Unscear: Auswirkungen von Fukushima vor allem gesellschaftlich

Weit bedeutender als die strahlenbiologischen Auswirkungen des Reaktorunfalls im japanischen Fukushima-Daiichi sind die sozialen wie Depressionen und die Ausgrenzung von Menschen aus dem Gebiet um Fukushima. Dies sind die Ergebnisse eines Zwischenberichts des wissenschaftlichen Ausschusses der Vereinten Nationen über die Wirkung ionisierender Strahlung (Unscear).

4. Juni 2012

Die Unscear publizierte am 23. Mai 2012 anlässlich ihrer Jahresversammlung einen Zwischenbericht zu ihrer Studie über die Langzeitfolgen des Reaktorunfalls im japanischen Fukushima-Daiichi. Die Unscear hat ein Jahr zuvor – zwei Monate nach den verheerenden Tsunami und dem Reaktorunfall in Fukushima-Daiichi – beschlossen, einen solchen wissenschaftlichen Bericht auszuarbeiten. Seither sind 72 Experten aus 18 Mitgliedsländern in die Ausarbeitung des Berichts eingebunden. Der Schlussbericht soll im Herbst 2013 vorliegen.

Die bisherige Arbeit der Experten beruht gemäss Unscear in der Sammlung und Sichtung der sehr zahlreichen Daten sowie der Erarbeitung der Auswertungsmöglichkeiten. Als Quellen dienen die Datensammlungen der Regierung Japans, die Messungen anderer UNO-Mitgliedstaaten, Studien weiterer UNO-Organisationen sowie in wissenschaftlichen Zeitschriften publizierte Beiträge.

167 Arbeiter mit mehr als 100 mSv

Die gesamte Strahlenbelastung nach dem Reaktorunfall in Japan ist gemäss einem kürzlich publizierten Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geringer als befürchtet. Bei den japanischen Arbeitern, die direkt nach dem Reaktorunfall eingesetzt wurden, sind gemäss Unscear-Bericht hohe Strahlendosen gemessen worden, weil sie schlecht geschützt waren. 167 Arbeiter hätten Dosen von mehr als 100 mSv akkumuliert, 6 Arbeiter mehr als 250 mSv und zwei von ihnen 680 mSv. Unmittelbare Folgen wie Krankheiten bei den Arbeitern oder Todesfälle gab es indessen nicht, weist der Unscear-Bericht aus.

Gesellschaftliche Auswirkungen dominieren

Harte Fakten präsentiert der Unscear-Zwischenbericht nicht. Gemäss den Experten liegt die hauptsächliche Gesundheitsproblematik der Bevölkerung rund um Fukushima in physischen Traumata und kardiovaskulärem Stress.

Der Vorsitzende des Unscear, Wolfgang Weiss, kommentierte den Zwischenbericht gemäss einem im Zürcher Tagesanzeiger in Auszügen publizierten Interview wie folgt: «Das, was die Strahlung draufpackt, wird gering und wissenschaftlich nicht erkennbar sein.» Viel schlimmer seien gesellschaftliche Auswirkungen wie Depressionen und Ausgrenzung von Menschen aus dem Gebiet um Fukushima, ist sich Weiss sicher.

Quelle

D.S. nach UN Information Service, Medienmitteilung, 23. Mai sowie Artikel im Tagesanzeiger, 25. Mai 2012

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