Energietagung am PSI
Das Paul Scherrer Institut (PSI) und das Kompetenzzentrum Energie und Mobilität (CCEM) des ETH-Bereichs haben am Freitag 11. Juni 2010 zur Energietagung im Auditorium des PSI eingeladen. Energieexperten aus Forschung und Industrie gaben dabei Einblicke in die Vielfalt der technischen Verfahren, die zu einer Reduzierung des CO2-Ausstosses und so zu einem positiven Einfluss auf das globale Klima führen könnten.

Rund 150 Personen aus Industrie, Gewerbe, Forschung und Behörden haben an der Energietagung teilgenommen. Den Auftakt machte der Leiter des Bereichs Allgemeine Energie des PSI, Prof. Alexander Wokaun. In seinem einleitenden Referat meinte er zur Idee der Energietagung: «Bei der Klimakonferenz in Kopenhagen hat man sich auf ein Ziel für die Klimaerwärmung festgelegt, aber wenig über Massnahmen gesagt. Wir wollen über Massnahmen sprechen.» Über diese möglichen Massnahmen referierten am Vormittag der Veranstaltung acht Energieexperten aus Forschung und Industrie. Wer damit seinen Wissensdurst noch nicht stillen konnte, erhielt bei der Postersession in den Pausen weitere Forschungsresultate präsentiert. Dass technische Ansätze die Klimaprobleme nicht alleine lösen können, zeigte am Nachmittag die Podiumsdiskussion mit Vertretern von Energiewirtschaft, Forschung, Industrie, staatlicher Verwaltung und Finanzwirtschaft. Führungen durch ausgewählte Forschungseinrichtungen des PSI rundeten das Tagesprogramm ab.
Potenzial der Kernenergie
In seinem Referat zu den Zukunftsaussichten der Kernenergie meinte Jean-Guy Devezeaux de Lavergne vom französischen Commissariat à l'énergie atomique et aux énergies alternatives (CEA), dass für die Sicherung der Energieversorgung mehr zu tun sei, als die bestehenden Leichtwasserreaktoren weiterzuentwickeln. So misst Devezeaux den Reaktoren mit schnellen Neutronen grosses Potenzial bei, da diese rund 100-mal mehr Energie aus Natururan erzeugen könnten, als das in heutigen Leichtwasserreaktoren der Fall ist. Er fügte aber hinzu, dass auch hier noch Arbeit in die Entwicklung der Sicherheit und die Verbesserung der Wirtschaftlichkeit gesteckt werden müsse.
Ein ähnliches Zukunftsbild malte der Leiter des PSI-Labors für Thermohydraulik, Prof. Horst-Michael Prasser von der ETH Zürich, der in seinem Referat über die Perspektiven neuer Kernkraftwerkstechnologien berichtete. Prasser ging in diesem Zusammenhang unter anderem auf hocheffiziente Verfahren zur Urananreicherung ein. Ein besonderes Augenmerk richtete er auf die Entwicklung von Reaktoren der Generation IV. Wie von seinem Vorredner schon erwähnt, böten diese eine Verbesserung der Kernbrennstoffauslastung sowie eine Reduktion der Mengen an langlebigem radioaktivem Abfall und können zudem Prozesswärme auf hohem Temperaturniveau bereitstellen.
Biomasse, Verbrennungsmotoren, Photovoltaik
Marius Adelt von der E.On Ruhrgas AG stellte fest, dass sich die Aufbereitung und Einspeisung von Biogas in das deutsche Erdgasnetz bereits in industriellem Massstab etabliert habe und in Zukunft weiter ausgebaut werde. Denn das Ziel der deutschen Bundesregierung sei es, bis 2020 mit Biogas rund 6% des Gasabsatzes decken zu können (was rund 6 Mrd. m3/a entspricht). Adelt gab jedoch zu bedenken, dass die Grösse einer Biogasanlage nicht x-beliebig gewählt werden kann: Kraftwerke unter 30 MW seien kaum wirtschaftlich zu betreiben und für Anlagen über 200 MW liege in Deutschland zu wenig Brennstoff, hauptsächlich Waldrestholz, vor. Der zweite Vortrag zum Thema Biomasse war von Serge Biollaz vom PSI, der über das Potenzial von Holz für die Erzeugung von «Bioelektrizität» und «Biomethan» zu berichten wusste.
Über den Stand der Entwicklung eines sogenannten Erdgas- /Biogas-Hybridantriebs für Personenwagen informierte anschliessend Christian Bach von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) in Dübendorf. An diesem Projekt arbeitet die Empa zusammen mit der ETH Zürich, Volkswagen und Bosch. Ebenfalls zu den Fortschritten bei Verbrennungsmotoren referierte Meinrad Signer von der Iveco Motorenforschung AG. Er betonte, dass zur Einhaltung neuer, tieferer Grenzwerte alle bisherigen Techniken eingesetzt werden müssten, wie zum Beispiel die gekühlte Abgasrückführung, die Abgasnachbehandlung oder aufladetechnische Massnahmen. Des Weiteren sei mit der bevorstehenden Einführung des Emissionsregelwerks Euro VI aus Sicht der Nutzfahrzeugindustrie die letzte Emissionsreduktionsstufe erreicht. In der Zukunft werde sich die Entwicklung auf die weitere Verbesserung des Treibstoffverbrauchs und somit der CO2-Emission konzentrieren, hielt Signer fest.
Auch die Entwicklung der Photovoltaik war ein Thema an der Energietagung. So berichtete Christophe Ballif von den Fortschritten bei der Entwicklung neuer Photozellen mit einem Wirkungsgrad von 20% und mehr. Schliesslich brachte Robert Pitz-Paal vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) die Vortragsreihe mit seinem Referat über konzentrierende Solarsysteme zum Abschluss.

Quelle
M.B.