Umweltministerin: Frankreich muss Neubauten planen

Ségolène Royal, die französische Ministre de l’Ecologie, du Développement durable et de l’Energie erklärte gegenüber der französischen Wochenzeitschrift «L’Usine Nouvelle», die Kernenergie sei ein Trumpf, auch wenn Fragen zur Abfallentsorgung und zur Uranversorgung verblieben.

16. Jan. 2015
Ségolène Royals Devise: Pragmatismus statt Ideologie. «Im Aufbau einer kohlenstoffarmen Wirtschaft ist die Kernenergie ein offensichtlicher Trumpf.»
Ségolène Royals Devise: Pragmatismus statt Ideologie. «Im Aufbau einer kohlenstoffarmen Wirtschaft ist die Kernenergie ein offensichtlicher Trumpf.»
Quelle: Pascal Guittet

In einem Interview mit der «Usine Nouvelle», das am 13. Januar 2015 erschien, betonte Umweltministerin Royal, die verschiedenen Energiequellen dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden. Dank der Kernenergie sei eine Energiewende möglich, da Kernkraftwerke die Versorgungssicherheit gewährleisteten.

Flamanville-3 an = Fessenheim aus

Auf die Frage, wann das Kernkraftwerk Fessenheim im Elsass abgeschaltet werde, antwortete Royal, man würde nicht schliessen um der Schliessung willen. Es werde auf der Basis eines soliden Gesetzes gehandelt und nicht aus ideologischen Gründen. Die im Entwurf zum Energiewendegesetz vorgesehene Deckelung der installierten Leistung des französischen Kernkraftwerksparks bedeute, dass mit der Inbetriebnahme des EPR Flamanville-3 zwei kleinere Einheiten vom Netz gehen müssten. Derzeit betreffe dies die beiden Einheiten des Kernkraftwerks Fessenheim, da kein anderer Vorschlag auf dem Tisch liege. Nachdem bereits Präsident François Hollande in einem Interview mit dem Radiosender France Inter Anfang Januar 2015 kein Abschaltdatum für Fessenheim nennen wollte, doppelte «L’Usine Nouvelle» bei Royal nach und wollte wissen, ob Fessenheim wie vorgesehen 2016 vom Netz ginge. Die zwei Kernkraftwerkseinheiten würden abgeschaltet, sobald der EPR Flamanville-3 den Betrieb aufgenommen habe, wiederholte Royal. Eine Schliessung könne nicht über Nacht erfolgen. 18 Monate vor Inbetriebnahme eines neuen Werks, müsse sich die Electricité de France (EDF) verpflichten, ein anderes abzuschalten, um die i vorgesehene Deckelungsvorgabe einzuhalten. Dies sehe der Gesetzesentwurf so vor.

Neue Einheiten als Ersatz

Zu ihrer Ansicht zur geplanten Investition der EDF in Höhe von EUR 55 Mrd. (CHF 66 Mrd.), um die Betriebsdauer der Kernkraftwerke zu verlängern, meinte Royal, sie habe bewusst auf das Festschreiben einer Beschränkung der Lebensdauer auf 40 Jahre – eine Forderung der Grünen – im Gesetzesentwurf verzichtet, weil das gegenüber der Industrie keine sinnvolle Vorgehensweise wäre. Auch international wäre dies ein zu ideologisch gefärbtes Anliegen. Gewisse Einheiten könnten länger in Betrieb bleiben. «Jetzt müssen die Investitionen in die Sicherheit der bestehenden Reaktoren geplant werden. Zudem muss der Bau einer neuen Reaktorgeneration vorbereitet werden, welche die alten Einheiten ersetzt, wenn sie nicht mehr nachgerüstet werden können», erklärte sie.

Aufgebauschte Polemik

Royals Ausführungen zur Kernenergie führten zu einer hitzigen Diskussion, sodass die Ministerin am Tag darauf in der «Usine Nouvelle» präzisierte, die Nutzung der Kernenergie werde gegenwärtig beibehalten, der Kernenergieanteil an der Stromerzeugung jedoch bis 2025 auf 50% verringert. Zur Verlängerung der Lebensdauer gewisser Einheiten stellte sie klar, dass 2025 das mittlere Alter des französischen Kernkraftwerksparks 40 Jahre betragen werde und 2035 also 50 Jahre. Im Einklang mit dem Ziel, einen nuklearen Anteil am Strommix beizubehalten, würden die EDF, die Areva SA und das Commissariat à l’énergie atomique et aux énergies alternatives (CEA) an zukünftigen Reaktoren arbeiten, die an bestehenden Standorten einen Teil der Einheiten ersetzen würden, deren Lebensdauer nicht verlängert werden könne. Dabei denkt Royal vor allem an Reaktoren der vierten Generation.

Quelle

M.A. nach L’Usine Nouvelle, 13. und 14. Januar 2015

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