Blykalla und Norsk Kjernekraft starten gemeinsames SMR-Projekt auf Spitzbergen
Der schwedische Reaktorentwickler Blykalla und der norwegische Kernenergieprojektentwickler Norsk Kjernekraft gründen eine gemeinsame Projektfirma. Ziel ist es, die arktische Inselgruppe Spitzbergen (auch Svalbard genannt) künftig mit erschwinglicher und sauberer Energie aus einem SMR zu versorgen.

Blykalla entwickelt bleigekühlte Schnelle Reaktoren der Generation IV unter dem Namen Sealer (Swedish Advanced Lead Reactor). Dazu zählt der kompakte Sealer-55, ein fortgeschrittener modularer, kleiner Reaktor (SMR) mit einer elektrischen Leistung von 55 MW. Gemeinsam mit Norsk Kjernekraft soll nun ein erster konkreter Einsatzstandort für den SMR in Norwegen erschlossen werden – Longyearbyen, der Hauptort der Inselgruppe Spitzbergen. Zu diesem Zweck gründen die Unternehmen eine gemeinsame Projektfirma, die als Basis für weitere Aktivitäten eine standortspezifische Machbarkeitsstudie durchführen wird.
In Longyearbyen, das weit nördlich des Polarkreises liegt, wurde das letzte Kohlekraftwerk Norwegens im Oktober 2023 stillgelegt. Seither wird der Energiebedarf mit Dieselaggregaten gedeckt, was teuer und wenig zuverlässig ist. Abhilfe schaffen soll der neue fortgeschrittene SMR, der sowohl Strom als auch Fernwärme liefern kann. Die Anlage soll an das bestehende lokale Versorgungsnetz angeschlossen und langfristig betrieben werden.
SMR-Technologie für nordische Länder
Die neue Projektfirma soll ebenfalls als Plattform für eine breitere Einführung der SMR-Technologie in Norwegen und Skandinavien dienen. «Zuverlässige und bezahlbare Energie ist eine Voraussetzung für die weitere Präsenz Norwegens in Svalbard, insbesondere angesichts der aktuellen geopolitischen Lage», betonte Jonny Hesthammer, CEO von Norsk Kjernekraft. Kernenergie sei die einzige langfristige Lösung, um die Energieversorgung der Region ohne fossile Brennstoffe sicherzustellen.
«Fortgeschrittene Kernenergie ermöglicht die Dekarbonisierung dort, wo andere Technologien nicht greifen», sagte Jacob Stedman, CEO von Blykalla. Die SMR-Technologie eigne sich besonders für abgelegene Regionen und Gebiete mit fehlender Netzanbindung. In Spitzbergen sei der Bedarf besonders dringlich. Eine emissionsarme Grundlaststromversorgung sei aber auch für die Schwerindustrie und den Erdölsektor Norwegens ein wichtiger Faktor, um wettbewerbsfähig zu bleiben und die Klimaziele zu erreichen.
Weitere Aktivitäten von Norsk Kjernekraft: SMR-Kraftwerk und Atommülllager in Halden
Norsk Kjernekraft gab ebenfalls bekannt, dass die gemeinsam mit Østfold Energi und der Gemeinde Halden gegründete Projektgesellschaft Halden Kjernekraft ein formelles Genehmigungsverfahren für einen SMR sowie ein kombiniertes Zwischen- und Endlager für radioaktive Abfälle in Halden eingeleitet hat. Das Kraftwerk soll jährlich bis zu 10 TWh Strom erzeugen und die Ansiedelung neuer Industrien begünstigen.
Als erste Stufe im Verfahren wurde beim norwegischen Energieministerium eine formelle Meldung mit einem Vorschlag für ein Untersuchungsprogramm zu den Umweltauswirkungen des Kraftwerks eingereicht. Für das kombinierte Zwischen- und Tiefenlager ging eine separate Meldung an die zuständige Strahlenschutzbehörde (Direktoratet for Strålevern og Atomsikkerhet, DSA). Die Entsorgungsanlagen sollen direkt am Standort des geplanten Kraftwerks entstehen und radioaktive Abfälle aus den Halden-SMRs und weiteren Kernanlagen aufnehmen.
Quelle
B.G. nach Blykalla und Norsk Kjernekraft, gemeinsame Medienmitteilung, 12. Juni 2025 sowie Norsk Kjernekraft, Medienmitteilung, 10. Juni 2025
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