Finnische Bevölkerung steht hinter der Kernenergie

Über zwei Fünftel der Bevölkerung Finnlands befürworten den Ausbau der Kernenergie in ihrem Land, während sich ein Viertel der Einwohner dagegen ausspricht. Dies sind Ergebnisse einer Umfrage, die im Auftrag der Stromversorgungsunternehmen Fortum und Teollisuuden Voima Oyj (TVO) durchgeführt worden ist.

26. Aug. 2010

Die Meinungsumfrage beruht auf den Daten von 1378 erwachsenen Einwohnern Finnlands, die zwischen dem 20. Oktober 2009 und 7. Januar 2010 einen schriftlichen Fragebogen über ihre Haltung zu Energiefragen ausgefüllt haben. Durchgeführt haben die Umfrage die Yhdyskuntatutkimus und die AF-Consult. Den Bericht und die Daten hat der Verband finnischer Energieindustrien (Energiateollisuus, ET) nun veröffentlicht. Die Umfrage wird seit 1983 jährlich durchgeführt.

Verzögerung bei Olkiluoto-3 beeinflusst Meinung

Die Befürwortung der Kernenergie in Finnland steht seit rund fünf Jahren auf einem soliden Fundament. So sprachen sich jeweils zwischen 67 bis 72% der Befragten für die Nutzung der Kernenergie aus oder waren gar für einen Ausbau. So lag den auch ein Schwerpunkt der Umfrage bei den Neubauprojekten und besonders beim «Bau der fünften Anlage» des Landes – Olkiluoto-3. Zwei Fünftel der Befragten hatten eine positive Haltung zu diesem Projekt, jedoch auch genau 40% sahen den Neubau mit negativen Gefühlen. Letztes Jahr waren 43% positiv und 36% negativ gestimmt. Die Autoren der Umfrage führen diese Verschlechterung auf eine sehr starke Medienberichterstattung über die Verzögerungen beim Bau von Olkiluoto-3 zurück.

54% für mindestens ein Neubauprojekt

Die Umfrage fand vor dem Grundsatzentscheid des finnischen Parlaments Anfang Juli 2010 zu den Neubauprojekten der Fennovoima Oy und der TVO statt. Auf die Frage, wie viele Baugesuche für neue Kernkraftwerke in naher Zukunft bewilligt werden sollten, antworteten 37% der Befragten «keine», 20% «eines», 15% «zwei», 10% «drei». Für 9% der Befragten dürfen so viele Gesuche bewilligt werden, wie es Eingaben gibt. Nur 8% hatten keine Meinung dazu. Damit befürworteten 54% den Bau von mindestens einem Werk.

Schwache Unterstützung für Tiefenlager

Nur rund ein Drittel der Befragten (32%) betrachtete die Tiefenlagerung radioaktiver Abfälle in Finnland als sicher. Dem widersprach beinahe die Hälfte der Befragten (48%). Die Ablehnung der Tiefenlagerung ist seit zehn Jahren ungefähr gleich stark verbreitet in der Bevölkerung und zeigt gemäss den Autoren der Umfrage, dass die Bedenken bezüglich radioaktiver Abfälle nicht direkt mit der Befürwortung der Kernenergie im Allgemeinen verlinkt sind. Denn zwei Drittel der Befragten sahen in den radioaktiven Abfällen eine fortlaufende Bedrohung für das Leben kommender Generationen und 42% waren der Meinung, dass radioaktive Abfälle in Zwischenlagern aufbewahrt werden sollten, bis neue Lösungen, anstelle der Tiefenlagerung, für deren Entsorgung zur Verfügung stünden. Trotzdem bewerteten 68% der Befragten die Nutzung der Kernenergie als vertretbar, weil damit die Abhängigkeit von Öl und anderen fossilen Brennstoffen reduziert werden könne.

In Finnland ist die Planung eines Tiefenlagers für ausgediente Brennelemente in Olkiluoto weit fortgeschritten. Die Posiva Oy plant, das Baugesuch für das Tiefenlager 2012 einzureichen und mit dem Bau des Lagers im Jahr 2015 zu beginnen. Damit könnte das Tiefenlager 2020 den Betrieb aufnehmen. Das finnische Parlament hat sich am 1. Juli 2010 für den Ausbau des Tiefenlagers in Olkiluoto auf 9000 t Uranäquivalent ausgesprochen. Diese Erweiterung soll es erlauben, den ausgedienten Kernbrennstoff der geplanten Kernkraftwerkseinheit Olkiluoto-4 der TVO aufzunehmen.

Quelle

D.S. nach ET, Bericht «Finnish Energy Attitudes 2009», 26. Juni 2010

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