Abraham fordert «stärkeres Wachstum» für Kernenergie

«Das langfristige Potenzial, den Entwicklungsländern Zugang zu sauberer und kostengünstiger Energie zu verschaffen, den Industrieländern zu einer bessern Versorgungssicherheit zu verhelfen und allen Nationen die Möglichkeit zu eröffnen, einige unserer dringendsten Umweltprobleme anzugehen, zeigt überaus klar die Vorzüge der Kernenergie auf. Ohne Kernenergie - ja ohne ein stärkeres Wachstum der Kernenergie - wird es uns kaum gelingen, zu erschwinglichen Kosten die weltweit wachsende Stromnachfrage zu decken. Und wir wären absolut ausser Stande, alle diese elektrische Energie ohne einen entsprechenden Anstieg der Umweltverschmutzung sowie der Treibhausgasemissionen zu erzeugen.» Dies gab der scheidende amerikanische Energieminister Spencer Abraham am 14. Januar 2005 im National Press Club in Washington zu bedenken. Abraham, der in der zweiten Bush-Regierung als Vorsteher des amerikanischen Department of Energy (DOE) von Sam Bodman abgelöst werden soll, sprach vor den Delegierten des Generation IV International Forum.

13. Jan. 2005
Spencer Abraham: «Ohne Kernenergie wird es uns kaum gelingen, zu erschwinglichen Kosten die weltweit steigende Stromnachfrage zu decken.»
Spencer Abraham: «Ohne Kernenergie wird es uns kaum gelingen, zu erschwinglichen Kosten die weltweit steigende Stromnachfrage zu decken.»
Quelle: DOE

Für Abraham ist es angesichts der einzigartigen Vorteile der Kernenergie, «sowohl erstaunlich, als auch alarmierend», wenn laut den Voraussagen der Internationalen Energieagentur (IEA) der Kernenergieanteil in Europa und den USA abnehmen soll. Die nationale Energiepolitik von Präsident Bush empfehle mehr Kernenergie für die USA. Deshalb habe das DOE eine Anzahl Initiativen ergriffen. Ihr Ziel sei, die Sicherheit der Kernenergie zu verbessern, die Kosten zu senken, die Zuverlässigkeit zu erhöhen und damit die Lebensfähigkeit der Option Kernenergie für die Zukunft zu sichern.

Lancierung der Generation IV

Eine der wichtigsten Initiativen ist für Abraham die Lancierung des Generation IV International Forum zur Entwicklung fortgeschrittener Kernenergiesysteme. Aus amerikanischer Sicht sollen sie besonders auch der grosstechnischen Herstellung von Wasserstoff dienen. Mit Kernreaktoren erzeugter Wasserstoff werde die Versorgungssicherheit namentlich im Verkehrsbereich stärken und die Treibhausgasemissionen der USA herabsetzen. Zu den weiteren Schlüsselelementen der DOE-Politik zählt Abraham das Programm Nuclear Power 2010, den Bau eines Langzeitlagers für hoch radioaktive Abfälle sowie die Advanced Fuel Cycle Initiative in Zusammenarbeit mit Ländern wie Frankreich und Japan. Studien der Universität Chicago, des Massachusetts Institute of Technology sowie der Princeton University bestätigten die Richtigkeit dieser Politik.
Auch wenn die Kritik an der kernenergiefreundlichen Politik den Standpunkt einer Minderheit vertrete, sei sie heftig und greife tief. Daher glaubten trotz der in Wirklichkeit hervorragenden Sicherheitsbilanz viele Menschen in Amerika, Kernkraftwerke seien äusserst gefährlich und unzuverlässig. Die Kritiker meldeten zudem oft Umweltbedenken an. Abraham stellt ihnen die Gegenfrage, welche Umweltfolgen ein Verzicht auf die Kernenergie hätte, und gibt gleich die Antwort: eine zunehmende Umweltverschmutzung und eine wachsende Freisetzung von Treibhausgasen. Abraham hält es für interessant, dass ausgerechnet die stärksten Befürworter des Kyoto-Protokolls häufig auch die Kernenergie bekämpften. Für diese Kritiker seien die erneuerbaren Energien die bessere Lösung. Doch trotz aller Förderung dieser Energien durch das DOE reichten sie allein nicht aus. Unter allen heute tatsächlich verfügbaren Lösungen könne nur die Kernenergie die grossen Strommengen liefern, die zur Deckung des wachsenden Bedarfs gebraucht werden. Ohne die Kernenergie müssten sich die Länder der Erde entscheiden, ob sie genügend Elektrizität haben wollen um ihr Wirtschaftwachstum voranzutreiben, oder ob sie die Stromproduktion zur Reduktion der Emissionen zurückschrauben wollen. Sie werden jedoch kaum eine Senkung des Lebensstandards hinnehmen, um ihre Emissionen zu senken.

Zeit für die öffentliche Debatte

Für Spencer Abraham ist die Zeit gekommen, in der öffentlichen Debatte die richtigen Fragen zu diskutieren und damit die Zukunft der Kernenergie zu sichern: Was ist zu tun, um auf die Sicherheits- und Sicherungsfragen der Kernanlagen Antworten zu finden, denen die Bevölkerung vertraut? Wie sind die Kostenentwicklung und besonders die Kosten für den Bau von Erstanlagen im Griff zu halten? Wie findet sich Investitionskapital für den Nuklearsektor? Welcher Übergang von der heutigen Leichtwasserreaktor-Technik zur Technologie der Generation IV wird der beste sein? Wie stellen wir sicher, dass die ganze Welt und besonders die Entwicklungsländer Zugang zu den enormen Vorteilen der neusten, sichersten, saubersten, zuverlässigsten und wirtschaftlichsten Kerntechnik erhalten? Abraham ist zuversichtlich, dass es Lösungen gibt - so wie Präsident Eisenhower 1953 in seiner berühmten Rede «Atome für den Frieden» den Weg zur Entwicklung der heutigen Kerntechnik vorgezeichnet habe.

Quelle

P.B. nach Medienmitteilung des DOE, 14. Januar 2005

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