ETH-Studie «Entscheidungsprozesse Wellenberg»

Auch für umstrittene Infrastrukturen lassen sich Standorte finden – sofern die betroffene Bevölkerung von Beginn weg einbezogen wird. Zu diesem Schluss kommt die ETH-Studie «Entscheidungsprozesse Wellenberg – Lagerung radioaktiver Abfälle in der Schweiz», die Ende September 2007 veröffentlicht wurde.

1. Nov. 2007

Per Abstimmung vom 22. September 2002 lehnte das Nidwaldner Stimmvolk die Erteilung einer Konzession für den Bau eines Sondierstollens im Wellenberg ab. Mit dem Sondierstollen wäre die Eignung des Gesteins für ein mögliches Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle überprüft worden. ETH-Forscher um Professor Roland Scholz haben nun in einer Fallstudie die Prozesse, die zur damaligen Entscheidung führten, untersucht. Gegenstand der Analyse waren die Erwartungen und Ansprüche der ehemals Betroffenen und der Entscheidungsträger an die Entscheidungsprozesse. An der Fallstudie hatten seit Oktober 2006 insgesamt 27 Studierende, 12 Dozierende und 80 Beteiligte von ausserhalb der ETH gearbeitet. Eine Arbeitsgruppe untersuchte die regionale Presse im Zeitraum von 1998 bis 2002 (nur Printmedien), eine zweite Gruppe befragte 1800 Personen mit einem per Post zugestellten Fragebogen, davon wurden 532 beantwortet. Die dritte Arbeitsgruppe führte einen sogenannten Bewertungsparcours mit 41 Personen aus ausgewählten Interessensgruppen durch.

Sichtbare Dialogbereitschaft

Die Resultate zeigen, dass sich die Mehrheit der Bevölkerung vom Problem der radioaktiven Abfälle mittel bis sehr stark betroffen fühlt. Bei Frauen und Ablehnenden ist die Betroffenheit erwartungsgemäss grösser. Die Mehrheit der Befragten sind dafür, die radioaktiven Abfälle in der Schweiz zu entsorgen. Sie glauben, dass es politisch möglich ist, einen Standort für ein geologisches Tiefenlager zu finden. Die Leute verlangen aber ein faires Verhalten und ein hohes Mass an Transparenz. Bei einem Auswahlprozess für ein Tiefenlager ist der Bevölkerung wichtig, dass sie einbezogen wird und dass die Sicherheitsphilosophie stimmt. Diese beiden Aspekte nannten die Befragten am häufigsten. Über die konkrete Ausgestaltung der Sicherheit sind sie sich jedoch uneinig. Die Forschenden schliessen aus ihrer Studie, dass der Umgang mit dem Thema nach wie vor heikel ist, eine Dialogbereitschaft sei aber sichtbar. Sie bewerten die Resultate dieser Fallstudie als auf andere Infrastrukturprojekte übertragbar.

Quelle

D.S. nach ETH-Studie «Entscheidungsprozesse Wellenberg – Lagerung radioaktiver Abfälle in der Schweiz», Fallstudie 2006

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