Deutschland: zwei Kernkraftwerke als Einsatzreserve

Zwei der drei verbliebenen deutschen Kernkraftwerkseinheiten sollen bis Mitte April 2023 als Einsatzreserve bestehen bleiben. Das hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz infolge des zweiten Netzstresstests bekannt gegeben.

6. Sep. 2022
Robert Habeck
Deutschlands Wirtschaftsminister Robert Habeck gibt bekannt, dass zwei der drei verbliebenen Kernkraftwerkseinheiten in Deutschland bis Mitte April 2023 als Einsatzreserve bleiben.
Quelle: Dominik Butzmann

Die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, Amprion, TenneT und TransnetBW untersuchten im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz von Mitte Juli bis Anfang September 2022 in einer Sonderanalyse die Sicherheit des Stromnetzes für diesen Winter unter verschärften Bedingungen. Dabei handelte es sich bereits um den zweiten Stresstest, der dieses Mal vor allem das Zusammenspiel der europäischen Nachbarländer miteinbezogen hat.

Der zweite Stresstest kommt zu dem Ergebnis, dass stundenweise krisenhafte Situationen im Stromnetz zwar unwahrscheinlich sind, jedoch aktuell nicht vollständig ausgeschlossen werden können. Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck sagte zu den Ergebnissen: «Wir haben in Deutschland eine sehr hohe Versorgungssicherheit im Stromsystem. Wir haben genug Energie in und für Deutschland; wir sind ein Stromexportland. Aber wir sind Teil eines europäischen Systems, und dieses Jahr ist in ganz Europa ein besonderes Jahr.» Zu den besonderen Umständen in diesem Jahr zählen der Ukraine-Krieg, die heruntergefahrenen Kernkraftwerke in Frankreich und die Dürre im Sommer.

Die Ergebnisse aus dem Stresstest bedeuten aber auch für den Minister, dass die Kernkraftwerkseinheiten Isar-2 und Neckarwestheim-2 noch bis Mitte April 2023 als Einsatzreserve zur Verfügung stehen sollen. Wenn nötig, könnten sie so über den Winter einen Beitrag zur Stromproduktion liefern. Habeck betont aber: «Das heisst auch: Alle drei derzeit in Deutschland noch am Netz befindlichen Atomkraftwerke werden planmässig Ende 2022 regulär vom Netz gehen. Am Atomausstieg, wie er im Atomgesetz geregelt ist, halten wir fest. Neue Brennelemente werden nicht geladen und Mitte April 2023 ist auch für die Reserve Schluss.»

Gemäss diversen Medienberichten übt insbesondere der Koalitionspartner FDP scharfe Kritik an der Entscheidung Habecks, die politisch getrieben sei und die Realität ignoriere. FDP-Vertreter fordern den Weiterbetrieb der drei Kernkraftwerkseinheiten und nicht nur bloss zwei Einheiten in Reserve. Vor rund zehn Jahren beschloss Deutschland den Atomausstieg zum 31. Dezember 2022. Mit der Entwicklung des Ukraine-Kriegs und der Energiekrise waren jedoch die Forderungen nach einer Laufzeitverlängerung immer lauter geworden.

Quelle

A.D. nach Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Pressemitteilung, 6. September 2022

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