Khaliqi, Analyst bei Foster Stockbroking in Sydney, gegenüber der auf Finanznachrichten spezialisierten Agentur «Bloomberg». Japan sei dabei, seine Kernkraftwerkseinheiten wieder hochzufahren. «Das ist ein positiver Schritt und sollte eine gewisse Unterstützung für den Uranpreis bieten.» Khaliqi unterstreicht, dass Kernenergie für Japan auch in Zukunft ein «integraler Bestandteil des Strommix» sein werde.

Ein Anstieg der Importe Chinas wird gemäss den Analysten der JPMorgan Chase zu höheren Uranpreisen führen. Die Spot-Uranpreise dürften demnach Ende Jahr bei USD 55 notieren; im Jahr 2014 sollten sie USD 85 erreichen. Der höhere Importbedarf Chinas wird mit dem Roll-out neuer Kernkraftwerke begründet. John Wilson von Resource Capital Research (RCR) rechnet ebenfalls mit einer Erholung: «Die Uranpreise haben die Talsohle erreicht.» Er erachtet deshalb Uranförderer wie Cameco oder Paladin als attraktive Investments.

China betreibt derzeit 14 Kernkraftwerkseinheiten und 26 sind im Bau. Weitere werden folgen. «Das Land mit dem höchsten Energieverbrauch der Erde muss auf die Kernkraft setzen, um einige fossile Brennstoffe in den nächsten 20 bis 30 Jahren zu ersetzen», meint auch Patrick Dai, Analyst der Macquarie Group in Hong Kong. «Es ist nur eine Frage, wie schnell China die Expansion fortsetzt.» Zwei der drei staatlich finanzierten Unternehmen – die China National Nuclear Corp. und die China Guangdong Nuclear Power Group Co. – haben bereits begonnen, ausländische Uranlieferanten zu erwerben.

Auch der Schweizer Rohstoffmanager Urs Marti der Schärer Meier Partner AG in Baar glaubt an die Atomkraft und die Uran-Fonds des Unternehmens. «Uran hat Zukunft», sagte er in einem Gespräch mit der Basler Zeitung am 3. Dezember 2011: «Zwar wollen Deutschland und die Schweiz aus der Nukleartechnologie aussteigen. Doch global gesehen wird die Anzahl der Kernkraftwerke um rund 15% zunehmen.» Der Energiehunger werde in den aufstrebenden Märkten steigen. Und das sei nicht nur in China so. Auch Russland, Indien, die Tschechische Republik und die Ukraine würden in die Kernenergie investieren. Heute stammen gemäss Marti nur zwei Drittel der Uranproduktion aus Minen. Ein Drittel werde aus abgerüsteten Atomsprengköpfen gewonnen. Doch das Ende sei bereits im Jahr 2013 absehbar. Die Preise würden danach erheblich steigen. Nur so lasse sich die Minenproduktion um 50% erhöhen. Uran sei eine vergleichsweise günstige Ressource. Marti: «Wenn eine Kilowattstunde Atomstrom 7,9 Cent kostet, dann beträgt der Anteil des Urans nur gerade 0,6 Cent. Am meisten Kosten fallen beim Bau (6 Cent) und Unterhalt (1,2 Cent) des Kernkraftwerks an.» Für den Betrieb des Reaktors seien die Rohstoffkosten demzufolge vernachlässigbar.

Quelle

Hans Peter Arnold

Bleiben Sie auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Zur Newsletter-Anmeldung

Profitieren Sie als Mitglied

Werden Sie Mitglied im grössten nuklearen Netzwerk der Schweiz!

Vorteile einer Mitgliedschaft