Frankreich: Aufsichtsbehörde genehmigt Sicherheitsnachweis für geologisches Tiefenlager Cigéo
In Frankreich läuft die Prüfung des Baugenehmigungsantrags für das geologische Tiefenlager Cigéo für langlebige hochaktive und mittelaktive Abfälle. Die französische Autorité de sûreté nucléaire et de radioprotection (ASNR) hat nun eine positive Stellungnahme zum Sicherheitsnachweis für das Tiefenlager abgegeben.

Die langlebigen hochaktiven und mittelaktiven Abfälle Frankreichs sollen in einem geologischen Tiefenlager mit dem Namen Centre Industriel de Stockage Géologique (Cigéo) entsorgt werden. Ähnlich wie in der Schweiz werden die Abfälle dabei in einer Tongesteinsschicht eingebettet. Das geeignete Tongestein Callovo-Oxfordien und somit der Standort für das geplante Tiefenlager liegt in der Umgebung der Gemeinde Bure (an der Grenze der Départements Meuse und Haute-Marne), rund 180 Kilometer Luftlinie von Strassburg entfernt. Für das Cigéo reichte die französische Entsorgungsorganisation Agence nationale pour la gestion des déchets radioactifs (Andra) am 16. Januar 2023 den Baugenehmigungsantrag ein.
Das Ministerium für Energiewende beauftragte die Aufsichtsbehörden im März 2023 mit der technischen Prüfung des Antrags – dies im Rahmen eines klassischen Begutachtungs- und Prüfverfahrens. Gemäss ASNR wurden die Begutachtungen zuerst vom Institut de sûreté nucléaire et de radioprotection (IRSN) und dann von der Direktion für Forschung und Umweltbegutachtung der ASNR durchgeführt. Die ASNR ist erst am 1. Januar 2025 durch die Fusion der Autorité de sûreté nucléaire (ASN) mit IRSN entstanden. Der Prüfprozess wurde laut ASNR «in drei Phasen nach drei Themenbereichen durchgeführt: [beurteilt wurden] die für die Sicherheitsbewertung von Cigéo herangezogenen Basisdaten, die Sicherheit während des Betriebs der ober- und unterirdischen Anlagen [sog. Betriebssicherheit] und die Sicherheit nach dem Verschluss des Tiefenlagers [sog. Langzeitsicherheit]». Die ständige Expertengruppe für Abfälle sei miteinbezogen worden und habe drei Stellungnahmen abgegeben. Für jede der drei Untersuchungsphasen seien die Berichte und Gutachten veröffentlicht worden, worüber ASN und anschliessend die ASNR informiert hätten. Erwartungen und Bedenken von Interessengruppen und betroffenen Personen seien während des Verfahrens mehrfach im Rahmen eines technischen Dialogs abgeholt worden.
ASNR-Stellungnahme ist wichtiger Meilenstein im laufenden Bewilligungsverfahren
Die ASNR hat nun am 4. Dezember 2025 ihre Stellungnahme zu den Ergebnissen der Untersuchungen abgegeben. «Der im Baugenehmigungsantrag für das Cigéo vorgelegte Sicherheitsnachweis für die Betriebsphase und die Nachverschlussphase hat insgesamt einen Reifegrad erreicht, der den Erwartungen an einen Antrag auf Errichtung eines geologischen Tiefenlagers entspricht», schrieb die ASNR. Andra ergänzte: «Diese Stellungnahme bestätigt die Massnahmen, die Andra im Rahmen der Nachweisführung zur Sicherheit des Cigéos ergriffen hat, um das oberste Ziel zu erreichen: den Schutz von Mensch und Umwelt auf sehr lange Sicht vor den Gefahren, die von mittel- und hochaktiven langlebigen Abfällen ausgehen.» Damit hat Andra einen wichtigen Meilenstein im Baubewilligungsverfahren erreicht. Dieses wird nun weitergeführt; der nächste Schritt ist eine öffentliche Anhörung, die voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2026 stattfinden wird.
Das gesamte Baubewilligungsverfahren hat die ASNR auf ihrer Website grafisch dargestellt. Bevor die französische Regierung voraussichtlich 2028 die Baubewilligung erteilt, muss die ASNR eine abschliessende Stellungnahme abgeben und der Conseil d’État – als oberstes Verwaltungsgericht und Rechtsberater der Regierung – die Bewilligung juristisch gutheissen. Andra möchte 2028 mit dem Bau des Tiefenlagers und den ersten Erdarbeiten beginnen. Für die Inbetriebnahme von Cigéo ist eine separate Betriebsgenehmigung erforderlich, die zunächst nur den Pilotbetrieb abdeckt.
Quelle
B.G. nach Andra, Medienmitteilung, 4. Dezember 2025, sowie ASNR, Medienmitteilung, Stellungnahme und Erklärwebsite, 3. und 4. Dezember 2025
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