Die USA setzen auf den Energiemix
In den USA werden politisch die Weichen für die nächsten vier Jahre gestellt. In der Energiepolitik setzen die Amerikaner weiter auf den bewährten Energiemix.
Sowohl Barack Obama als auch Mitt Romney plädieren in ihren Nominationsreden vor ihrem Parteikongress für einen breiten Energiemix. Lediglich die Akzente setzen sie etwas anders.
In seiner Rede vor der Nomination als Präsidentschaftskandidat hob Romney sämtliche wichtige Energieträger hervor: «Als Erstes wird Nordamerika per 2020 bezüglich der Energieversorgung unabhängig sein, indem es voll von den eigenen Öl-, Kohle-, Gas und Nuklearquellen sowie von erneuerbaren Energien profitiert.» («First, by 2020, North America will be energy independent by taking full advantage of our oil and coal and gas and nuclear and renewables.»)
Auch Obama plädierte für einen ausgeglichenen Energiemix. Er erwähnte die Dringlichkeit bezüglich Massnahmen gegen den Klimawandel (von Romney nicht erwähnt): «Sie können den Weg wählen, auf dem wir unsere eigene Energie stärker kontrollieren. Nach dreissig Jahren des Nichtstun haben wir den Treibstoffverbrauch so stark senken können, dass bis zur Mitte der nächsten Dekade Autos und Lastwagen mit einer Gallone Gas doppelt so weit fahren können. Wir haben unsere erneuerbaren Energien verdoppelt. (…) Und ja, mein Plan ist es, den CO2-Ausstoss, der unseren Planeten erwärmt, weiter zu verringern – denn die Klimaerwärmung ist kein Märchen. Mehr Dürren, Überschwemmungen und Waldbrände sind kein Spass. Sie sind eine reale Gefahr für die Zukunft unserer Kinder. Mit dieser Wahl können Sie etwas dagegen tun.»
Obama wies auf die abnehmende Abhängigkeit vom Erdöl hin: «In the last year alone, we cut oil imports by one million barrels a day – more than any administration in recent history. And today, the United States of America is less dependent on foreign oil than at any time in nearly two decades.» Möglich machte diesen Trend insbesondere die enorm gestiegene Schiefergas-Ausbeute. Tatsächlich gibt es in den USA eine Verschiebung von Kohle zu Erdgas. Der Anteil von Gas an fossilen Energieträger für die Erzeugung von Elektrizität nähert sich der Marke von 50%. Seit in den USA Elektrizität produziert wird, stellt die Kohle den Hauptanteil vor allen anderen Energieträgern. Noch 2007 lag der Anteil von Kohle bei 70%; 1985 sogar bei 80%.
Bei den neuen Erdgasvorkommen handelt es sich um Schiefergas (Shale Gas). Diese sind zwar schon länger bekannt, galten aber bis vor wenigen Jahren als nicht abbaubar. Erst durch eine neue Fördertechnik, dem Hydraulic Fracturing, wurden solche unkonventionelle Gasvorkommen erschlossen.
«Die schnelle Entwicklung von Schiefergasquellen wird den globalen Energiemarkt erheblich verändern», erläutert Michael Mbogoro, Analyst von Frost & Sullivan. Das gelte auch für Europa. Langfristig gesehen werde Europa seine Abhängigkeit von Russland und dem Nahen Osten bedingt verringern und damit die Dominanz dieser Regionen im Energiemarkt reduzieren. Eventuell bildeten sich hierdurch zudem neue geopolitische Allianzen auf Kosten der bisherigen. Mbogoro: «Die grösste Nachfrage in Asien wird von China und Japan kommen, anknüpfend an Chinas unstillbarem Energiebedarf und der voraussichtlich ansteigenden Erdgas-Abhängigkeit Japans als Folge von Fukushima.»
Doch auch die Schiefergasproduktion ist nicht ohne Risiken und Nebenwirkungen. Aufgrund des Schiefergas-Booms wächst der Markt für Chemikalien zur Abwasserbehandlung. Während bestimmte Chemikalien zum Standardprodukt werden, sind innovative Lösungen bei der Wasserbehandlung notwendig. Da grosse Mengen an Wasser bei der Schiefergasgewinnung benötigt werden und weitere gesetzliche Verordnungen, die den Toxizitätswert im Abwasser begrenzen, geschaffen werden, sollten innovative Unternehmen einen Markt mit guten Wachstumsaussichten über die nächsten 20 Jahre erschliessen können.
Quelle
Hans Peter Arnold