BKW überprüft Reaktordruckbehälter – Leibstadt nicht betroffen

Die BKW FMB Energie AG (BKW) führt im Rahmen der gegenwärtigen Jahresrevision am Reaktordruckbehälter des Kernkraftwerks Mühleberg zusätzliche Ultraschallprüfungen durch. Damit reagiert sie auf Befunde, die im Reaktor 3 des belgischen Kernkraftwerks Doel festgestellt worden sind. Die Überprüfung erfolgt gemäss Vorgaben des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats (Ensi).

27. Aug. 2012
Der Reaktordruckbehälter von Mühleberg vor dem Einbau (historische Aufnahme). An diesem führt die BKW gemäss ihrer Safety-first-Politik zusätzliche Ultraschallprüfungen durch.
Der Reaktordruckbehälter von Mühleberg vor dem Einbau (historische Aufnahme). An diesem führt die BKW gemäss ihrer Safety-first-Politik zusätzliche Ultraschallprüfungen durch.
Quelle: Ensi

Gegen Mitte August 2012 wurden mögliche Fertigungsfehler im Grundmaterial des Reaktordruckbehälters der belgischen Kernkraftwerkseinheit Doel-3 bekannt. Da der Reaktordruckbehälter des Kernkraftwerks Mühleberg von der gleichen Schmiede – der Rotterdamsche Droogdok Maatschappij (RDM) – stammt, forderte das Ensi von der BKW die Herstellungs- und Prüfdokumentation an. Diese reichte die BKW am 14. August 2012 fristgerecht ein. Gemäss Herstellungsdokumentation von Mühleberg wurden alle Schmiede- und Walzteile des Reaktordruckbehälters während der Herstellung zu 100% geprüft. Dabei wurden laut BKW keine unzulässigen Angaben oder Lücken in der Qualitätssicherung und Dokumentation festgestellt. Alle vorgenommenen Prüfungen wurden nach der gültigen Bauvorschrift abgenommen und vom unabhängigen Schweizerischen Verein der Druckbehälterbesitzer (heute: Schweizerischer Verein für technische Inspektionen) bestätigt, schreibt die BKW in einer Medienmitteilung. Der Reaktordruckbehälter von Mühleberg habe sich bei der Inbetriebnahme in tadellosem Zustand befunden. Obwohl die Fertigung in derselben Schmiede erfolgte, gebe es wichtige Unterschiede, insbesondere beim Zulieferer des Grundmaterials, der Wandstärke und dem Zeitpunkt der Fertigung. Nach heutigem Kenntnisstand sei der Reaktordruckbehälter von Mühleberg nicht von gleichartigen Herstellungsfehlern, wie sie in Doel-3 vermutet werden, betroffen, versichert die BKW.

Um jegliche Fehler in den damaligen Herstellungs- und Überwachungsprozessen auszuschliessen, hat die BKW jedoch entschieden, eine repräsentative Fläche des Grundmaterials des Reaktordruckbehälters zu überprüfen. Über die geplanten Prüfungen sei das Ensi informiert worden. Daraufhin habe die Aufsichtsbehörde die Prüfungsmodalitäten festgelegt. Die Prüfung werde einige wenige Tage dauern und eine entsprechende geringfügige Verschiebung der Wiederinbetriebnahme von Mühleberg zur Folge haben, so die BKW.

Kernkraftwerk Leibstadt nicht betroffen

Das Kernkraftwerk Leibstadt gehört gemäss den Abklärungen des Ensi nicht zu den betroffenen Anlagen. Leibstadt befand sich zwar auf der von der belgischen Agence fédérale de contrôle nucléaire (FANC-AFCN) publizierten Liste, weil es geschmiedete Stutzen der RDM bezogen hat. Diese Stutzen sind jedoch laut Ensi nicht mit dem fehlehrhaften Grundmaterial des Reaktordruckbehälters von Doel-3 vergleichbar. Der eigentliche Reaktordruckbehälter des Kernkraftwerks Leibstadt unterscheide sich sowohl bezüglich Hersteller als auch bezüglich Herstellungsprozess von Doel-3, präzisiert das Ensi. So wurde für die zylindrischen Mantelringe, den gewölbten Boden und den Deckel des Reaktordruckbehälters kein geschmiedetes, sondern gewalztes Material verwendet. Die einzelnen Mantelringe wurden in Japan und Frankreich aus gewalztem Plattenmaterial hergestellt. Zwei Flansche und ein Bodenring wurden in Japan geschmiedet. Die niederländische Firma RDM war lediglich für die Lieferung der genannten Stutzen sowie das Einformen und die Schweissnähte von Boden und Deckel zuständig.

Quelle

M.A. nach BKW und Ensi, Medienmitteilungen, 23. August 2012

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