1998 war für die nukleare Sicherheit Frankreichs ein Wendepunkt

André-Claude Lacoste, Chef der französischen Aufsichtsbehörde für die Sicherheit der Kernanlagen (Direction de la sûreté des installations nucléaires DSIN), hat den Jahresbericht 1998 seiner Organisation vorgestellt und bezeichnet das Berichtsjahr als "Wendepunkt" der französischen Nuklearsicherheit.

16. März 1999

Lacoste erklärte den Medien am 17. März in Paris, dass 1998 langfristig als das Jahr in Erinnerung bleiben werde, in dem die französische Regierung sich entschlossen habe, eine neue, rechtlich unabhängige nukleare Sicherheitsbehörde zu schaffen, gleichzeitig die Ressourcen für den Strahlenschutz zu verstärken und die Kommunikation mit der Öffentlichkeit über nukleare Sicherheitsfragen weiter auszubauen.
Gemäss Lacoste war die Angelegenheit mit den kontaminierten Transporten abgebrannter Brennelemente die "spektakulärste" und "sichtbarste" sicherheitstechnische Frage im 1998, weil deutlich geworden sei, dass behördliche Richtlinien betreffend radiologischer Sauberkeit "während einer Zeitspanne von mehreren Jahren wiederholt überschritten worden seien". Allerdings solle dies nicht die Tatsache verhüllen, dass 1998 auch eine Reihe von anderen Transportproblemen mit radioaktiven Materialien vorgekommen sind, einschliesslich weniger bedeutender Verkehrsunfälle auf Strasse und Schiene sowie Handhabungsfehler in Häfen und Flughäfen. Im weiteren führte Lacoste vier Fälle auf, die die DSIN beunruhigt hätten:

  • Der Kühlmittelverluststörfall im Block Civaux-1 vom Mai 1998, der auf der Ines-Stufe-2 klassiert wurde. Er hat ein Auslegungsproblem beim Nachwärmeabfuhrsystem der neuen französischen N4-Reaktorlinie offenbart.
  • Die erhöhten Containment-Leckraten, die den Betrieb des KKW Belleville unterbrachen.
  • Die Entdeckung, dass einige Arbeiter der französischen KKW-Betreiberin Electricité de France (EDF) nach dem Verlassen der kontrollierten Zonen leicht kontaminiert waren. Dies sei in verschiedenen Anlagen geschehen und unterstreiche die Notwendigkeit, die radiologische Sauberkeit im allgemeinen zu verbessern.
  • Die langfristige Frage, wie abgebrannte Brennelemente zu handhaben sind, sei nicht abschliessend beantwortet. Gemäss Lacoste habe die Regierung im letzten Jahr mit der Verabschiedung der Pläne für die Untergrundforschungslabors aber eine wichtige Hürde genommen.

Abschliessend wies der DSIN-Chef auf zwei Themengebiete hin, die sich im 1998 nicht spektakulär
entwickelt hätten, aber wegen ihrer längerfristigen Bedeutung trotzdem ernsthafte Aufmerksamkeit erforderten: Die Entwicklung des deutsch-französischen European Pressurized Water Reactor (EPR) und die nukleare Sicherheit in Osteuropa, die weiterhin besorgniserregend bleibe.

Quelle

H.K. nach DSIN Dossier de presse, 17. März 1999

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