Anne Lauvergeon: Weiterhin Transparenz bei der Cogema

Nach dem Entscheid des Berufungsgerichts von Caen über die Rechtmässigkeit der Entgegennahme bestrahlter Brennelemente aus Australien führte die französische Tageszeitung Le Monde ein längeres Interview mit Anne Lauvergeon, seit 18 Monaten an der Spitze der staatlichen französischen Kernbrennstoffgruppe Cogema.

4. Apr. 2001

Im Interview erinnerte Frau Lauvergeon an die Vorteile der Wiederaufarbeitung und kritisierte scharf die Argumente der Gegner dieser Technik als "30 Jahre alte Leier".
Frau Lauvergeon kann die Haltung und das Vorgehen der Gegner der Wiederaufarbeitung in La Hague nicht nachvollziehen. Die Klage gegen die Cogema empfinde sie als "surrealistisch", nachdem die beanstandeten Bewilligungsverfahren rechtens seien. Wer damit nicht einverstanden sei, müsse sich an die politischen Behörden und das Parlament wenden, um für eine Änderung der Rechtsordnung einzutreten. Frau Lauvergeon kann auch nicht verstehen, wie Umweltorganisationen, die sich sonst auf allen Gebieten für das Recycling einsetzten, ausgerechnet bei der Kernenergie dagegen ankämpften und die Wiederaufarbeitung verbieten wollten. Sie frage sich, ob diese Leute nicht 1972 stecken geblieben seien. Damals herrschte in Frankreich die Meinung vor, die Kernenergie habe keine grosse Zukunft. Gerade die Greenpeace-Aktivisten sollten sich fragen, ob sie nicht in die falsche Schlacht gezogen seien. Vielleicht spielten sie ihre 30 Jahre alte Leier, weil sie sich damit in ihre Jugendzeit zurückversetzt fühlten? Es gehe doch darum, Risiken abzuwägen. Und da ist es angesichts der Klimaproblematik für Frau Lauvergeon klar, dass heute alle Energiequellen gefördert werden sollten, die kein Treibhausgas CO2 in die Atmosphäre freisetzen. Frau Lauvergeon ist vom Wert des Dialogs zutiefst überzeugt. Sie hat daher seit der Übernahme des Cogema-Vorsitzes vor 18 Monaten voll auf die Karte der Transparenz gesetzt.
Weltweit sieht Frau Lauvergeon keineswegs eine Tendenz, die Wiederaufarbeitung aufzugeben, im Gegenteil. Der politisch bedingte Verzicht Deutschlands sei eine Ausnahme. So habe sich kürzlich ebenfalls Australien entschieden, bestrahlte Brennstoffe der Wiederaufarbeitung zuzuführen. Neben vielen europäischen Ländern würden auch China und Japan dafür optieren. In den USA sei eine starke politische Bewegung am Werk, das Dogma der Nichtwiederaufarbeitung zu fällen. In diesem Zusammenhang erinnerte Frau Lauvergeon an die grossen praktischen Vorteile dieser Technik: Neben der Rückgewinnung von wieder verwendbarem Uran und Plutonium mache es erst die Wiederaufarbeitung möglich, das Abfallvolumen um einen Faktor fünf zu verringern. Die chemische Toxizität der Abfälle gehe sogar um einen Faktor zehn zurück und dank der Verglasung würden die Rückstände in eine inerte Form überführt. Die direkte Endlagerung hingegen laufe darauf hinaus, das Abfallvolumen und die Giftigkeit zu maximieren.

Quelle

P.B. nach Le Monde, 5. April 2001

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