Deutsche Physiker: Kernenergie für Klimavorsorge unverzichtbar

Deutschland ist dabei, seine Klimaschutzziele zu verfehlen. Zu diesem Schluss kommt die Studie «Klimaschutz und Energieversorgung in Deutschland 1990-2020» der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG), die am 8. November 2005 vorgestellt wurde.

7. Nov. 2005

Laut DPG-Studie wäre die Absenkung der CO2-Emissionen in Deutschland im Jahr 2020 in einem Energiemix mit Kernenergie um 35% grösser als ohne. Würde der Atomausstieg wie geplant umgesetzt, sei eine Verringerung um nur etwa 26% absehbar. «Das wäre ein sehr mageres Resultat für 30 Jahre Klimapolitik», meinte Walter Blum, Leiter des Arbeitskreises Energie der DPG und Mitverfasser der Studie. «Die Kernenergie kann vorerst nur teilweise durch andere Energiequellen ohne CO2-Ausstoss ersetzt werden. Hier müssten fossile Kraftwerke in die Bresche springen», hielt er fest. «Selbst wenn man die erneuerbaren Energien maximal ausbaut und weitere Möglichkeiten zum CO2-Sparen berücksichtigt», so Blum, «unterm Strich bedeutet das Abschalten der Kernkraftwerke, dass pro Jahr etwa 112 Mio. t an zusätzlichen Treibhausgasen in die Atmosphäre entweichen würden. Damit hätten wir im Jahre 2020 einen Gesamtausstoss von mehr als 920 Mio. t.»
Die DPG plädiert deshalb für längere Laufzeiten der Kernkraftwerke. «Aus physikalischer Sicht gibt es keinen Grund, an dem Fahrplan des beschlossenen Ausstiegs festzuhalten», betonte Blum. So sei insbesondere die deutsche Sicherheitstechnik international führend. Auch vom Standpunkt der Abfallbeseitigung sei nichts gegen eine Laufzeitverlängerung einzuwenden, verfüge Deutschland doch im internationalen Vergleich über ein weit vorangeschrittenes Gesamtkonzept für die Entsorgung und gehe über die Anforderungen der meisten anderen Länder hinaus. Die Schaffung von Endlagern, wofür nach dem Atomgesetz die deutsche Bundesregierung verantwortlich ist, stelle kein unlösbares Problem dar, verlange aber politisches Handeln. Aus Sicht der Uranversorgung bestehen laut Studie ebenfalls keine Bedenken, da es viel mehr Uran gibt, als man bisher gesucht und gefunden hat. Aussagen, das Uran reiche nur noch für 40 (oder 50) Jahre, beruhen laut DPG auf der Verwechslung der heute gesicherten Reserven mit dem insgesamt auf der Erde wirtschaftlich nutzbaren Uran. Es ist damit zu rechnen, dass die Suche nach neuen Lagerstätten bei steigenden Uranpreisen intensiviert wird. Über 60% der heute gesicherten Uranreserven liegen in OECD-Ländern, was hohe Versorgungssicherheit gewährleiste.
Die Kernenergie ist in Deutschland unverändert die wichtigste Primärenergiequelle für die Stromversorgung. Mit einem Versorgungsanteil von rund 30% an der gesamten Stromerzeugung von 570,1 Mrd. kWh lag sie auch 2004 noch vor der Braunkohle. Derzeit sind 17 Kernkraftwerksblöcke mit einer installierten Nettoleistung von 20'334 MW in Betrieb. Im Jahr 2004 produzierten sie - noch unter Beteiligung der im Mai 2005 endgültig stillgelegten Anlage Obrigheim -zusammen 167,1 Mrd. kWh. Trotz der Stilllegung des Kernkraftwerks Stade im November 2003 lag die nukleare Stromerzeugung um gut 1% höher als im Vorjahr. Wegen ihrer niedrigen Brennstoffkosten werden Kernkraftwerke in der Grundlast eingesetzt und decken diese etwa zur Hälfte ab.

Quelle

M.A. nach DPG, Pressemitteilung, 8. November 2005 und DPG-Studie

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