Leibstadt: keine zusätzliche Reaktordruckbehälterprüfung nötig

Der Reaktordruckbehälter des Kernkraftwerks Leibstadt (KKL) muss nicht zusätzlich geprüft werden. Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) schliesst beim KKL Befunde, wie sie Mitte August 2012 am Reaktordruckbehälter der belgischen Einheit Doel-3 entdeckt wurden, weitgehend aus.

10. Dez. 2013

Im Gegensatz zu den Druckbehältern der Kernkraftwerke Beznau, Gösgen und Mühleberg, die mit geschmiedeten Ringen hergestellt wurden, bestehen die zylindrischen Mantelringe, der gewölbte Boden und der Deckel des Druckbehälters des KKL aus warmgewalztem Material, das aus Frankreich und Japan stammt. Im Unterschied zu Druckwasserreaktoren, wie im belgischen Doel, weisen die Reaktordruckbehälter von Siedewasserreaktoren, wie in Leibstadt, geringere Wandstärken auf. Dank der geringeren Grösse und Dicke der Platten im Vergleich zu den Schmiedeblöcken ist die Wahrscheinlichkeit für unzulässige Wasserstoffanreicherungen im warmgewalzten Material sehr gering. Gemäss Ensi werden die bei Doel-3 entdeckten Befunde nach heutigen Erkenntnissen auf Wasserstoffeinschlüsse – sogenannten Wasserstoffflocken – zurückgeführt, die beim Schmiedevorgang entstehen können.

Die belgische Agence fédérale de contrôle nucléaire (FANC-AFCN) führte nach dem Entdecken der Befunde in den belgischen Kernkraftwerken umfangreiche Untersuchungen durch. Auch die Western European Nuclear Regulators’ Association (Wenra) befasste sich intensiv mit den Befunden und veröffentlichte Empfehlungen zur gezielten Prüfung der Reaktordruckbehälter. Da die bisherigen Erkenntnisse die ursprüngliche Befunde seien auf Qualitätsmängel beim Schmieden zurückzuführen, bestätigten, ist das Kernkraftwerk Leibstadt bis auf weiteres von der Empfehlung der Wenra nicht betroffen, erklärte das Ensi Anfang Dezember 2013. Weil sich der Reaktordruckbehälter des KKL von den belgischen Reaktoren sowohl bezüglich Hersteller als auch im Herstellungsverfahren unterscheidet, kam das Ensi das KKL bereits nach ersten Abklärungen zum Schluss, das KKL sei wahrscheinlich nicht betroffen.

Situation in übrigen Schweizer Kernkraftwerken

Die BKW AG, Betreiberin des Kernkraftwerks Mühleberg, hatte dem Ensi auf dessen Verlangen am 14. August 2012 Herstellungs- und Prüfdokumentation zum Reaktordruckbehälter zugestellt. Diese zeigten, dass sich der Reaktordruckbehälter Mühlebergs bei der Inbetriebnahme in tadellosem Zustand befand. Die BWK führte dennoch zusätzliche Prüfungen mit Ultraschall aus die zeigten, dass der Reaktordruckbehälter intakt und nicht von Fehlern wie in Doel-3 betroffen ist.

Im Sommer 2013 verlangte das Ensi von den Betreibern der Kernkraftwerke Beznau und Gösgen ebenfalls, das Grundmaterial des Reaktordruckbehälters mittels Ultraschall nach möglichen Fehlern zu untersuchen. Dies soll im Rahmen der nächsten Wiederholungsprüfung der Schweissnähte am Reaktordruckbehälter im Laufe der nächsten drei Jahre erfolgen.

Quelle

M.B. nach Ensi, Medienmitteilung, 2. Dezember 2013

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