Ereignisse in der Ukraine gemäss Informationen der IAEO vom 30. März 2022

Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) verfolgt die Situation in der Ukraine und ist im ständigen Kontakt mit dem State Nuclear Regulatory Inspectorate of Ukraine (SNRIU). IAEO-Generaldirektor Rafael Mariano Grossi besuchte am 30. März 2022 ukrainische Regierungsvertreter und Mitarbeitende des Kernkraftwerks Südukraine. Er besprach konkrete Massnahmen, mit denen die IAEO die Ukraine bei der Sicherheit und Sicherung von kerntechnischen Anlagen unterstützen kann. Gemäss SNRIU ist im stillgelegten Kernkraftwerk Tschernobyl seit Tagen kein Schichtwechsel mehr möglich. Die Lage im nuklearen Forschungszentrum in Charkiw ist unverändert.

31. März 2022
Flagge der IAEO
Krieg in der Ukraine: Die IAEO informiert über die Kernanlagen.
Quelle: IAEO

Die folgende Zusammenfassung basiert auf IAEO-Informationen.

Konkrete Schritte zugunsten von Sicherung und Sicherheit besprochen
IAEO-Generaldirektor Grossi besuchte am 30. März 2022 das Kernkraftwerk Süd-Ukraine. Dort traf er sich mit hochrangigen ukrainischen Regierungsvertretern und Kraftwerksmitarbeitern wie dem ukrainischen Energieminister, German Galuschtschenko, dem Leiter der Atomaufsichtsbehörde SNRIU, Oleg Korikow, dem CEO der Betreibergesellschaft Energoatom, Petro Kotin, und dem Direktor des Kernkraftwerks Südukraine, Igor Polowytsch. Grossi zufolge ging es in den Gesprächen um das Einleiten von technischer Unterstützung durch die IAEO zugunsten der Sicherheit und Sicherung der kerntechnischen Anlagen in der Ukraine. Es seien konkreten Schritte besprochen worden, die unternommen werden müssten, um der Ukraine diese dringende Hilfe unverzüglich zukommen zu lassen. Dazu gehören gemäss IAEO die Entsendung ihrer Experten zu priorisierten Einrichtungen und die Lieferung von lebenswichtigen Sicherheitsgütern, einschliesslich Überwachungs- und Notfallausrüstung.

«Es ist von entscheidender Bedeutung, vor Ort zu sein, um die Ukraine in diesen extrem schwierigen Zeiten wirksam zu unterstützen», sagte Generaldirektor Grossi. «Die Präsenz der IAEO vor Ort wird dazu beitragen, die Gefahr eines nuklearen Unfalls zu verhindern, der schwerwiegende Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung und die Umwelt in der Ukraine und darüber hinaus haben könnte», fügte er hinzu.

Kein Schichtwechsel in Tschernobyl möglich
Am 30. März 2022 teilte SNRIU in ihrem regelmässigen Update zur Lage der nuklearen Sicherheit und Sicherung in der Ukraine der IAEO mit, dass es seit dem 20. und 21. März keinen Schichtwechsel mehr im stillgelegten Kernkraftwerk Tschernobyl gegeben habe. Die Anlage befindet sich seit dem 24. Februar unter der Kontrolle Russlands. Die Aktivitäten der russischen Streitkräfte in und um Slawutytsch, wo viele in Tschernobyl Beschäftigte leben, beschränken ihre Möglichkeiten, zur Arbeit zu kommen und diese zu verlassen.

SNRIU habe der IAEO ausserdem mitgeteilt, dass von den 15 Reaktoren des Landes an vier Standorten neun in Betrieb stehen würden, darunter zwei im russisch kontrollierten KKW Saporoschje, vier in Rowno (Block 1 ist wieder ans Netz gegangen), einer in Chmelnizki und zwei in der Südukraine. «Die anderen Reaktoren sind wegen regelmässiger Wartungsarbeiten abgeschaltet», so SNRIU. Gemäss IAEO ist die Situation in Bezug auf die Fernüberwachung zur Verhinderung der Proliferation nach wie vor unverändert.

Lage im Forschungsinstitut in Charkiw unverändert
Am 29. März teilte die SNRIU der IAEO mit, dass die Situation im Physik- und Technologieinstitut in der nordöstlichen Stadt Charkiw unverändert sei. Die nukleare Forschungseinrichtung ist erstmals am 6. März und dann erneut am 26. März unter Artilleriebeschuss geraten. Nach Angaben von SNRIU vom 28. März seien das Gebäude, seine Wärmedämmung und die Versuchshalle beschädigt worden, nicht aber die Neutronenquelle, die Kernmaterial zur Erzeugung von Neutronen für die Forschung und die Herstellung von Radioisotopen für medizinische und industrielle Anwendungen enthalte. Gemäss IAEO ist das Kernmaterial der Anlage unterkritisch – es kann somit keine nukleare Kettenreaktion geben – und das radioaktive Inventar gering.

Quelle

B.G. nach IAEO, Medienmitteilungen, 28., 29. und 30. März 2022

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