Ausstieg aus Kernenergie kostet Zehntausende von Jobs

Ein Ausstieg aus der Kernenergie kommt teuer zu stehen. Darauf verweisen die Halbjahresabschlüsse der Stromkonzerne in Deutschland. Gleichzeitig wurde ein massiver Jobabbau in Aussicht gestellt. Gerade Staaten mit knappen Staatsfinanzen sollten eine Abkehr vom Atomstrom nicht voreilig beschliessen.

23. Sep. 2011

Der Atomausstieg setzt die deutschen Energiekonzerne unter enormen Druck: Die Marktführerin E.On verbuchte im ersten Halbjahr einen deutlichen Gewinneinbruch. Als Konsequenz kündigte das Unternehmen die Streichung von bis zu 11'000 Stellen an. E.On-Chef Johannes Teyssen: «Gegen negative Veränderungen von Märkten, vor allem aber des politischen und regulatorischen Umfeldes, sind wir nicht gefeit.» Konkrete Entscheidungen, welche Standorte betroffen sein werden, will die E.On im Herbst treffen.

E.On: Kosten von 2,7 Milliarden Euro für 2011

Die deutsche Bundesregierung will bis 2022 vollständig aus der Kernenergie aussteigen. Unerwartete Kosten für die vorzeitige Stilllegung von Kernkraftwerken und die Brennelementsteuer belasteten den E.On-Konzern bereits im ersten Halbjahr mit EUR 1,7 Mrd. (CHF 2,0 Mrd.). «Das erste Halbjahr war das schlechteste in der Geschichte des Konzerns», bilanzierte Teyssen gemäss der Nachrichtenagentur DAPD. Für das Gesamtjahr rechnet der Konzern mit Folgekosten des Atomausstiegs in der Höhe von EUR 2,7 Mrd. (CHF 3,2 Mrd.).

Bei der RWE führte der beschleunigte Ausstieg aus der Kernenergie inklusive Kernbrennstoffsteuer im ersten Halbjahr zu Belastungen von EUR 900 Mio. (CHF 1,06 Mrd.). Die RWE muss die im Februar publizierte Prognose nach unten korrigieren. Das Konzernergebnis 2011 (nach EBITDA) wird gemäss RWE voraussichtlich rund 20% unter dem Niveau des Vorjahres liegen.

In der gesamten Energiebranche seien bis zu 20'000 Jobs in Gefahr, schätzen Unterneh-mensberater gemäss der «Süddeutschen Zeitung». Auch der zweite deutsche Energieriese RWE ist überproportional stark auf Einnahmen aus Kernkraftwerken, die in absehbarer Zeit wegbrechen werden, angewiesen. Derzeit tragen erneuerbare Energien nur 3% zum Vorsteuergewinn bei, bei E.On sind es immerhin 17%.

Düstere Aussichten für die betroffenen Arbeitnehmer, die nicht auf schnelle Besserung hoffen können. Neue Jobs dürften vor allem im Ausland entstehen, wo die grossen Energieversorger ihre Wind- und Solarparks bauen. Daher werde sich die politische Hoffnung, dass der Aufbau von Arbeitsplätzen im Solar- und Windanlagensekor den Stellenabbau im konventionellen Erzeugungsbereich kompensieren könnte, nicht erfüllen, sagt Wolfgang Hummel von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin.

Desaströse Wertvernichtung in Zeiten klammer Staatskassen

Eines ist gewiss: Insbesondere überschuldete Staaten sollten sich einen (vorzeitigen) Ausstieg aus der Kernenergie besser zwei Mal überlegen. Die gigantische Wertvernichtung bei gleichzeitig forciertem Ausbau der erneuerbaren Energien würden Staaten wie Spanien (acht Kernkraftwerke im Betrieb) oder die USA (104 Kernkraftwerke im Betrieb) vor zusätzliche Probleme bringen. Deshalb dürfte der amerikanische Präsident Barack Obama sein Bekenntnis zur Clean-Energy-Initiative bald wiederholen. Obama zählt auch Kernenergie zu den sauberen Energien.

Quelle

Hans Peter Arnold

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