Ensi: erhöhte Messwerte nach Regen durch natürliches Radon verursacht

Nach Sommergewittern oder Starkniederschlägen registrieren Messstationen in der Schweiz meistens erhöhte Radioaktivitätswerte. Laut dem Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) sind diese Anstiege natürlichen Ursprungs: Regen wäscht radioaktive Radon-Zerfallsprodukte aus der Luft und lagert sie am Boden ab. Ein Zusammenhang mit Kernkraftwerken besteht nicht.

17. Okt. 2025
Baume gesehen durch Scheibe mit Wasserstropfen
Regen wäscht natürlich vorkommende radioaktive Stoffe aus der Luft.
Quelle: Burhanuddin Poonawala via Unsplash

Das Ensi betreibt das automatische Maduk-Messnetz zur Überwachung der Strahlung in der Umgebung der Schweizer Kernanlagen. Es umfasst 57 Stationen in vier Teilnetzen im Umkreis von rund sechs Kilometern um die Kernkraftwerke Beznau, Gösgen, Leibstadt und Mühleberg sowie um das Paul Scherrer Institut. Die Stationen messen kontinuierlich die sogenannte Ortsdosisleistung – also die Intensität der Umgebungsstrahlung – und übermitteln die Daten im Zehnminutentakt an das Ensi. Maduk ergänzt das gesamtschweizerische Messnetz Nadam der Nationalen Alarmzentrale (NAZ), die weitere 58 Stationen im ganzen Land betreibt.

«Während eines Sommergewitters nach einer längeren Trockenperiode oder bei Starkniederschlägen steigen meist auch die Messwerte der Maduk-Sonden rund um die Kernkraftwerke in der Schweiz [kurzzeitig] an», schrieb das Ensi. «Dies hat in der Regel nichts mit dem benachbarten KKW zu tun, sondern mit natürlichen radioaktiven Stoffen, die der Regen aus der Luft auswäscht.» Im Untergrund der Schweiz ist – wie fast überall auf der Erde – natürliches radioaktives Uran enthalten. Es zerfällt langsam und bildet das Edelgas Radon, das aus dem Boden entweichen kann und zu einer hohen Strahlenbelastung für die Bevölkerung führen kann. Radon wiederum zerfällt zu weiteren radioaktiven Nukliden wie Polonium, Bismut und Blei. Diese lagern sich an winzige Staub- oder Aerosolpartikel an und schweben in der Luft, bis sie mit dem Regen ausgewaschen und am Boden abgelagert werden. Dadurch steigt die Strahlung laut Ensi kurzzeitigg an, klingt jedoch rasch wieder ab.

Die kurzzeitig erhöhten Dosiswerte stellen laut Ensi keine Gefahr für Mensch und Umwelt dar. Das Phänomen lasse sich überall in der Schweiz beobachten und werde durch die Messnetze Nadam und Maduk erfasst. Anhand der Dosisleistung allein lässt sich gemäss Ensi jedoch nicht bestimmen, welche Radionuklide für den Anstieg verantwortlich sind. Zusätzliche Wetterdaten und Ausbreitungsrechnungen ermöglichen dem Ensi und anderen Behörden zu beurteilen, ob künstliche Radioaktivität aus Kernanlagen beteiligt sein könnte. Bestehen die erhöhten Werte über längere Zeit oder bleiben die Ursachen unklar, führt das Ensi vor Ort Kontrollmessungen mit Gamma-Spektrometern durch. Damit lassen sich die vorhandenen Radionuklide eindeutig identifizieren.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) betreibt ergänzend das URAnet-Aero-Messnetz zur Überwachung der Radioaktivität in der Luft (siehe auch radenviro.ch). Die Stationen saugen kontinuierlich Umgebungsluft durch einen Filter, auf dem ein Gamma-Spektrometer die nuklidspezifische Aktivität misst. Mehrere Stationen befinden sich im Einflussbereich der Kernkraftwerke. Ergänzend zu den bestehenden Netzen misst seit Kurzem überdies Europas höchste Messstation auf dem Jungfraujoch kontinuierlich die Radioaktivität in der Luft, um die schweizweite Frühwarnung weiter zu verbessern. Sie ermöglicht es, radioaktive Spuren – etwa nach einem Ereignis in einer ausländischen Kernanlage – frühzeitig zu erfassen und deren Ausbreitung zu beurteilen.

Quelle

B.G. nach Ensi, Artikel zu Radioaktivitätsmessung, 23. September 2025

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