SKI verfügt Ertüchtigung von Forsmark-1 und -2

Die schwedische Kernenergie-Sicherheitsbehörde SKI (Statens Kärnkraftinspektion) verlangt, dass eine Reihe technischer Massnahmen umgesetzt werden, bevor die beiden Siedewasser-Reaktorblöcke Forsmark-1 und -2 wieder in Betrieb gehen dürfen. Diese Massnahmen sollen verhindern, dass Notstromversorgungen infolge von Ereignissen ausserhalb des Kraftwerks versagen und sich ein Zwischenfall wie am 25. Juli 2006 wiederholt.

15. Sep. 2006
Oskarshamn 2 (à droite sur la photo)
Oskarshamn 2 (à droite sur la photo)
Quelle: OKG

Damals hatten - nach einem Kurzschluss in einer ausserhalb des Werks liegenden elektrischen Schaltanlage - mehrere Sicherheitssysteme im Block 1 von Forsmark versagt. Auf der siebenstufigen internationalen Störfallbewertungsskala für Kernanlagen (Ines) der Internationalen Atomenergie-Organisation wurde das Vorkommnis als Zwischenfall der Stufe 2 klassiert. Stufe 2 beschreibt Zwischenfälle mit Versagen von Sicherheitseinrichtungen, aber noch genügend Sicherheitsreserven um auch mit zusätzlichen Fehlern fertig zu werden.
Nach Prüfung der Berichte und Anträge der Betreiberin, der Forsmarks Kraftgrupp AB, verfügte die SKI am 14. September 2006 die Umsetzung der folgenden Massnahmen, bevor die beiden Einheiten wieder in Betrieb gehen dürfen:

  • Änderungen an elektrischen Systemen, um die unterbrechungsfreie Notstromversorgung aus Batterien auch dann sicherzustellen, wenn Spannungsschwankungen mit Überspannungen von bis zu 130% vom Normalwert auftreten
  • Trennung des Starts der Notstromdieselgeneratoren und der Einspeisung ins Versorgungsnetz des Kraftwerks von der unterbrechungsfreien Notstromversorgung
  • Nachweis der Stromversorgungssicherheit
  • Sicherstellung einer eindeutigen Darstellung des Stromversorgungszustands für die Operateure im Kontrollraum bei Verlust der normalen Stromversorgung
  • Nachrüstung des am Standort vorhandenen Gasturbinengenerators mit einer Fernsteuerung vom Kontrollraum aus
  • Anpassung der Betriebsvorschriften und Richtlinien für elektrische Systeme

Keine Schäden am Reaktor

Die SKI erinnert in ihrer Mitteilung daran, dass der Kurzschluss vom 25. Juli in der Schaltanlage zu einer komplexen Situation geführt hat, die verschiedene Fehler und Schwächen sichtbar werden Hess. Namentlich verhielt sich die Notstromversorgung von wichtigen Sicherheitssystemen nicht wie vorgesehen. Wie die SKI betont, schaltete das Kraftwerk dennoch automatisch ab und es entstanden keine Schäden am Reaktor. Die Kühlung des Reaktors war jederzeit sichergestellt und die Operateure verhielten sich richtig. Zu keiner Zeit bestand ein Risiko, dass radioaktive Stoffe in die Umwelt gelangen könnten.
Die SKI kommt zur Schluss, dass es sich um ein ernstes Ereignis gehandelt hat, weil nötige Sicherheitssysteme nicht voll zur Verfügung standen. Daher verlangt die SKI Ertüchtigungsmassnahmen auch am Block Forsmark-2 (959 MW, BWR), der in diesen Teilen baugleich ist. Erst nach Abschluss dieser Arbeiten wird die SKI die Freigabe zur Wiederinbetriebnahme der beiden Blöcke erteilen.

Oskarshamn-2 bald wieder am Netz

Nach dem Zwischenfall in Forsmark hatte auch die Betreiberin des schwedischen Kernkraftwerks Oskarshamn, die OKG AB, aus Vorsichtsgründen die beiden Einheiten 1 und 2 vom Netz genommen, da ihre Notstromversorgung ähnlich wie in Forsmark-1 ausgelegt ist. Inzwischen hat die OKG der SKI den Antrag zur Wiederinbetriebnahme von Oskarshamn-2 (602 MW, BWR) gestellt. Auf Grund der detaillierten Analyse des Ereignisses in Forsmark stellte die OGK fest, dass die kritischen Komponenten des Notstromsystems von Oskarshamn-2 anders ausgelegt sind als in Forsmark-1. Auch stammen sie zum Teil von einem anderen Hersteller. Das System ist daher weniger anfällig auf Überspannungen von aussen und erfüllt die Behördenanforderungen für Forsmark-1 und -2. Zusätzliche Tests lieferten dafür den Nachweis.
Die SKI ist dieser Argumentation gefolgt und hat ihr Einverständnis für das Wiederanfahren nach den jährlichen Revisionsarbeiten gegeben, die voraussichtlich am 23. September zum Abschluss kommen. Beim Block 1 ist die Analyse der Notstromversorgung jedoch noch nicht abgeschlossen. Möglicherweise sind Nachrüstungen wie in Forsmark nötig. Die OKG hofft indessen, Oskarshamn-1 um den «Jahreswechsel» wieder in Betrieb nehmen zu können

Langzeituntersuchung bei allen Anlagen

Die anderen sechs schwedischen Kernkraftwerkseinheiten sind - wie Oskarshamn-2 - vom Forsmark-1-Zwischenfall technisch nicht direkt betroffen. Die SKI hat indessen eine Langzeituntersuchung eingeleitet und will die Lehren ziehen. Die Schwächen, die das Ereignis im Managementbereich und besonders bei der Erfahrungsrückführung aufgezeigt hat, könnten alle Kraftwerke betreffen, meint die SKI.
Die ausführliche Fassung des SKI-Entscheids und die technischen Berichte, die ihm zu Grunde liegen, sind auf der Internetsite des SKI in Englisch und Schwedisch einzusehen.

Quelle

P.B. nach OKG, Pressemitteilung, 6. September, SKI, Pressemitteilung, 14. September, und Fortum, Pressemitteilung, 18. September 2006

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