Grossbritannien fördert Entwicklung kleiner Reaktorsysteme

Die britische Regierung hat am 16. März 2016 angekündigt, sie wolle die Entwicklung kleiner modularer Reaktoren gezielt vorantreiben. Noch in diesem Jahr will sie eine Roadmap für ein industrielles Aufbauprogramm vorstellen.

29. März 2016

Vor dem britischen Parlament erklärte Energieminister George Osborne, dass die Regierung mit ihrer Initiative jene Unternehmen bestimmen will, die Small Modular Reactors (SMR) gemäss den britischen Bedürfnissen bauen können. Zu diesem Zweck stellt das Department of Energy & Climate Change (DECC) mindestens GBP 30 Mio. (CHF 41 Mio.) zur Verfügung. Damit soll ein produktionsorientiertes F&E-Programm entwickelt werden. Ziel ist die Stärkung der britischen Nuklearindustrie auf einem Technologiegebiet mit grossem Zukunftspotenzial.

Bei den SMR handelt es gemäss Definition der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) um Reaktorsysteme mit einer elektrischen Leistung unter 300 MW. Sie erfüllen in der Regel höchste Sicherheitsstandards und können wegen ihrer geringen Grösse in einer Fabrikhalle vormontiert werden. SMR werden modulartig je nach Bedarf im Baukastensystem zu grösseren Kraftwerken zusammengebaut und erleichtern so den Kapitaleinsatz der Investoren.

Mehrphasiges praxisnahes Programm

In der ersten Phase des britischen Programms geht es darum, in Zusammenarbeit mit der Industrie sicherzustellen, dass nur Auslegungen in die späteren Entwicklungsphasen aufgenommen werden, die den Anforderungen der Regierung genügen. Die Roadmap soll auch das Verfahren zur Standortfestlegung für SMR enthalten. Parallel dazu soll die Typenprüfung der Aufsichtsbehörde und das Bewilligungsverfahren an die Besonderheiten der SMR angepasst werden.

NuScale und Westinghouse

Zu den Interessenten an diesem Programm gehört beispielsweise die amerikanische NuScale Power Inc., die an der University of Oregon einen SMR mit rund 50 MW elektrischer Leistung auf der Basis der bewährten Druckwasserreaktoren entwickelt hat. NuScale ist seit zwei Jahren in Grossbritannien präsent und erhält zurzeit Unterstützung vom amerikanischen Department of Energy (DOE). Das Design soll noch dieses Jahr den US-Behörden zur Zertifizierung vorgelegt werden. Mit der Inbetriebnahme der ersten Einheit rechnet das Unternehmen im Jahr 2024.

Ebenfalls in Grossbritannien im Rennen ist die in den USA beheimatete Toshiba-Tochter Westinghouse Electric Company LLC mit einem Druckwasserreaktor im elektrischen Leistungsbereich von 200-250 MW. Technologiebasis ist der fortgeschrittene AP1000 (rund 1100 MW), der derzeit in China und den USA gebaut wird. Westinghouse hat der britischen Regierung bereits Vorschläge für die nächste Phase der SMR-Evaluation vorgelegt und prüft die Produktion von Reaktordruckbehältern in Grossbritannien.

Quelle

M.S. nach DECC, Medienmitteilung, 17. März, und Nuclear Engineering International, Mitteilung, 18. März 201616

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