Antrittsrede des neuen SVA-Präsidenten Dr. Bruno Pellaud

27. Aug. 2001

anlässlich der 42. ordentlichen Generalversammlung vom 28. August 2001 in Bern


Mit grosser Freude nehme ich die Wahl in das Amt des Präsidenten der SVA an, und ich fühle mich zugleich geehrt und verpflichtet durch das Vertrauen, das Sie mir mit dieser Wahl entgegenbringen.
Ich hoffe, die Aufgabe als SVA-Präsident in den kommenden Jahren erfolgreich wahrzunehmen, verpflichtet durch das Vorbild der Persönlichkeiten, die seit der Gründung im Jahr 1958 im Präsidium und im Vorstand unserer Vereinigung gedient haben. Die Herausforderung stellt hohe Ansprüche, und ich bin froh, auf die Unterstützung eines engagierten Vorstandes und einer motivierten Geschäftsstelle bauen zu dürfen.
Meine Begeisterung für die Kernenergie begann mit der ersten Genfer Konferenz "Atoms for Peace" des Jahres 1955. Sie stiess auf ein grosses Echo bei Wissenschaftern und Publikum - auch bei mir - war doch weltweit erstmals ein Kernreaktor öffentlich zugänglich. Mein Weg führte mich alsbald nach Amerika und wieder in die Schweiz. Meine Tätigkeit in Wien als Stellvertretender Generaldirektor der Internationalen Atomenergie-Organisation in den neunziger Jahren vermittelte mir schliesslich einen noch breiteren Überblick und tiefen Einblick in vielschichtige Aspekte der friedlichen und auch der nicht friedlichen Nutzung der Kerntechnik.
Mit Enthusiasmus widme ich mich jetzt der friedlichen Nutzung der Kernenergie als moderne und umweltfreundliche Energieform. Ich führe einige Schwerpunkte an:

  1. Die Kernenergie ist in der Schweiz nicht bloss eine "Option". Sie ist ein Eckpfeiler der Stromversorgung unseres Landes. Vor einem Jahr haben wir an unserer Generalversammlung Herrn Bundesrat Pascal Couchepin gehört. Für ihn, den Wirtschaftsminister, ist die Kernenergie mit ihrem Beitrag von fast 40 Prozent zur Stromproduktion ein Bestandteil der Wirtschaftsbasis, der Produktivität in unserem Land. Ich bin überzeugt, dass die Mehrheit des Schweizer Volkes diese Auffassung teilt.
  2. Die Umwelt spielt eine grosse Rolle in der technischen Entwicklung. Am Anfang dieses Erwachens - vor dreissig Jahren - wurde das Wort "Umwelt" als Kampfwort gegen die Kernenergie eingeführt und benützt. Jetzt dreht sich der Spiess um. Umweltbetrachtungen werden mehr und mehr zu Schlüsselargumenten zugunsten der Kernenergie und zu Motiven für deren Förderung.
  3. In der Schweiz und in den westlichen Ländern haben die Kernkraftwerke in den letzten Jahrzehnten gute Dienste geleistet, sicher, wirtschaftlich und umweltfreundlich. Wir, die mit dieser Energie vertraut sind, wussten das. Unsere Sichtweise gewinnt in der Öffentlichkeit an Gewicht. Kernkraftwerke sind auch gute Nachbarn, wie die Haltung der Bevölkerung in der Umgebung der Kernkraftwerke, nicht nur in der Schweiz, zeigt.
  4. In diesem Jahr spüren wir gleichsam eine Wende. Positive Signale aus verschiedenen Ländern, etwa aus Grossbritannien, den USA und aus Finnland, lassen die Kernenergie in der Öffentlichkeit in einem neuen Licht erscheinen. Die Aufmerksamkeit gilt der Verlängerung der Lebensdauer, aber auch der Bau neuer Kernkraftwerke wird erwogen. Die Kernenergie gehört heute wiederum zu den ernsthaft diskutierten Möglichkeiten, aktiv zur Förderung des Klimaschutzes beizutragen - kurz gesagt: Die Kernenergie ist wieder salonfähig.
  5. In der Schweiz stehen wir zum vierten Mal vor einer nationalen politischen Auseinandersetzung über die Kernenergie. Volk und Stände werden im nächsten oder im übernächsten Jahr über die beiden Volksinitiativen "Moratorium plus" und "Strom ohne Atom" abzustimmen haben. Der Prozess der Meinungsbildung wird von der SVA anspruchsvolle Beiträge verlangen, ist es doch unsere Aufgabe, den Meinungsbildungsprozess mit unserem Wissen allgemein verständlich zu begleiten und zu unterstützen.
  6. Das neue Kernenergiegesetz, dessen Entwurf der Bundesrat dem Parlament als Gegenvorschlag zu den beiden Volksinitiativen unterbreitet hat, ist gegenwärtig unser vordringlichstes politisches Geschäft. Der Entwurf des Bundesrates hält die Option Kernenergie für die Schweiz grundsätzlich offen. Das Parlament hat jedoch eine Reihe von Verbesserungen auszuarbeiten, wenn ein in der Praxis umsetzbares, auch für uns akzeptables Kernenergiegesetz entstehen soll.

Bundesrat Couchepin hat uns in seiner Rede an der SVA-Generalversammlung 2000 ermutigt, unseren Standpunkt auch in der politischen Debatte verständlich zu machen. Das tun wir, und wir werden diese Verpflichtung auch in Zukunft wahrnehmen. Couchepin sprach von Enthusiasmus, Mut und Willen, die es bei unserer Aufgabe aufrecht zu erhalten gelte. Dafür, dass die SVA ihren zentralen Beitrag leisten kann, werde ich mich einsetzen, mit allen meinen Kräften.

Quelle

Dr. Bruno Pellaud

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