CEZ stellt Ausschreibungsverfahren für Temelin-Ausbau ein

Das tschechische Elektrizitätsversorgungsunternehmen Skupina CEZ a.s. hat das Ausschreibungsverfahren für den Ausbau des Kernkraftwerks Temelin in Südböhmen abgebrochen. Zuvor hatte die tschechische Regierung beschlossen, wegen fehlender langfristiger Ziele der EU-Strommarktpolitik keine Staatsgarantien für emissionsarme Kraftwerke zu vergeben.

15. Apr. 2014

Die tschechische Regierung beschloss am 9. April 2014, keine Staatsgarantien für den Ausbau des Kernkraftwerks Temelin zu gewähren. Angesichts der anhaltenden Debatte in der EU über die künftige Energiepolitik, habe die Regierung nicht vor, stabilisierende Massnahmen für den Bau emissionsarmer Kraftwerke anzubieten. Die Regierung sei aber weiterhin an der Entwicklung der Kernenergie in der Tschechischen Republik interessiert, erklärte Ministerpräsident Bohuslav Sobotka.

Der Entscheid der CEZ, die Ausschreibung einzustellen, bedeute nicht das Aus für Neubauten in der Tschechischen Republik, betonte CEZ-CEO Daniel Benes. Er ergänzte: «Die Gefahr, dass wir in 20 Jahren nicht imstande sein werden, den Stromverbrauch unseres Landes zu decken, ist weiterhin akut». Das Unternehmen müsse seine Pläne den Änderungen anpassen, die nun in Brüssel vorbereitet würden. Benes liess zudem verlauten, dass die CEZ den Bietern keine finanzielle Entschädigung für den Abbruch des Ausschreibungsverfahrens schulde und dass die aktuelle geopolitische Krisen in Osteuropa «keine Auswirkungen» auf den Entscheid gehabt habe.

Die CEZ hatte das öffentliche Ausschreibungsverfahren für die Lieferung zweier Reaktoreinheiten am Standort Temelin im August 2009 eröffnet. In der Schlussauswahl verblieben die amerikanische Westinghouse zusammen mit der Westinghouse Electric Company Czech Republic s.r.o. und ein russisch-tschechischen Konsortium aus der JSC Atomstroiexport, der Skoda JS a.s. und der JSC OKB Gidropress. Die Areva NP SAS war 2012 vom Bieterverfahren ausgeschlossen worden.

Verständnis von Seiten der Rosatom

Der russische Staatskonzern Rosatom, der am russisch-tschechischen Konsortium beteiligt ist, zeigte Verständnis für den Entscheid der CEZ. In einer Medienmitteilung erklärte die Rosatom, sie könne nachvollziehen, dass die CEZ mit der heutigen Projektstruktur für den Ausbau von Temelin auf einen staatlich garantierten Abnahmepreis für den zukünftig erzeugten Strom angewiesen sei und dass in Ermangelung einer solchen Garantie die CEZ Schwierigkeiten habe, das Projekt umzusetzen. Die Rosatom sei nach wie vor an einer Projektteilnahme interessiert, sobald die Tschechische Republik und die CEZ den integrierten Entwicklungsplan zur Nuklearindustrie genehmigt haben.

Enttäuschte Westinghouse

In einer ersten Stellungnahme zeigte sich die Westinghouse tief enttäuscht über den Entscheid der CEZ. Der bedeutende sicherheitstechnische, ökologische und wirtschaftliche Nutzen des AP1000 werde verkannt. Das Unternehmen blicke mit Optimismus weiterführenden Diskussionen über Alternativen entgegen, die es der Tschechischen Republik erlauben würde, die Vorteile zu erkennen, welche die Westinghouse dem Land in anderen Märkten erbringen könnte.

Quelle

M.A. nach CEZ, tschechischer Regierung, und Rosatom, Medienmitteilungen, sowie NucNet, 10. April, und Westinghouse, Medienmitteilung, 14. April 2014

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