Puerto Rico: Einsatz kleiner, modularen Reaktoren möglich

Eine Machbarkeitsstudie sieht gute Chancen für kleine, modulare Reaktoren (SMR) in Puerto Rico als Ergänzung zu erneuerbaren Energiequellen, da sie robust gegen extreme Naturereignisse sind. Die Studie der gemeinnützigen Organisation Nuclear Alternative Project (NAP) finanzierte das amerikanische Department of Energy (DOE).

27. Mai 2020

Puerto Rico erzeugt derzeit 98% seines Stroms aus importierten fossilen Brennstoffen. Seine Kraftwerke, die Ende der 1960er-Jahre gebaut wurden, weisen Ausfallraten auf, die zwölfmal höher sind als der amerikanische Durchschnitt. Puerto Rico will innerhalb des nächsten Jahrzehnts von einem von fossilen Brennstoffen abhängigen zentralen System zu einem dezentralen System vor, das sich auf saubere Energien konzentriert, übergehen. Puerto Rico verabschiedete 2018 ein Gesetz, das eine Prüfung des Baus von Kernkraftwerken auf der Insel forderte, nachdem 2017 die Orkane Irma und kurz danach Maria etwa 80% des Stromnetzes der Insel zerstörten.

Der von der Puerto Rico Electric Power Authority (Prepa) vorgeschlagene integrierte Ressourcenplan sieht vor, dass Puerto Rico bis 2025 über neue Solar-, Speicher- und Erdgaskapazitäten in der Grössenordnung von 3000 MW verfügt. Ein im Mai 2019 in Kraft getretenes Gesetz schreibt vor, dass bis 2050 die gesamte Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen stammen muss. Als Zwischenziel muss die Prepa bis 2025 40% und bis 2040 60%ihres Stroms aus Erneuerbaren beziehen .

«Nur Kernkraftwerke können die unregelmässig produzierenden erneuerbaren Energiequellen mit emissionsfreier Grundlaststromerzeugung ergänzen», heisst es in der Machbarkeitsstudie. Es wurde festgestellt, dass SMR mit erneuerbaren Energien in das bestehende Übertragungs- und Verteilungsnetz sowie in ein für die Insel vorgesehenes dezentrales System integriert werden können.

Es sei dringend erforderlich, die Bevölkerung und den Industriesektor mit kostengünstigem Strom zu versorgen. Die meisten fossilen Kraftwerke in Puerto Rico seien alt und ineffizient und verursachten auf der Insel mehr Emissionen als andere amerikanische Bundesstaaten mit einer ähnlichen Bevölkerungsdichte. Innerhalb der nächsten zehn Jahren sollen 74% dieser Kraftwerke stillgelegt werden. Dies genüge, um SMR und Mikroreaktoren zu bewilligen und zu bauen. Die erste SMR-Auslegung in den USA werde voraussichtlich bis 2021 von der Nuclear Regulatory Commission (NRC) genehmigt, und die Auslegung eines Mikroreaktors sei bereits einer behördlichen Überprüfung unterzogen worden.

Nach Angaben der amerikanischen Energy Information Administration (EIA) entfielen 2019 40% der gesamten Stromerzeugung in Puerto Rico auf Erdöl und 39% auf Erdgas. Kohle macht weiterhin 18% der Erzeugung aus, während erneuerbare Energien auf einen Anteil von 2,3% kommen.

Die Insel verfügt über zwei Windparks, die 2012 den Betrieb aufnahmen: die 101-MW-Anlage Santa Isabel an der Südküste und die 23-MW-Anlage Punta Lima in Naguabo.

Das NAP

Das NAP ist eine Non-Profit-Organisation, die 2015 von puerto-ricanischen Ingenieuren gegründet wurde, die für die amerikanische Nuklearindustrie arbeiten. Sie informieren die Bevölkerung von Puero Rico über die technologischen Innovationen von SMR und Mikroreaktoren. Nach dem Hurrikan Maria schlugen sie dem Office of Nuclear Energy des DOE vor, eine Machbarkeitsstudie durchzuführen, um Wirtschaftlichkeit, Sicherheit und soziale Auswirkungen von SMR und Mikroreaktoren auf Puerto Rico zu analysieren. Die Ergebnisse dieser Machbarkeitsstudie wurden am 20. Mai 2020 vom NAP veröffentlicht.

Quelle

M.A. nach NAP, «Preliminary Feasibility Study for Small Modular Reactors and Microreactors for Puerto Rico», 11. Mai, und NucNet, 22. Mai 2020

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