Schweden: Vattenfall treibt Projekt für Inbetriebnahme von SMR in Ringhals voran
Der staatlich schwedische Energiekonzern Vattenfall führt derzeit eine Machbarkeitsstudie für den Bau von mindestens zwei kleinen, modularen Reaktoren (SMR) am Standort des bestehenden Kernkraftwerks Ringhals durch. Diese könnten in den frühen 2030er-Jahren in Betrieb gehen. Gespräche mit Technologieanbietern von SMR laufen bereits. Ebenfalls beginnt Vattenfall demnächst mit den Arbeiten für die Umweltverträglichkeitsprüfung, welche Feldstudien und Bodenuntersuchungen in der Gegend um Ringhals umfassen.
«Im Juni 2022 begann Vattenfall mit einer Machbarkeitsstudie, um herauszufinden, ob es möglich ist, in den frühen 2030er-Jahren zwei oder mehr neue SMR in Ringhals in Betrieb zu nehmen. Die laufende Machbarkeitsstudie soll zeigen, ob die wirtschaftlichen, rechtlichen und technischen Voraussetzungen für den Bau von mindestens zwei solchen Reaktoren in Ringhals gegeben sind», informierte Vattenfall am 9. März 2023. Man plane die Machbarkeitsstudie bis zum Jahreswechsel 2023/24 abzuschliessen. Sie «ist ein zentraler Bestandteil der Entscheidungsgrundlage von Vattenfall für den Genehmigungsantrag bei der schwedischen Strahlenschutzbehörde und dem Land- und Umweltgericht für den Bau neuer Kernreaktoren», so Vattenfall.
Im Rahmen der Machbarkeitsstudie unternehme Vattenfall nun eine Reihe wichtiger, vorbereitender Schritte. «Wir stehen bereits im Kontakt mit mehreren potenziellen SMR-Technologieanbietern und werden im Laufe dieses Jahres bei einem oder mehreren von ihnen konkrete Vorschläge für Reaktoren einholen», sagt Desirée Comstedt, Business Development Manager für Kernkraft bei Vattenfall. Zudem beginne der Energiekonzern mit den erforderlichen Arbeiten für eine Umweltverträglichkeitsprüfung, welche Feldstudien und Bodenuntersuchungen in der Gegend um Ringhals umfasse. «Und wir bereiten uns darauf vor, nach dem Sommer zu lokalen Konsultationen einzuladen, um mit interessierten Parteien zu diskutieren», so Comstedt.
Bedarf für neue Kernkraftwerke und neue Erneuerbare in Südschweden
Am bestehenden Kernkraftwerksstandort Ringhals, das in Südschweden an der Westküste liegt, wurden zwei der vier Kernkraftwerkseinheiten bereits stillgelegt. «Es besteht ein offensichtlicher Bedarf an mehr Stromerzeugung in Südschweden, und wir glauben, dass sowohl neue Kernkraftwerke als auch ein Ausbau der Wind- und Solarenergie erforderlich sein werden», liess Comstedt verlauten.
Vattenfall sei der Ansicht, dass der bestehende Kernkraftwerksstandort Ringhals ein sehr geeigneter Standort für die neue Stromerzeugung sei und derjenige Ort in Schweden, an dem SMR am schnellsten in Betrieb genommen werden könnten. «Noch vor Weihnachten haben wir bei Svenska kraftnät [schwedischer Stromnetzbetreiber] einen Antrag auf die Einbindung neuer Stromerzeugungsanlagen gestellt», sagte Comstedt.
Laufzeitverlängerung bei bestehenden Anlagen in Vorbereitung
Neben der Machbarkeitsstudie für neue SMR in Ringhals investiere Vattenfall weiterhin in die bestehenden fünf Kernkraftwerkseinheiten Ringhals-3 und -4 sowie und Forsmark-1, -2 und 3, die insgesamt jährlich über 40 TWh Strom erzeugen. Bei Forsmark-1 laufe eine Kapazitätserweiterung um 100 MW und für Forsmark-3 laufe eine Studie für eine Kapazitätserweiterung um bis zu 250 MW.
«Wir prüfen auch, was erforderlich ist, um die Betriebszeit aller bestehenden Reaktoren um etwa 20 Jahre zu verlängern. Diese Reaktoren könnten dann bis in die 2060er-Jahre betrieben werden», liess Comstedt verlauten.
Neues Gesetz soll Kernkraft-Ausbau in Schweden vereinfachen
Schweden hat derzeit sechs kommerzielle Kernkraftwerkseinheiten an drei Standorten in Betrieb: Forsmark, Oskarshamn und Ringhals. Die schwedische Regierung stellte im Januar 2023 Pläne für eine Gesetzesänderung vor, die den Weg für weitere Kernkraftwerke freimachen soll. Das neue Gesetz würde den Bau neuer Reaktoren an geeigneten Standorten in ganz Schweden ermöglichen und soll im März 2024 in Kraft treten. Dazu braucht es aber die Verabschiedung durch das Parlament.
Quelle
B.G. nach Vattenfall, News und Medienmitteilung, 9. März 2023
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