Cern: Erstmals mindestens 50’000 Anti-Wasserstoff-Atome produziert

Ein internationales Physikerteam des Europäischen Kernforschungszentrums Cern in Genf hat im September die erste kontrollierte Produktion von mindestens 50’000 Anti-Wasserstoff-Atomen (Antimaterie von gewöhnlichem Wasserstoff) bekannt gegeben.

2. Okt. 2002

Eine solche Menge der Substanz sollte die Forscher in die Lage versetzen, eine der fundamentalsten Voraussetzungen der konventionellen Theorie in der Elementarteilchenphysik zu überprüfen: Das Standardmodell. Sollte sich AntiWasserstoff anders als erwartet verhalten, müsste das Standardmodell durch eine bessere Theorie ersetzt werden. Im Februar dieses Jahres hatte das Cern die erstmalige Produktion von stabilem Anti-Wasserstoff gemeldet, die produzierte Menge war aber nicht bekannt.
Nachdem die Forscher abgebremste, langsame Antiprotonen (negativ geladen) mehrfach durch Wölkchen von langsamen Positronen (positiv geladen) hatten fliegen lassen, konnten sie die erwartete Bildung der Anti-Wasserstoff-Atome registrieren. Nach Professor Luciano Maiani, Generaldirektor des Cern, ist "die kontrollierte Produktion von Anti-Wasserstoff, wie sie beobachtet wurde, ein grosses technologisches und wissenschaftliches Ereignis".
Anti-Wasserstoff besteht aus den beiden erwähnten Partikeln Positron (Antiteilchen des Elektron) und Antiproton (Antiteilchen des Proton). Dem Standardmodell zufolge sind Atom und AntiAtom äquivalent, sie verhalten sich wie Bild und Spiegelbild. Sie sind jedoch auch inkompatibel: Wenn Materie auf Antimaterie trifft, kommt es unter explosiver Freisetzung von Energie zur gegenseitigen Auslöschung. Die Unterschiede zwischen Wasserstoff und Anti-Wasserstoff könnten zur Klärung der Frage beitragen, weshalb Materie (gegenüber der Antimaterie) im sichtbaren Universum überwiegt, obwohl sich beim Urknall theoretisch beides in gleicher Menge gebildet haben müsste. Die Ursache für dieses Ungleichgewicht ist immer noch ein Rätsel.

Quelle

H.R. nach Cern, Mitteilung vom 18. September 2002, und Nature vom 19. September und 3. Oktober 2002

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