EU-Studie: Foratom verlangt Präzisierungen

Eine Studie im Auftrag der Europäischen Kommission erfasst erstmals systematisch Kosten und Subventionen für unterschiedliche Stromerzeugungstechniken in allen 28 EU-Mitgliedstaaten. Das Foratom – die Dachorganisation der europäischen Atomforen – begrüsst die Initiative, verweist jedoch auf methodische Fehler im kürzlich erschienenen Zwischenbericht.

12. Nov. 2014

Seit Jahren sind die Funktionsweise der Energiemärkte sowie Kosten und Wirkung staatlicher Massnahmen Gegenstand von Diskussionen. Nun liegen mit einem vom niederländischen Beratungsunternehmen Ecofys Investments BV im Auftrag der Europäischen Kommission erstellten Zwischenbericht vom 10. Oktober 2014 erstmals konsolidierte Daten vor. Diese umfassen Energiesubventionen und -kosten für verschiedene Stromerzeugungstechniken in den 28 EU-Mitgliedstaaten (EU-28). Gemäss Zwischenbericht flossen 2012 EUR 120–140 Mrd. (CHF 145–170 Mrd.) an staatlichen Subventionen in den Energiesektor der EU-28. EUR 14,7 Mrd. (CHF 17,7 Mrd.) kamen der Sonnenenergie zugute, Windenergie an Land profitierte von EUR 10,1 Mrd. (CHF 12,2 Mrd.), Biomasse von EUR 8,3 Mrd. (CHF 10 Mrd.) und Wasserkraft von EUR 5,2 Mrd. (CHF 6,3 Mrd.) Bei den konventionellen Technologien wurde für den Kohlesektor mit EUR 10,1 Mrd. (CHF 12,2 Mrd.) der höchste Betrag aufgewendet. Auf Erdgas entfielen rund EUR 5,2 (CHF 6,3 Mrd.) und EUR 7,0 Mrd. (CHF 8,4 Mrd.) auf die Kernenergie.

Der Zwischenbericht macht auch Angaben über die Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Technologien in Bezug auf die Kosten, wenn neue Anlagen ohne staatliche Unterstützung auskommen müssten (Gestehungskosten). Gemessen am Preis für die Erzeugung von einer MWh elektrische Energie kostet der Energieträger Kohle rund EUR 75 (CHF 90), praktisch ebenso viel wie Windenergie an Land. Strom aus Kernenergie oder Erdgas kostet rund EUR 100 (CHF 120) und aus Sonnenenergie rund EUR 100–115 (CHF 120–140). Auch die externen Kosten der Technologien wurden geschätzt. Die Autoren der Studie betonen jedoch, dass dort der Unsicherheitsfaktor hoch sei. Gesamthaft gesehen dürften sich die externen Kosten des EU-Energiemix 2012 auf EUR 150–310 Mrd. (CHF 180–370 Mrd.) belaufen.

Foratom kritisiert Methodik

Am 29. Oktober 2014 begrüsste das Foratom in einer Stellungnahme das Bemühen der Europäischen Kommission, mehr Licht in die komplexen Zusammenhänge der Energiesubventionen zu bringen. Gleichzeitig bemängelte es die Methodik der Studie. So würden etwa im Falle der staatlichen Unterstützung für die Kernenergie in Grossbritannien militärische und zivile Zwecke nicht unterschieden. Auch würde die Unterstützung von Bulgarien, Litauen und der Slowakei für die Stilllegung von Nuklearblöcken aus der Sowjetzeit beim EU-Beitritt als Subventionen für die Kernenergie einberechnet. Weiter zweifelt Foratom an der Richtigkeit der Berechnung der staatlichen Unterstützung für die Kernenergie in der Vergangenheit sowie am Vorgehen für die Analyse der externen Kosten. Ebenfalls für irreführend und unklar hält das Foratom, die Abreicherung des Urans als externen Kostenfaktor einzuschliessen, nachdem die nachgewiesenen Reserven für Jahrhunderte ausreichten und es nachgewiesenermassen alternative Nutzungstechniken gebe.

Das Foratom sucht mit der Europäischen Kommission den Dialog, um die kritisierten Punkte im Zwischenbericht zu vertiefen. Für den Schlussbericht erhofft sich das Foratom eine präzisere Darstellung der staatlichen Unterstützung für Kernenergie.

Quelle

S.Ry. nach Europäische Kommission, Medienmitteilung, 13. Oktober und Foratom, Stellungnahme an EU-Kommissar Günther Oettinger, 29. Oktober 2014

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