KKW-Bau in Grossbritannien: neues Finanzierungsmodell in Aussicht

Eine nachhaltige Finanzierungslösung für neue Kernkraftwerke ist in Grossbritannien dringend notwendig, denn 14 der 15 heute in Betrieb bestehenden Kernkraftwerke Grossbritanniens sollen bis 2030 stillgelegt werden. Die Kernenergie wird aber als wesentlicher Bestandteil der Verpflichtung der Regierung angesehen, die CO₂-Emissionen des Landes bis 2050 auf null zu senken.

Damit neue Kernkraftwerksprojekte in einem umkämpften Energiemarkt erfolgreich sein können, ist ein nachhaltiges und für private Finanzierungen interessantes Finanzierungsmodell erforderlich. Der britische Wirtschafts- und Energieminister Greg Clark teilte im Juni 2018 dem Parlament mit, die Regierung werde die Realisierbarkeit eines RAB-Modells für neue Nuklearprojekte überprüfen. Das BEIS ist der Ansicht, dass mit dem RAB-Modell die Kosten für die Beschaffung privater Finanzmittel für neue Nuklearprojekte durch die Bereitstellung regulierter Renditen gesenkt werden können, wodurch das Preis-Leistungs-Verhältnis für Verbraucher und Steuerzahler optimiert wird.

Am 22. Juli 2019 eröffnete das britische Department for Business, Energy and Industrial Strategy (BEIS) nun ein Vernehmlassusngsverfahren zur Einführung des RAB-Modells im Kernkraftwerksbau. Das Verfahren endet am 14. Oktober 2019.

Das RAB-Modell wird normalerweise zur Finanzierung britischer Monopolinfrastrukturen angewendet. Der Bau des Terminals 5 beim Flughafen Heathrow wurde beispielsweise so finanziert. Bei diesem Modell ist eine Wirtschaftsaufsichtsbehörde beteiligt, die einem Unternehmen eine Lizenz erteilt, um den Infrastrukturnutzern einen regulierten Preis in Rechnung stellen zu können. Nach Angaben des BEIS konnten in den letzten 20 bis 30 Jahren mit Hilfe des RAB-Modells insgesamt Investitionen aus dem privaten Sektor mit einem Gesamtwert von rund GBP 160 Mrd. (CHF 100 Mrd.) angezogen werden.