Der Glanz der erneuerbaren Energien verblasst

Der Ausbau der erneuerbaren Energien stockt. Immer offensichtlicher wird, dass ausgerechnet die relativ unumstrittene Solarenergie ein sehr tiefes Potenzial besitzt. Das widerspiegelt sich in drastischer Weise auf dem Arbeitsmarkt.

20. Aug. 2013

Ob im In- oder Ausland: Die Entlassungswellen in der Solarindustrie in den vergangenen 18 Monaten waren nur die Spitze des Eisbergs. In den Schweizer Medien wurden unter anderem über Umstrukturierungen beim Thuner Solarkonzern Meyer Burger berichtet. Im Ausland gaben vor allem die Personalabbau-Massnahmen der Solarworld zu reden, die sich immerhin als eine der führenden internationalen Solarstromkonzerne sieht. Der Herstellungsprozess von Solarworld umfasst alle Stufen der solaren Wertschöpfungskette – vom Rohstoff Silizium über Solarwafer, Solarzellen und Solarmodule bis zu schlüsselfertigen Solarstromanlagen. Derzeit sind bei Solarworld 52 Stellen offen. Zum Vergleich: Der weltgrösste Betreiber von Kernkraftwerken, Electricité de France (EDF), bietet aktuell 967 offene Stellen an.

Fokus auf die potenziellen Nachfrager

Wir haben nachfolgend nicht nur die Angebotsseite untersucht, sondern wollten auch die Nachfrage beziehungsweise das Interesse potenzieller Mitarbeiter analysieren. Wir haben dazu weltweit die Suchabfragen auf Google der vergangenen zehn Jahre in mehreren Sprachen untersucht. Wie oft haben Internetnutzer nach Stellen in der Branche Kernenergie oder in der Branchen der erneuerbaren Energien gesucht? Die Grafik zeigt eindrücklich, dass ab 2007 das Interesse für Stellen im Sektor der erneuerbaren Energien stark ansteigt. Die Diskussionen um die Klimaerwärmung, üppige staatliche Förderprogramme und Expansionen der Branchenakteure dürften diesen Trend indirekt akzentuiert haben. Der Boom dauert bis ins Jahr 2009 an. Gleichzeitig hat allerdings die gute Konjunkturlage auch andere Energie-Sektoren wie die Atomkraft erfasst.

Energiebranche unter Druck

Im Zuge der Weltwirtschaftskrise scheinen beide Energieträger etwas an Attraktivität einzubüssen. Allerdings ist der Rückgang des Interessens für Stellen in der Solar- und Windenergie weit stärker als bei den übrigen Energiegewinnungsarten. Während das Interesse bei der Solarenergie seit dem Höhepunkt Mitte 2009 um ein Drittel eingebrochen ist, beträgt der Rückgang mit Blick auf die Kernenergie nur 17% (seit dem Höhepunkt Mitte 2010). Das führt dazu, dass in unserer Grafik das Interesse für Stellen in der Kernenergie wieder höher ist als für Erneuerbare. Allerdings sind Aussagen über Niveaus bei Google-Analysen mit hoher Unsicherheit behaftet. Das gilt jedoch nicht für die Trendverläufe an sich, die sowohl signifikant wie auch plausibel nachvollziehbar sind. Begründung: Die entsprechenden Niveaus hängen nämlich nicht nur von der Zahl der gewählten Keywords ab, sondern wie oft diese Wörter generell im allgemeinen Sprachgebrauch benutzt werden (unabhängig vom zeitlichen Trendverlauf). Zwar ist auch der Sprachgebrauch an sich Trends unterworfen. Diese Verschiebungen finden jedoch allmählich und in kleinen Schritten statt.

Wie werden die Daten abgeleitet?

Für die Analyse verwendeten wir Daten von Google. Das Tool Google-Trends analysiert aufgrund von Stichproben die über mehrere Jahre hinweg gespeicherten Google-Suchanfragen. Anhand dieser Angaben wird berechnet, wie viele Suchvorgänge für die eingegebenen Begriffe verglichen mit der Anzahl aller Suchanfragen auf Google über einen bestimmten Zeitraum durchgeführt wurden. Diese Analyse zeigt die Wahrscheinlichkeit an, mit der ein beliebiger Nutzer von einem bestimmten Standort in einem festgelegten Zeitraum nach einem gewissen Suchbegriff sucht.

Für Suchbegriffe des Tools Google-Trends ist ein bestimmter Mindestgrenzwert an Zugriffszahlen festgelegt. Suchbegriffe ohne ein ausreichendes Volumen werden nicht angezeigt. Für die Schweiz lassen sich mit dem vorliegenden Keyword-Set noch keine Aussagen machen. In Deutschland ist der Rückgang des Interessens für Erneuerbare offensichtlich. Der Trend bezüglich Stellen in der Nuklearindustrie ist hingegen aufgrund der tiefen Suchvolumina nicht messbar.

Da die Internetnutzung steigt, nehmen auch die Google-Anfragen zu einzelnen Begriffen tendenziell zu. Wie geht die Analyse nun mit dieser Veränderung um? Wir fragen nicht danach, wie häufig in absoluten Zahlen ein Begriff eingetippt wurde. Vielmehr interessieren wir uns für den prozentualen Anteil. Daraus ergibt sich eine Aussage über die Tendenz beziehungsweise Popularität eines Themas. Der Suchanfragenanteil bezeichnet das Verhältnis zwischen der Anzahl der Suchanfragen zu einem bestimmten Begriff und der Gesamtzahl von Suchanfragen (zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort). Wichtig zu wissen ist, dass das System wiederholte Suchanfragen ausschliesst, die innerhalb einer kurzen Zeitspanne von einer einzelnen Person gestellt wurden. So können derartige Suchanfragen das Anfragebild nicht verzerren.

Quelle

Hans Peter Arnold

Bleiben Sie auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Zur Newsletter-Anmeldung

Profitieren Sie als Mitglied

Werden Sie Mitglied im grössten nuklearen Netzwerk der Schweiz!

Vorteile einer Mitgliedschaft