Ausbreitungsmodell für radioaktives Wasser im Pazifik

Das Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Geomar in Kiel hat eine Modellstudie über die langfristige Ausbreitung der beim Reaktorunfall in Fukushima-Daiichi freigesetzten radioaktiven Substanzen im Pazifik veröffentlicht. Demnach sorgt die starke Vermischung durch ozeanische Wirbel für eine rasche Verdünnung des radioaktiven Wassers.

17. Juli 2012
Simulierte Ausdehnung des kontaminierten Wassers im Sommer 2012 – 16 Monate nach der Reaktorkatastrophe. Die Farben illustrieren die Verdünnung relativ zur ursprünglichen Ausgangskonzentration in den japanischen Küstengewässern: Die höchsten Werte (rot gefärbt) betragen noch etwa ein Tausendstel der Werte vom April 2011.
Simulierte Ausdehnung des kontaminierten Wassers im Sommer 2012 – 16 Monate nach der Reaktorkatastrophe. Die Farben illustrieren die Verdünnung relativ zur ursprünglichen Ausgangskonzentration in den japanischen Küstengewässern: Die höchsten Werte (rot gefärbt) betragen noch etwa ein Tausendstel der Werte vom April 2011.
Quelle: Geomar

Mit Hilfe detaillierter Computersimulationen haben Forscher des Geomar die langfristige Ausbreitung radioaktiven Materials im Pazifischen Ozean untersucht, auch langlebiger Isotope wie des im Meerwasser gut löslichen Cs-137. «Nach unseren Modellrechnungen dürfte durch starke Verwirbelungen das radioaktive Wasser schon jetzt über nahezu den halben Nordpazifik verteilt worden sein», erläuterte Erik Behrens, Erst-Autor der veröffentlichten Studie, das Ergebnis. «Zudem haben Winterstürme das Wasser bis in Tiefen von rund 500 Metern vermischt.» Die damit einhergehende Verdünnung sorgt laut Modellrechnung für eine rasche Abnahme der Cs-137-Konzentrationen.

Der Effekt der ozeanweiten Vermischung werde besonders deutlich, wenn man den im Modell simulierten zeitlichen Verlauf der Strahlungswerte im Pazifik mit den Verhältnissen in der Ostsee vergleiche. Die im März und April 2011 in den Pazifik geflossene Menge an Radioaktivität sei mindestens dreimal so gross gewesen wie die Menge, die 1986 nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl in die Ostsee eingetragen wurde, erklärte der Leiter des Forschungsteams, Prof. Claus Böning. «Trotzdem sind die von uns simulierten Strahlungswerte im Pazifik bereits jetzt niedriger als die Werte, die man noch heute, 26 Jahre nach Tschernobyl, in der Ostsee findet.» Dort messe man weiterhin rund 20 Bq/m3 Wasser. Das sei gegenüber dem Normalwert leicht erhöht, aber deutlich unter dem Grenzwert für Trinkwasser.

Erste Ausläufer 2013 vor Hawaii

Nach der Modellsimulation sollten erste Ausläufer des radioaktiven Wassers etwa im Herbst 2013 die Hawaii-Inseln streifen und zwei bis drei Jahre später die nordamerikanische Küste erreichen. Den Berechnungen zufolge werde dann die radioaktive Belastung durch das Cs-137 auf 10–20 Bq/m3 abgesunken sein. Da die Wirbel im Ostpazifik viel schwächer als in der Kuroshio-Region seien, werde sich die weitere Verdünnung deutlich verlangsamen.

Quelle

M.A. nach Geomar, Medienmittteilung, 9. Juli 2012

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