USA: Warnung vor Radioisotopenknappheit

Die Versorgung mit dem Radioisotop Molybdän-99 (Mo-99) und seinem für die Nuklearmedizin wichtigen Tochterisotop Technetium-99-m (Tc-99-m) ist zwar zurzeit sichergestellt. Mit der geplanten Abschaltung eines für die Isotopenproduktion wichtigen Forschungsreaktors in Kanada im Oktober 2016 kann sich die Situation jedoch schnell ändern, so ein Bericht der amerikanischen National Academies of Sciences, Engineering and Medicine.

26. Sep. 2016

In dem vom amerikanischen Kongress in Auftrag gegebenen Bericht zur Versorgung mit Radioisotopen werden einerseits die Herstellung und Verwendung von Mo-99, Tc-99-m sowie von Iod-131 (I-131) und Xenon-133 (Xe-133) beleuchtet. Andererseits werden auch die Fortschritte zur Eliminierung hoch angereicherten Urans bei der Mo-99-Produktion betrachtet.

Sieben Forschungsreaktoren in Australien, Europa, Kanada und Südamerika produzieren knapp 95% des weltweit hergestellten Mo-99 mittels Bestrahlung von Targets. Das zur medizinischen Bildgebung benötigte Radioisotop wird über eine internationale Versorgungskette im Wochenrhythmus oder häufiger zu den Abnehmern transportiert. Kurze Lieferzeiten sind enorm wichtig, da Mo-99 und sein Tochterprodukt Tc-99-m Halbwertzeiten von nur wenigen Tagen oder Stunden haben.

Versorgungsengpass wahrscheinlich

Die National Academies of Sciences, Engineering and Medicine halten in ihrem Bericht fest, dass der Mo-99-Bedarf der USA in der aktuellen Versorgungssituation zwar angemessen gedeckt werden könne. Dies dürfte sich aber ändern, wenn Ende Oktober 2016 in Kanada der Reaktor Chalk River National Research Universal (NRU) planmässig abgeschaltet werde. Der Forschungsreaktor soll ab dann bis zu seiner endgültigen Stilllegung im März 2018 nur noch im Notfall zur Mo-99-Produktion eingesetzt werden.

Das Komitee, das die Untersuchung durchgeführt und den Bericht geschrieben hat, empfiehlt der amerikanischen Regierung, mit Kanada einen Plan zur Versorgung von Mo-99 auszuarbeiten, sodass die USA von Oktober 2016 bis März 2018 bei Bedarf auf die Produktionskapazität des NRU zurückgreifen können. Es gebe zwar Pläne von bestehenden Versorgern im Ausland wie auch von potenziellen neuen Versorgern in den USA, die abzusehende Versorgungslücke aufzufangen. Das Komitee gibt jedoch zu bedenken, dass das Risiko eines Versorgungsengpasses bei Verzögerungen dieser Projekte markant steige.

Von HEU zu LEU

Rund drei Viertel des weltweiten Mo-99 wird mit hoch angereichertem Uran (HEU, Anreicherungsgrad von U-235 > 90%) hergestellt, dass potenziell in Explosivwaffen eingesetzt werden kann. Das meiste HEU stammt aus den USA. Gemäss Bericht haben vier der fünf globalen Mo-99-Versorger zugesagt, die Produktion auf schwach angereichertes Uran (LEU, Anreicherungsgrad

Im Bericht steht weiter zu lesen, dass Russland beabsichtigt, im globalen Mo-99-Markt als neuer Lieferant aufzutreten. Russland setze derzeit für die Isotopenproduktion noch HEU ein und habe noch keine Absichten geäussert, ob und wann auf LEU umgestellt werden soll. Das Komitee schlägt vor, die russische Regierung zur Ausarbeitung eines Zeitplans zur Umstellung der Mo-99-Produktion von HEU auf LEU zu bewegen.

Rund die Hälfte des weltweit produzierten Mo-99 wird in den USA eingesetzt. Der Verbrauch ist seit gut zehn Jahren rückläufig und hat zwischen 2010 und 2015 gar um 25% abgenommen. Die USA verfügen seit Ende der 1980er-Jahre über keine eigene Mo-99-Produktion mehr.

Quelle

M.A. nach National Academies of Sciences, Engineering and Medicine, Medienmitteilung, 21. September 2016

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