Update: Erdbeben in Japan

Das Augenmerk richtet sich unverändert auf das Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi (Fukushima-I) der Tokyo Electric Power Co. (Tepco) und die Kühlung der dortigen Reaktorblöcke sowie der Lagerbecken für ausgediente Brennelemente. Die unten aufgeführten Situationsbeschreibungen entsprechen, wenn nichts anderes erwähnt, mitteleuropäischer Zeit und dem Stand am 27. März 2011, 08.00 Uhr.

27. März 2011

Die Arbeiten an den Blöcken 1, 2, 3 und 4 mussten zeitweise ausgesetzt werden, da aus Block 3 Rauch ausgetreten war. Am Morgen des 24. März (Ortszeit) konnten die Arbeiten wieder aufgenommen werden. Wie die japanische Sicherheitsbehörde Nuclear and Industrial Safety Authority (Nisa) am 24. März mitteilte, mussten zwei Arbeiter zur Dekontamination und Nachbehandlung ins Spital eingeliefert werden, nachdem sie im Block 3 einer hohen Strahlung ausgesetzt worden waren. Sie hatten im Untergeschoss des Turbinengebäudes Kabel verlegt und dabei weder ausreichende Schutzkleidung getragen noch einen Alarm beachtet. Aus Wasserpfützen zogen sie sich Betakontamination an den Beinen zu, die laut der Nisa eine Extremitätendosis von 6 bis 8 Sv nach sich zog. Laut dem Japan Atomic Industrial Forum (Jaif) wurden bisher insgesamt 17 Arbeiter einer Strahlung von über 100 mSv ausgesetzt, dem in Japan gelten Krisen-Grenzwert. Seit dem Erdbeben der Stärke 9 vom 11. März 2011 haben Hunderte teils heftige Nachbeben die Region erschüttert, darunter solche von Magnituden um 6, jedoch keine Tsunami mehr.

Stromversorgung
Gemäss Informationen des Jaif und der Betreiberin Tepco ist es mittlerweile gelungen, Stromleitungen zu allen sechs Reaktoren des Kernkraftwerkes Fukushima-Daiichi zu legen. Bevor die externe Stromversorgung in weiteren Anlageteilen aktiviert werden kann, müssen alle elektrischen Geräte getestet werden. Laut Tepco konnte die Beleuchtung der Kontrollräume von Block 1 und 3 sowie ein Teil der Instrumentierung wieder aktiviert werden. Zudem gelang es, die externe Stromversorgung am 24. März im Gebäude des zentralen Brennstofflagerbeckens wiederherzustellen, wo seither die Kühlung wieder arbeitet.

Brennelementlagerbecken
Nach Angaben der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) gibt es am Standort Daiichi insgesamt sieben Lagerbecken für ausgediente Brennelemente: je eines bei jedem Reaktor sowie ein gemeinsamer Pool. 60% der ausgedienten Brennelemente werden in diesem gemeinsamen Pool gelagert, der Rest sei noch auf die Becken bei den Reaktoren verteilt, wobei das Becken der Einheit 4 am stärksten ausgelastet ist.

Lage im Block 1
Seit dem Abend des 20. März ist der Reaktor wieder an der Stromversorgung angeschlossen. Am 24. März sei im Kontrollraum die Beleuchtung wieder angegangen und ein Teil der Instrumentierung sei wieder verfügbar. Dies bestätigte die japanischen Atomaufsicht Nisa. Es sei aber noch nicht klar, ob und wann auch das Kühlsystem des Reaktors wieder in Betrieb gehen könne. Der Reaktor wird seit dem 25. März mit Frischwasser und nicht mehr mit Meerwasser gekühlt. Der Reaktorkern ist beschädigt und nicht vollständig mit Wasser bedeckt. Im Untergeschoss des Turbinengebäudes wird laut Jaif seit dem 27. März das kontaminierte Sickerwasser in die Kondensatorkammer gepumpt, um anschliessend Arbeiten an den Starkstrominstallationen fortführen zu können.

Lage im Block 2
Auch dieser Reaktorkern ist beschädigt und wird mit seit dem 26. März mit Frisch- statt Meerwasser gekühlt. Seit dem 20. März wird laut dem Jaif ausserdem periodisch Meerwasser ins Brennelementlagerbecken gepumpt. Bis am Abend desselben Tages konnte der Block wieder an der Stromversorgung angeschlossen werden und inzwischen funktioniert auch die das Licht im Kontrollraum wieder. Die Nisa vermeldete, dass möglicherweise die Druckentlastungskammer und das Containment beschädigt sind.

Lage im Block 3
Der Reaktor wird seit dem 25. März mit Frischwasser gekühlt. Die Nisa vermutet, dass das Reaktordruckgefäss beschädigt ist. Dies aufgrund einer massiv erhöhten Konzentration radioaktiver Spaltprodukte ausserhalb des Gefässes. Das umliegende Containment sei jedoch nicht beschädigt. Der Reaktorkern ist ebenfalls beschädigt und nicht vollständig mit Wasser bedeckt. Im Lagerbecken ist der Wasserstand tief. Mit verschiedenen Massnahmen wird seit dem 17. März, 04.00 Uhr versucht, Meerwasser in das Lagerbecken zu pumpen, um die Kühlung wieder herzustellen. Bis in die frühen Morgenstunden des 20. März wurde mittels einer Wasserkanone rund 200 t Wasser in das Lagerbecken eingeschossen. Diese Massnahme wird periodisch weitergeführt.

Lage im Block 4
Dieser Block befand sich zum Zeitpunkt des Hauptbebens im Revisionsstillstand. Auch in diesem Lagerbecken ist der Wasserstand tief. Nach Angaben des Jaif könnte der darin gelagerte Kernbrennstoff beschädigt sein. Am 20. März standen elf Feuerlöschfahrzeuge im Einsatz und warfen 80 t Wasser auf das Lagerbecken. Am 22. März wurde ein Beton-Pumpfahrzeug mit einem langen Arm eingesetzt, um Wasser gezielter in das Lagerbecken zu pumpen. Es wird weiter Wasser in das Becken gepumpt.

Lage in den Blöcken 5 und 6
Seit dem Abend des 20. März sind diese Reaktoren wieder an der Stromversorgung angeschlossen. Das Jaif meldete am 21. März 08.00 Uhr für die Blöcke 5 und 6 den Status «Safe (in cold shutdown)». An den Gebäudehüllen wurden Lüftungsöffnungen angebracht, damit allenfalls entstehendes Wasserstoffgas entweichen kann. In den Lagerbecken beider Blöcke waren am 18. März erhöhte Temperaturen gemessen worden. Laut der Nisa sank der Wasserstand im Reaktor des Blocks 5, der mit Kernbrennstoff beladen ist, vorübergehend. Die Lagerbecken wurden seit dem 19. März abwechselnd mit dem Reaktorprimärsystem über die Restwärme- und Abschaltkühlsysteme gekühlt. Seit die externe Stromversorgung gesichert ist, verfügen die Kühlsysteme wieder über genügend Kapazität und die Temperaturen sanken auf die Sollwerte.

Quelle

M.Re.

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