Tsunami-Risiko in Japan unterschätzt

Die japanischen Behörden haben die Gefahr durch Tsunamis für Kernkraftwerksstandorte unterschätzt. Jedoch sei auf die verheerenden Auswirkungen des schweren Erdbebens vom 11. März 2011 beispielhaft reagiert worden. Dies hält ein internationales Expertenteam in einem vorläufigen Untersuchungsbericht nach einem mehrtägigen Besuch in Japan fest.

15. Juni 2011
Ein internationales Expertenteam der IAEO besuchte die schwer beschädigten Anlagen von Fukushima-Daiichi, um erste Lehren aus dem Reaktorunfall zu ziehen.
Ein internationales Expertenteam der IAEO besuchte die schwer beschädigten Anlagen von Fukushima-Daiichi, um erste Lehren aus dem Reaktorunfall zu ziehen.
Quelle: Greg Webb / IAEO

Das knapp 20-köpfige Team bestehend aus Experten für nukleare Sicherheit hat vom 24. Mai bis 1. Juni 2011 – aufgrund eines Abkommens zwischen der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) und der japanischen Regierung – ausführliche Gespräche mit verschiedenen kerntechniknahen Behörden Japans geführt. Zudem haben die Fachleute neben den schwer beschädigten Anlagen von Fukushima-Daiichi die beiden Kernkraftwerksstandorte Fukushima-Daini und Tokai in Augenschein genommen. Ziel dieser Mission war es, erste Lehren aus dem Unfall zu ziehen, um die Sicherheit aller Kernkraftwerke weltweit verbessern zu können.

Im am 1. Juni 2011 veröffentlichten vorläufigen Untersuchungsbericht halten die Experten unter anderem fest, dass bei den Kernkraftwerksstandorten die Gefahr durch Tsunamis unterschätzt wurde. Sie empfehlen deshalb, dass die Entwickler und Betreiber von Kernkraftwerken die Risiken durch Naturereignisse überall periodisch überprüfen und entsprechende Schutzmassnahmen wie etwa den Bau verbunkerter Notstandsgebäude umsetzen. Gleiches gelte auch für die nuklearen Aufsichtsbehörden, deren Unabhängigkeit zu gewährleisten sei. Die Experten empfehlen weiter, die vorgeschlagene Roadmap zur Sanierung des Fukushima-Daiichi-Standortes sowie der Umgebung umzusetzen und mit internationaler Unterstützung zu erweitern. Das Ziel sollte sein, der Welt zu zeigen, dass es auch nach einem Extremereignis machbar ist, der evakuierten Bevölkerung zu ermöglichen, ihr normales Leben wieder aufzunehmen.

Die Experten loben im Bericht die Offenheit der japanischen Regierung, der Aufsichtsbehörden und der Operateure gegenüber dem IAEO-Team. Lobensweit sei zudem der Einsatz der Arbeiter, die sich unter den schwierigen Umständen vor Ort und zu Beginn von jeder äusseren Hilfe abgeschnitten beispielhaft für die Sicherung der Anlage eingesetzt hätten. Das IEAO-Team würdigt auch die äusserst gut organisierte Evakuation sowie die weiteren Massnahmen zum Schutz der Arbeiter vor Ort sowie der Bevölkerung in der Umgebung. Bisher sei kein einziger Fall eines Gesundheitsschadens infolge Strahlenbelastung bekannt geworden.

Der Schlussbericht zu den gewonnenen Erkenntnissen des Expertenteams wird an der nächsten Ministerial Conference on Nuclear Safety der IAEO vom 20. bis 24. Juni 2011 in Wien präsentiert.

Quelle

M.B. nach IAEO, vorläufiger Untersuchungsbericht sowie Staff Report, 1. Juni 2011

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