Grossbritannien konkretisiert klimafreundliche Zukunftspläne

Die britische Regierung hat am 15. Juli 2009 ein Weissbuch und drei Strategiedokumente für eine kohlenstoffarme Zukunft vorgestellt. Der auf die Industrie fokussierte Strategiebericht gesteht der künftigen Nutzung der Kernenergie eine wichtige Rolle zu.

22. Juli 2009
Der britische Wirtschaftsminister, Lord Peter Mandelson, stellte am 15. Juli 2009 den «UK Low Carbon Transition Plan» vor.
Der britische Wirtschaftsminister, Lord Peter Mandelson, stellte am 15. Juli 2009 den «UK Low Carbon Transition Plan» vor.
Quelle: Zoe Norfolk

Zentrales Dokument für die Neuausrichtung der Klimapolitik Grossbritanniens ist das am 15. Juli 2009 publizierte Weissbuch mit dem Titel «The UK Low Carbon Transition Plan». Das darin formulierte ambitiöse Klimaziel sieht vor, die Treibhausgasemissionen bis 2020 gegenüber 1990 um 34% zu senken. Gegenwärtig konnte bereits eine Reduktion von 21% gegenüber 1990 realisiert werden. Das Ziel bis 2020 kann nur erreicht werden, wenn die Wirtschaft und die Gesellschaft auch involviert werden, ist sich die Regierung sicher. Das Weissbuch zeigt für alle betroffenen Wirtschafts- und Lebensbereiche Strategien hin zu einer kohlenstoffarmen Zukunft auf. Es sind dies der Verkehr, das Arbeitswesen, die Agrarwirtschaft, das Wohn- und Gemeindewesen, die Handhabung von Abfallstoffen sowie der Energiesektor und die Schwerindustrie.

Neubau von Kernkraftwerken Teil der Strategie

Die Strategie im Bereich Energieversorgung sieht vor, die Treibhausgasemissionen bis 2020 um 22% gegenüber 2008 zu senken bei gleichzeitiger Sicherstellung der Versorgung. Hierfür sollen bis 2020 rund 40% der benötigten Elektrizität aus kohlenstoffarmen Quellen stammen. Neben einem Ausbau der erneuerbaren Energien und der CO2-Sequestrierung (Carbon Dioxide Capture and Storage, CSS) in Kohlekraftwerken wird der Neubau von Kernkraftwerken dies ermöglichen. Weiter soll ein grösseres und intelligenteres Stromnetz aufgebaut werden.

Drei weitere Strategiedokumente

Nebst dem Weissbuch veröffentlichte die britische Regierung am 15. Juli 2009 drei weitere Strategiedokumente: «Renewable Energy Strategy», «Low Carbon Transport – A Greener Future» sowie «The UK Low Carbon Industrial Strategy». Der Bericht über die Industriestrategie legt dar, wie die britische Regierung sicherstellen will, dass sowohl die Wirtschaft wie auch der Arbeitsmarkt vom Übergang in eine kohlenstoffarme Zukunft profitieren. Hierfür hat die Regierung die Wirtschaftsbereiche mit den grössten Marktchancen identifiziert und will diese nun gezielt fördern.

2009: Investitionen von GBP 405 Mio. in kohlenstoffarme Industrie

Im Regierungsbudget 2009 sind hierfür GBP 405 Mio. (CHF 715 Mio.) vorgesehen. Die bisher für die gezielte Unterstützung ausgewählten Wirtschaftszweige sind Offshore-Windanlagen (GBP 120 Mio.), Wellen- und Gezeitenkraftwerke (GBP 60 Mio.), Kernenergienutzung (GBP 15 Mio.), kohlenstoffarme Fahrzeuge (GBP 10 Mio.), erneuerbare Baumaterialien (GBP 6 Mio.), erneuerbare Chemikalien (GBP 14,5 Mio.) sowie kohlenstoffarme Fabrikation (GBP 4 Mio.). Weitere Investitionen in zusätzliche Wirtschaftszweige werden in den kommenden Monaten bekannt gegeben.

Kernenergie: Aufbau eines Fertigungs-Forschungszentrums unterstützen

Im Bereich der Kernenergie sieht die Regierung vor, mit dem Zuschuss von GBP 15 Mio. (CHF 26 Mio.) den Aufbau eines Nuclear Advanced Manufacturing Research Centre zu unterstützten. Einsitz haben sollen dort sowohl britische Unternehmen, die Produkte für den gesamten Kernbrennstoffkreislauf herstellen, wie auch Universitäten. Sie sollen gemeinsam die Entwicklung von Prozessen zur Herstellung von nuklearen Komponenten und Zubehör und deren Akkreditierung vorantreiben sowie Ausbildungsprogramme für entsprechende Fachkräfte zusammenstellen.

Kernenergiebranche erfreut

Die britische Branchenorganisation der Kernenergie-Industrie, die Nuclear Industry Association (NIA), zeigt sich sehr erfreut über das Weissbuch und die neue Industriestrategie der britischen Regierung. Die Strategie streiche klar hervor, dass es von öffentlichem Interesse sei, der Kernenergie im künftigen Energiemix eine zentrale Rolle zu geben, so die NIA in ihrer Medienmitteilung. Für den Confederation of British Industry (CBI) – den wichtigsten britischen Industrieverband – geht der neue Energieplan nicht weit genug.

Quelle

D.S. nach britischer Regierung, Berichte und Medienmitteilungen, sowie NIA, Medienmitteilung, 15. Juli 2009

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