China setzt weiter auf Kernenergie

Kernenergie ist für das bevölkerungsreichste Land der Erde auch in Zukunft ein fester Bestandteil des Energie-Mix – eine Bestandesaufnahme.

15. Juli 2011

Reges Treiben im Convention & Exhibition Center, Futian District, in der südchinesischen 15-Millionen-Metropole Shenzhen. Die China Nuclear Energy Association (CNEA) hat soeben zur «International Exhibition on Nuclear Power Industry 2011» geladen. Seit der ersten Durchführung im Jahr 1995 ist die Ausstellung mit Siebenmeilenstiefeln gewachsen. Auch nach dem Reaktorunfall von Fukushima-Daiichi ist das Interesse an der Kernenergie in China ungebrochen, selbst wenn die Regierung unmittelbar nach der Katastrophe die Überprüfung der Ausbaupläne und der Sicherheitsanforderungen in Aussicht gestellt hat.

Die jüngsten Aussagen von Regierungsvertretern lassen keinen Zweifel offen: China will am ursprünglichen Ausbau festhalten. Das Land investiere auch in Zukunft jährlich rund CNY 80 Mrd. (CHF 10 Mrd.) in die Atomkraft, sagte Xu Yuming von der CNEA gegenüber der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». China lade deutsche Experten ein, in China zu forschen und zu arbeiten. «Die deutschen Kraftwerke sind Weltklasse, die Ingenieure und Forscher geniessen einen guten Ruf», so Xu.

13 Reaktoreinheiten sind derzeit in China am Netz und 28 weitere sind im Bau. «Das sind 46% aller Projekte in der Welt», erklärte Xu. Bis 2015 werde China die Kapazitäten von 10,8 auf 40 GW erhöhen. Bis 2020 seien 80 GW möglich. Der Energiehunger der Volksrepublik China ist riesig: Die Statistik des National Energy Bureau zeigt, dass der Stromverbrauch im ersten Quartal 13% über dem Vorjahreswert liegt.

Das dynamischste Schwellenland leidet unter einer chronischen Unterversorgung mit elektrischer Energie. Südchina erlebte im Mai die schlimmsten Stromausfälle seit sieben Jahren. Betroffen war neben Privathaushalten auch die Industrie. Einige Industrieunternehmen mussten die Produktion temporär zurückfahren. So auch der Mischkonzern Rongsheng Holding Group in Hangzhou (Provinz Zhejiang), der Chemiefaser herstellt und zu den grössten Schiffbauern gehört. Der Strombedarf der Rongsheng soll sich von 600'000 MWh im Jahr 2010 auf voraussichtlich eine Million MWh im laufenden Jahr erhöhen.

Die Rationierung des Stroms bleibt ein wichtiges Thema der Regierung, wie die Nachrichtenagentur Xinhua berichtet. Die Dynamik ist unvergleichlich; China versucht sich gegen ein überbordendes Wachstum zu stemmen. Damit will die Regierung die rasante Teuerung (über 5%) in den Griff kriegen. Mit dem vom Volkskongress verabschiedeten Fünf-Jahres-Plan soll das wirtschaftliche Wachstum noch auf jährlich 7% gedrosselt werden. Der Energieverbrauch für jeden erwirtschafteten Yuan soll bis 2015 um 16% gesenkt werden.

Als grösster Klimasünder der Welt ist China bestrebt, seinen Treibhausgas-Ausstoss einzudämmen. Peking will zwar keine bindenden CO2-Reduktionsziele festlegen. Als freiwillige Massnahme sieht die Regierung allerdings vor, dass der Ausstoss an Treibhausgasen in Zukunft nicht mehr so stark zulegt wie das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts.

Quelle

Hans Peter Arnold

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