Deutsches Kabinett beschliesst Entsorgungskonzept

Nach Abschluss einer strategischen Umweltprüfung unter Beteiligung der Öffentlichkeit hat das deutsche Bundeskabinett ein umfassendes Konzept zur Entsorgung aller radioaktiven Abfälle – das sogenannte Nationale Entsorgungsprogramm – beschlossen.

20. Aug. 2015
Bundesministerin Barbara Hendricks an der Pressekonferenz zum Nationalen Entsorgungsprogramm: «Ich bin davon überzeugt, dass der sicherste Verbleib für die radioaktiven Abfälle die Endlagerung in tiefen geologischen Formationen ist und es unsere Verantwortung ist, entsprechende Endlager im Inland zu realisieren.»
Bundesministerin Barbara Hendricks an der Pressekonferenz zum Nationalen Entsorgungsprogramm: «Ich bin davon überzeugt, dass der sicherste Verbleib für die radioaktiven Abfälle die Endlagerung in tiefen geologischen Formationen ist und es unsere Verantwortung ist, entsprechende Endlager im Inland zu realisieren.»
Quelle: BMUB / Harald Franze

In Übereinstimmung mit den Vorgaben der EU enthält das Nationale Entsorgungsprogramm eine umfassende Gesamtdarstellung der Strategie der deutschen Bundesregierung, wie radioaktive Abfälle verantwortungsvoll und sicher entsorgt werden sollen.

Für die Endlagerung der radioaktiven Abfälle sieht das Konzept des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) zwei Standorte vor: das bereits genehmigte Endlager Konrad im niedersächsischen Salzgitter für schwach- und mittelaktive Abfälle und einen noch festzulegenden Standort für hochaktive Abfälle. Das Konzept sieht keine Erweiterung von Konrad mehr vor, wie ursprünglich vorgeschlagen.

Grundlage ist laut BMUB ein aktuelles Verzeichnis, das alle Arten radioaktiver Abfälle umfasst, die in Deutschland endgelagert werden sollen. Es schliesst sowohl die hochaktiven Abfälle, namentlich die abgebrannten Brennelemente aus den Kernkraftwerken und zurückgeführte Abfälle aus der ausländischen Wiederaufarbeitung als auch schwach- und mittelaktive Abfälle aller Art ein. Zudem enthält das Verzeichnis eine Prognose über die zu erwartende Menge radioaktiver Abfälle bis 2080.

Die erwarteten Mengen radioaktiver Abfälle sind im Nationalen Entsorgungsprogramm detailliert aufgeführt. Dabei handelt es sich um:

  • rund 10’500 t Schwermetall in rund 1100 Behältern in Form bestrahlter Brennelemente aus dem Betrieb der Kernkraftwerke
  • rund 300 Behälter mit hoch- und mittelaktiven Abfällen aus der Wiederaufarbeitung bestrahlter Brennelemente im europäischen Ausland
  • rund 500 Behälter mit bestrahlten Brennelementen aus dem Betrieb von Forschungs-, Entwicklungs- und Demonstrationsreaktoren.

Zusätzlich werden rund 600’000 m3 schwach- und mittelaktive Abfälle eingeplant. Dieses Volumen umfasst insbesondere erwartete radioaktive Abfälle aus dem Betrieb und Rückbau der Kernkraftwerke, aber auch radioaktive Abfälle aus Industrie, Medizin und Forschung. Ausserdem sind derzeitige Schätzungen zur Abfallmenge aus der Schachtanlage Asse II berücksichtigt. Die dort eingelagerten Abfälle sollen zurückgeholt werden und es wird von einem Volumen in einer Grössenordnung von 200’000 m3 ausgegangen. Des Weiteren sind in dieser Schätzung auch 100’000 m3 Abfälle aus der Urananreicherung vorsorglich eingeplant, die entsorgt werden müssen, sofern diese nicht verwertet werden.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks erklärte an der Pressekonferenz: «Mit dem Entsorgungsprogramm schaffen wir Transparenz und eine belastbare, solide gerechnete und ungeschönte Planung für die Entsorgung des Atommülls. In den Stellungnahmen der Bürgerinnen und Bürger sind insbesondere Bedenken gegen eine Erweiterung der Schachtanlage Konrad geäussert worden. Diese Bedenken haben wir sehr ernst genommen ... Es war mir ein besonderes Anliegen, die Interessen der Bevölkerung vor Ort aufzunehmen und sich nicht darüber hinwegzusetzen.»

Das Programm wird jetzt – wie verlangt – der EU-Kommission vorgelegt.

Quelle

M.A. nach BMUB, Medienmitteilung, und Barbara Hendricks, Rede, 12. August 2015

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