PSI will enger mit Hochschulen arbeiten

Prof. Joël Mesot, seit August 2008 Direktor des Paul Scherer Instituts (PSI) will verstärkt mit den Hochschulen zusammenarbeiten. Das Ziel ist, gemeinsam die Forschung an sich und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses voranzutreiben, so Mesot an der Jahresmedienkonferenz am 23. Juni 2009.

30. Juni 2009
Prof. Joël Mesot: «Seit Herbst letzten Jahres setzen wir das Instrument der ‹gemeinsamen Professur› strategisch ein.»
Prof. Joël Mesot: «Seit Herbst letzten Jahres setzen wir das Instrument der ‹gemeinsamen Professur› strategisch ein.»
Quelle: PSI

Um sich im europäischen wie auch im weltweiten Umfeld behaupten zu können, «müssen die Hochschulen und Forschungsinstitute das schweizerische Wissenschafts- und Forschungssystem leistungs- und wettbewerbsfähig halten», stellte Mesot an der Medienkonferenz fest. Das PSI setze dazu verstärkt auf eine starke Verbindung zwischen Hochschulen und Forschungsinstituten. Ein Instrument hierzu seien «gemeinsame Professuren», wozu Mesot bereits zwei konkrete Beispiele geben konnte: Zusammen mit der ETH Zürich wurde eine Professur im Fachgebiet Neutronenstreuung besetzt und mit der Universität Bern eine Professur in Radiochemie. Weitere Professuren mit unterschiedlichen Universitäten seien derzeit in Verhandlung, darunter auch Professuren für das Fachgebiet Reaktorsysteme, so Mesot.

Nachwuchs fördern

Das PSI engagiert sich in Lehre und Ausbildung von Studierenden, Doktoranden und Postdoktoranden in den Natur- und Ingenieurwissenschaften. Gleichzeitig ist das Forschungsinstitut auch der grösste Anbieter von Lehrstellen in der Region. Zwölf Lehrberufe vom Laborant bis zur Köchin, vom Kaufmann bis zur Polymechanikerin können am PSI erlernt werden. Dabei bildet das PSI auch in sehr speziellen Berufen aus, wie zum Beispiel dem Physiklaborant. In der ganzen Deutschschweiz werden für diesen Beruf pro Jahr nur etwa 20 Lehrstellen angeboten, drei davon am PSI.

Doch das PSI, das grösste Forschungszentrum der Schweiz, setzt bei der Förderung exzellenten Personals schon viel früher an. So steht Schulklassen seit dem 4. April 2008 das neue PSI-Schülerlabor iLab zur Verfügung, wo 14- bis 15-jährige Jugendliche unter fachkundiger Anleitung selber Experimente auf dem Gebiet der Physik durchführen können. Im ersten Jahr haben bereits 135 Schulklassen von diesem Angebot gebrauch gemacht.

Dr. Fritz Gassmann, der Projektleiter des iLab, erklärt Schülern das Phänomen der Reflektion von Ultraschallwellen, die mit Hilfe eines Oszilloskops sichtbar gemacht werden.
Dr. Fritz Gassmann, der Projektleiter des iLab, erklärt Schülern das Phänomen der Reflektion von Ultraschallwellen, die mit Hilfe eines Oszilloskops sichtbar gemacht werden.
Quelle: PSI

Ehrgeizige wissenschaftliche Projekte

Dass das PSI weiterhin an der Spitze der weltweiten Forschung mitmischen wird und auch angewandte Forschung betreibt, hat Mesot an der Medienkonferenz mit drei Beispielen veranschaulicht. Zum einen nannte er die gemeinsame Entwicklung einer Brennstoffzelle mit der Firma Belenos von Nicolas Hayek. Hierfür hat das PSI unter anderem eine Technik entwickelt, die es erlaubt, mittels Neutronen die Abläufe in einer Brennstoffzelle während des Betriebs zu verfolgen. Namhafte Fahrzeughersteller nutzen dieses Wissen, um ihre eigenen Brennstoffzellen am PSI untersuchen zu lassen, erklärte Mesot.

Ein Beispiel für ein Produkt aus der Grundlagenforschung der Teilchenphysik gibt die Protonentherapie. Mit ihr werden Tumoren am PSI bereits erfolgreich behandelt. Doch die Entwicklung geht auch hier weiter. Der Kanton Aargau hat dem PSI dazu einen Förderbeitrag von 20 Mio. CHF zugesprochen, wovon 10 Mio. bereits 2008 ins Budget des PSI geflossen sind.

Mit dem geplanten Grossprojekt SwissFEL, bisher PSI-XFEL genannt, will sich das PSI weiter in der internationalen Forschung behaupten. Der sogenannte Röntgenlicht-Freie-Elektronen-Laser ermöglicht, mit Kurzzeit-Röntgenpulsen zeitaufgelöste Experimente durchzuführen. Das bedeutet, dass atomare Vorgänge gefilmt werden können. Der SwissFEL soll 2016 den Betrieb aufnehmen.

Zahlen, Daten, Fakten

Ende 2008 verfügte das PSI über rund 1300 Vollzeitstellenäquivalente. Die Hälfte davon sind Techniker und Ingenieure, was den hohen Aufwand für die Inbetriebhaltung der komplexen und leistungsfähigen Grossanlagen des PSI widerspiegelt. Ein Drittel des Personals sind Forschende.

Das PSI ist eine Forschungseinrichtung der Schweizerischen Eidgenossenschaft und wird zum grossen Teil aus Steuereinnahmen finanziert. Im Jahr 2008 übernahm der Bund mit rund 241 Mio. etwa 80% der gesamten Aufwendungen des PSI, die 2008 rund 300 Mio. ausgemacht haben. Die übrigen 20% stammen aus der Privatwirtschaft und weiteren Förderbeiträgen.

Quelle

M.B. nach PSI, Jahresmedienkonferenz, 23. Juni 2009 und PSI Jahresbericht 2008

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