«Die Schweiz wird ihre Kernkraftwerke noch brauchen.»

Wissenschaftlerin warnt vor Engpass für Schweizer Stromversorgung durch Atomausstieg in Deutschland

Der geplante Ausstieg aus der Kernenergie in Deutschland könnte auch spürbare Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit in der Schweiz haben. Die deutsche Wissenschaftlerin Dr. Anna Veronika Wendland warnt angesichts der abnehmenden Strom-Exportfähigkeit Deutschlands: «Ich kann der Schweiz nur empfehlen, sich möglichst unabhängig von Stromimporten aus Deutschland zu machen, da ist in Zukunft nichts Planbares mehr zu erwarten.» Gleichzeitig bescheinigt sie der Schweiz im Gespräch mit dem Magazin «Bulletin» des Nuklearforums Schweiz «einen klugen Umgang mit der Kernenergie».

18. Nov. 2020

Deutschland ist zusammen mit Frankreich der Hauptlieferant der Schweizer Stromimporte. Aus Deutschland hat die Schweiz in den letzten fünf Jahren im Schnitt jährlich rund 13 Terawattstunden Strom importiert. Insbesondere im Winter ist die Schweiz auf Strom aus dem Ausland angewiesen, um den notwendigen Bedarf zu decken. 2019 wurden von den damals noch sieben deutschen KKW rund 76 Terawattstunden Strom produziert. Nach dem Wegfall dieser Produktionskapazitäten Ende 2022 stünden diese auch für den Export in die Schweiz nicht mehr zu Verfügung. Vor diesem Hintergrund rät Anna Veronika Wendland: «Die Schweiz sollte ihre Kernkraftwerke pflegen, sie wird sie noch brauchen.»

Die Technikhistorikerin Wendland hat zusammen mit dem physikalischer Chemiker Dr. Rainer Moormann in Deutschland eine viel beachtete Initiative lanciert, um die Diskussion über den beschlossenen Kernenergieausstieg in Deutschland bis Ende 2022 wiederzubeleben. «Solange ungewiss ist, ob Langzeitspeicher rechtzeitig zur Verfügung stehen, bekommen wir die Dekarbonisierung unserer Industriegesellschaft nicht allein mit Erneuerbaren hin. Die jetzt in Deutschland beobachtbare Hinwendung zur Gaskraft als Backup für Erneuerbare, weil man Atom und Kohle nicht will, ist keine Lösung. Daher brauchen wir für den Übergang einen Mix aus Kernenergie und erneuerbaren Energien», betont Wendland.

«Der Schweizer Weg ist eigentlich der beste»
Beim Blick auf die Schweiz sagt Wendland: «Der Schweizer Weg ist eigentlich der beste». Denn das Land zeige, wie man ein erneuerbar-nukleares System betreiben kann, bei dem die Stromerzeugung zu 90% CO2-frei ist. Die Schweiz habe nach Fukushima 2011 besonnener gehandelt als Deutschland. «Die Schweiz hat damals der allgemeinen Stimmung sehr klug Rechnung getragen», so Wendland. Indem die Kernkraftwerke weiterlaufen dürfen, solange sie sicher sind, verschaffe sich das Land Zeit, um die Energiestrategie 2050 zu organisieren. «Unser Vorschlag ist eigentlich auch eine Schweizer Lösung», unterstreicht sie.

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